Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
einem Pinsel und warte, bis Lilly sich entschieden hat und nach eingehender Prüfung mit ihrem Zeigefingerchen auf rot zeigt.
„Grün?“, greife ich zielsicher die falsche Flasche und schmunzle zufrieden vor mich hin, als Lilly „nein rot“ ruft. Während Katja mir einen anerkennenden Blick zuwirft.
„Rot ist eine gute Wahl“, grinse ich Lilly an, während ich die Farbe nehme und schüttle, unterdessen Lilly zustimmend voller Überzeugung nickt. Was mich wieder daran denken lässt, mit welcher Gewissheit sie manche Dinge tut und wie verwirrend es für sie sein muss, Jaden nicht immer als ihren Papa sehen zu dürfen. Womit ich ganz selbstverständlich einen Unmut gegenüber Jadens Eltern entwickle, obwohl ich sie überhaupt nicht kenne. Doch allein das autoritäre Auftreten von seinem Vater, als ich die beiden gestern Nachmittag nach Hause gebracht und er in der Tür auf sie gewartet hat, bereitete mir schon ein ungutes Gefühl.
„Leien“, klopft Lilly mit ihrer rechten Hand auf meinem Oberschenkel herum, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen und streckt mir verlangend ihre linke Handfläche entgegen, damit ich ihr endlich die ersehnte Farbe auftrage. Und vielleicht hätte mir vorher mal einer sagen sollen, dass man zweijährige Kinder in Verbindung mit Farbe nicht unterschätzen darf. Denn kaum ist ihre komplette Hand in sattem Rot eingepinselt, wirft sich Lilly nach vorne und langt an mein bis eben noch weißes T-Shirt. Welches nun eine winzige rote Hand ziert.
„Lilly!“, springe ich überrumpelt von meinem Stuhl hoch und sehe mir das Missgeschick eingehend an. Wahnsinnig froh darüber, heute ein schlicht weißes und keines meiner Lieblingsshirts angezogen zu haben. Mein entsetzter Gesichtsausdruck scheint keinen hier zu beeindrucken, weil alle zusammen in haltloses Gekicher verfallen und Katja mich mit einem unterdrückten Schmunzeln ein wenig mitleidig ansieht.
„Geht das wieder raus?“, ist meine einzige Frage, die ich umgehend bereue, als ich Lilly ihr trauriges Gesicht bemerke und mich sofort neben ihren Stuhl hocke.
„Hey, Maus. Ist nicht schlimm. Ich bin dir nicht böse, okay?“, versuche ich sie wieder zu einem Lächeln zu motivieren, was leider nicht wirklich funktioniert. Bis ein geflüstertes „oh oh“ von Katja kommt.
„Was?“, will ich wissen und weiß nicht wirklich, ob ich mich über ihren Gesichtsausdruck freuen soll. Irgendwie macht er mir Angst. Eine Mischung aus Mitleid und Schadenfreude prallt auf mich herab, während Katja auf das Etikett der Farbflasche in ihrer Hand deutet.
„Du hast eindeutig daneben gegriffen“, seufzt sie und lässt meinen Blick kurz über die Flaschenansammlung auf dem Tisch gleiten. Verschiedene Flaschen stehen dort verteilt und fast schon höhnisch lacht mich eine Flasche mit roter Farbe und der Aufschrift „Fingerfarben“ an. Wogegen auf der von mir gewählten Farbe in fetten schwarzen Buchstaben „Textilfarbe“ prangt.
„Und jetzt?“, klingt meine Stimme ziemlich verzweifelt.
„Musst du es bügeln und hast eine schöne Erinnerung an Lilly“, grinst Katja.
„Das ist eine super Idee“, zwinkere ich Lilly an, die daraufhin endlich wieder lächelt.
„Wollen wir dann für deinen P… Jaden jetzt eine wunderschöne Karte basteln?“, grinse ich, nachdem ich mich beinahe verplappert hätte, um ihr mit aller Deutlichkeit zu zeigen, dass ich wirklich nicht böse auf sie bin und schnappe mir erneut ihr Händchen, um es dieses Mal mit der richtigen Farbe einzupinseln.
Mit einer unglaublichen Gewissenhaftigkeit platziert sie ihr Händchen auf dem gefalteten Papier und strahlt übers ganze Gesicht, als sie vorsichtig ihre Fingerchen wieder löst.
„Das hast du fein gemacht. Da wird Jaden sich aber freuen“, flüstere ich in ihr Ohr und schnappe sie von hinten unter den Armen, um sie weit von mir gestreckt in den Waschraum zu tragen. Weil ich einen weiteren Farbunfall zu verhindern weiß.
Wo ich ihr dann helfe, die Händchen richtig sauber zu bekommen und sie kitzelnd wieder zurückbringe.
„Ryan, kannst du bitte kurz unten im Büro fragen, wie weit Frau Reimann mit den Essengeldabrechnungen ist? Einige der Eltern haben schon gefragt“, bittet mich Katja, als ich Lilly auf dem Boden absetze und mache mich sofort auf den Weg.
Mit etwas viel Schwung eile ich um die Ecke und renne dabei fast Jaden über den Haufen, den ich gerade noch an seinen Oberarmen zu packen kriege, ehe er rückwärts die Treppen hinunterstürzt. Was ihn
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