Herz nach Maß (German Edition)
zersplittern drohte. Mit zitternder Hand beugte er sich vor und stellte sie auf dem Tisch ab.
Will tat es ihm gleich, indem er seine eigene Flasche abstellte. Langsam streckte er eine Hand aus und berührte Jacks Oberschenkel. Unbewusst wiederholte er damit die Geste, die Luke vor so vielen Jahren gemacht hatte.
Jack erstarrte. Er sah auf Wills Hand hinunter, bemerkte die langen, schlanken Finger. Seine Haut war leicht gebräunt, die feinen Härchen auf seinem Arm ein goldener Braunton. Seine Berührung war fest, seine Finger drückten sanft Jacks Schenkel. Es fühlte sich an, als würde er gleichzeitig auch Jacks Herz drücken. Er bekam kaum Luft.
»Alles in Ordnung?«, fragte Will leise. »Ist das okay?«
Jack schluckte und nickte. Es war okay. Sie waren erwachsene Männer, die tun und lassen konnten, was sie wollten. Er war nicht länger achtzehn. Es war an der Zeit, endlich ehrlich zu sich selbst zu sein.
Will bewegte seine Hand über den jeansbedeckten Schenkel nach oben in Richtung von Jacks Schritt. Jacks Herz drohte, aus dem Gefängnis seines Brustkorbs auszubrechen. Wills Hand wanderte Jacks Schenkel wieder nach unten und er rutschte ein wenig dichter heran.
»Hey, Jack. Schon okay. Ich werde dich zu nichts drängen. Atme bitte wieder ruhiger, wenn du kannst. Zwischen uns wird nichts passieren, das du nicht willst. Das verspreche ich.«
Jack begegnete seinem Blick und schenkte ihm ein schwaches Grinsen. Er war sich der plötzlichen Verschiebung der Machtpositionen zwischen ihnen nur zu deutlich bewusst. Zum ersten Mal in seinem Leben als Erwachsener hatte er nicht die komplette Kontrolle über eine Situation. Das fühlte sich extrem seltsam an – gleichzeitig beängstigend und aufregend.
Wills Stimme klang beruhigend, seine Berührung war sanft. Instinktiv wusste Jack, dass er ihm vertrauen konnte. Er nahm einen tiefen Atemzug und stieß ihn aus, da er wollte, dass sich sein Herz beruhigte und seine Muskeln sich entspannten.
»Okay«, sagte er leise.
Will streichelte sein Bein, seine Finger kreisten über Jacks Innenschenkel. Jacks Schwanz drückte hart gegen seinen Reißverschluss und, unfähig zu widerstehen, sah er nach unten in Wills Schritt. Die Beule dort war unmissverständlich. Erneut startete sein Herz einen schnellen Trommelwirbel und ignorierte damit seine Anstrengungen, sich zu entspannen.
Will beugte sich vor, sein Gesicht berührte um ein Haar Jacks. Jack drehte sich weg. Will küsste seine Wange. »Es ist okay«, versprach er.
Wieder küsste er Jacks Wange. Jacks Lippen prickelten erwartungsvoll und noch ehe er sich davon abhalten konnte, wandte er das Gesicht wieder Will zu. In einer keuschen Berührung trafen sich ihre Lippen. Ihre Augen waren geöffnet, da jeder den anderen beobachtete, während sie sich küssten.
Jack spürte, dass Will zitterte. Ihm kam der Gedanke, dass Will möglicherweise genauso nervös war wie er. Irgendwie schenkte ihm das Mut. Er schloss die Augen und öffnete seine Lippen.
Zärtlich glitt Wills Zunge über seine Unterlippe und schlüpfte zwischen seine Zähne. Erschrocken wich Jack zurück, sein Herz schlug so laut, dass er es hören konnte. Will zog sich ebenfalls zurück. Seine grünen Augen leuchteten, seine Wangen waren gerötet.
Obwohl er Angst hatte, konnte er nicht leugnen, dass das Verlangen durch seine Adern pulsierte. War er schwul, war er lediglich neugierig, spielte das überhaupt eine Rolle? Er wollte Will küssen, die weichen Lippen erneut schmecken. Er könnte seine Angst überwinden – Will würde ihm Sicherheit geben.
Wieder schloss er die Augen, lehnte sich vor und bot stumm seine Lippen dar. Will flüsterte leise: »Jack«, dann trafen sich ihre Lippen erneut. Will berührte seinen Hinterkopf. Seine eigenen Hände waren an seinen Seiten erstarrt.
Wills warme Zunge fuhr wieder seine Lippen entlang. Jack spürte, wie sie in seinen Mund eindrang. Will schmeckte nach Kaffee und Bier. Er roch wunderbar nach Shampoo und irgendeiner Art von subtilem Zitrus-Aftershave. Ihre Zungen begannen, umeinanderzutanzen.
Oh mein Gott, ich küsse einen Mann. Ich küsse einen Mann.
Eine Sekunde lang versuchte er, sich zurückzuziehen, als die Ängste in ihm beinahe die Oberhand gewannen. Will zog ihn jedoch zärtlich, aber bestimmt dichter zu sich.
»Es ist okay«, flüsterte er wieder. »Wir wollen das beide. Es ist nicht falsch. Es ist gut.«
Es war gut. Es fühlte sich gut an. Besser als jeder andere Kuss, den er jemals bekommen hatte. Er
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