Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
unterdrücktes Kichern damit. Weshalb ich ihr spielerisch in die Seite knuf fe. Was in ein entzücktes Quieken von ihr ausartet. Sodass wir alle Aufmerksamkeit auf uns haben, kaum dass wir ebenfalls das Wohnzimmer betreten u nd folglich meine Mum wieder auf den Plan rufen.
„Jetzt gib die Kleine mal her und zieh dir endlich etwas an“, nimmt sie mir Lilly ganz selbstverständlich vom Arm und zu meiner Verwunderung scheint die Maus damit keinerlei Problem zu haben. Was mich einen fragenden Blick zu Jaden werfen lässt, der nur die Schultern zuckt und lächelt. Während meine Mutter bereits mit Lilly vor einem Sideboard hockt und einige alte Kinderbücher von mir herauskramt. Weshalb ich die Gelegenheit nutze und blitzschnell nach Jadens Handgelenk greife.
„Komm mit“, gebe ich ihm kaum die Möglichkeit, sich dafür oder dagegen zu entscheiden und verschwinde mit ihm in die obere Etage, wo sich mein Zimmer befindet, in dem er sich eingehend umsieht, derweil ich in meinem Schrank nach einem passenden Shirt für mich suche. Nur um den zerwühlten Haufen und mich selber zu verfluchen und schließlich aus Protest gegen meine innere Aufruhr ein älteres, schlicht schwarzes Oberteil herausziehe und flink überstreife.
Wobei ich mich jedoch furchtbar unattraktiv finde, kaum dass ich mich Jaden wieder zugewendet habe und sein gesamtes Erscheinungsbild jetzt auf mich wirkt. Er sieht wahnsinnig hinreißend aus, wie er mitten in meinem Zimmer steht und sich alles genauestens betrachtet. Was mir die Möglichkeit bietet, ihn ganz ungeniert zu mustern. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mich der Anblick keineswegs kalt lässt. Ich fühle mich von seiner Ausstrahlung geradezu benebelt, dass ich zuerst überhaupt nicht bemerke, dass er meine Blicke inzwischen mitbekommen hat und etwas unsicher wirkt.
„Du bist unglaublich hübsch, Kleiner“, kommt ein unkontrolliertes Raunen aus meiner Kehle und erschreckt mich selbst, weil ich meine Empfindungen in Jadens Nähe offensichtlich kein bisschen beeinflussen kann und mich hier zum Volldeppen mache. Wie muss das denn bitteschön für ihn aussehen? Und es kommt noch viel schlimmer.
„Was ist eigentlich mit Lillys Mutter?“, entwischt mir die nächste Peinlichkeit und ich kann kaum nachvollziehen, wieso ich ihm auf einmal so nah bin. Meine Wahrnehmung scheint völlig gestört und bringt mich in echte Schwierigkeiten, wie ich eindeutig Jadens verwirrtem Blick entnehmen kann. Unmerklich versucht er vor mir zurückzuweichen und der seltsamen Situation zu entfliehen.
„Was?“, ist es mehr ein Krächzen von ihm, als wäre diese Frage vollkommen abwegig und lässt mich schwer schlucken.
„Hast du … ich meine … bist du … mit ihr zusammen … hast du … eine Freundin?“, kann ich mein Gestotter selbst nicht glauben und bereue die Frage sofort, als ich die Veränderung in Jadens Blick ausmache.
„Ich hab’s nicht so mit Mädchen“, klingt er fast ein wenig trotzig und fragt direkt, „hast du ein Problem damit?“, was mich kurz stutzen lässt, weil er augenscheinlich in eine Art Abwehrhaltung verfällt, die mich irgendwie traurig macht. Weil das vertraute Gefühl zu ihm plötzlich wie durch eine ihn umgebende Mauer verschwindet.
„Sollte ich?“, bringe ich die Gegenfrage kaum heraus und habe den Eindruck, als würde eine ganze Armee weiterer Worte in meinem Hals feststecken. Nicht sicher, welchen Weg sie nehmen wollen. Aufwärts in die alles zerstörende Freiheit oder vergessen in den Tiefen meines Bewusstseins.
„Könnte ja sein, dass du Angst hast, dass ich dich anstecke“, zieht er provokant seine Augenbraue nach oben und lässt mich den Abstand zwischen uns wieder verringern. Ohne dass er zurückweicht, beuge ich mich näher zu ihm hervor, sodass ich seinen warmen, hastigen Atem fast auf meinem Gesicht spüren kann und schlucke.
„Würdest du mich denn anstecken wollen?“, ist es mehr nur ein Wispern, auf das er ebenso leise antwortet. „Tut mir leid. Ich sammle keine Trophäen“, und sich ruckartig abwendet, um aus meinem Zimmer zu stürzen. Mich mit meiner ganzen Verwirrung über diesen Dialog, seine Bedeutung und meine seltsame Enttäuschung hier allein stehen lassend.
Und genau diese Niedergeschlagenheit, dass er mich ganz offensichtlich nicht wollen würde, selbst wenn er könnte, beängstigt mich. Weil sie mir viel zu deutlich macht, dass ich wirklich im Stande bin, mich zu einem Jungen, einem Kerl, hingezogen zu fühlen.
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