Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
keine Sorgen. Du schaffst das schon.“
„Woher weißt du das? Was ist, wenn …“
„Weil du auch etwas von meiner Seite abbekommen hast. Und wir Evans-Frauen sind stark. Wir lassen uns nicht unterkriegen, ob mit oder ohne Magie.“
„Und notfalls werfen wir auch mal mit Tellern“, witzelte ich.
Sie lachte. „Genau. Wo wir gerade davon reden – müsstest du nicht halb verhungert sein? Deine Nanna hat Brathähnchen mit Kartoffelbrei und Soße gemacht, genau, wie du es magst.“
Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Klar, hört sich prima an.“ Warum sollte ich auch keinen Hunger haben? Dass mein normales Leben plötzlich vorbei war, sollte mir doch nicht den Appetit verderben, oder?
Am liebsten hätte ich für den Rest des Wochenendes mit niemandem mehr geredet. Aber weil Nanna meinte, meine Freundinnen hätten die Woche über immer wieder angerufen, raffte ich mich auf und meldete mich später am Abend bei Anne.
Nachdem wir ein bisschen geredet hatten, wollte ich sie lieber vorwarnen, was mein Aussehen anging. Aber als ich beschreibenwollte, wie sehr ich mich verändert hatte, lachte sie nur.
„Mach dir deswegen keine Sorgen, Sav. Ich liege jedes Jahr ein paar Tage mit Grippe flach und könnte nachher schwören, mein Kopf sei zu groß für meinen Körper. Wenn du nächste Woche früher in die Schule kommst, könnte ich dir übrigens helfen, den verpassten Stoff in Algebra nachzuholen.“
„Mhm, gute Idee.“ Ich zögerte. Ich hätte gern gewusst, ob mich noch jemand vermisst hatte, vor allem ein bestimmter Junge. Aber ich wusste nicht, wie ich beiläufig fragen sollte, ohne eine große Sache daraus zu machen. Und warum sollte ich jemand anderem als meinen Freundinnen fehlen? Also ließ ich es bleiben und verabschiedete mich.
Als ich Carrie und Michelle anrief, erwähnte ich gar nicht erst, dass sich mein Aussehen verändert hatte. Wahrscheinlich würde es außer mir sowieso niemandem auffallen.
Aber als ich Montagmorgen in der Schule ankam, zu spät, um mich mit Anne zur Nachhilfe an den Picknicktischen zu treffen, kam ich mir mehr denn je wie ein Freak vor. Vielleicht bildete ich mir einige Veränderungen nur ein, aber meine Brust war wirklich größer geworden: Ich hatte volle anderthalb Körbchengrößen zugelegt. Mom und ich hatten Sonntag noch dringend Shirts und BHs kaufen müssen, damit ich heute in der Schule nicht zu schlampig aussah. Selbst mit dem größeren Shirt fühlte ich mich vor der ersten Stunde im Flur wie auf dem Präsentierteller. Ich achtete darauf, dass ich mir immer den Schreibblock vor die Brust drückte. Die Jungs im ersten Highschooljahr machten gern fiese Bemerkungen über kurvige Mädchen aus unserem Jahrgang, und noch mehr Lästerei konnte ich wirklich nicht brauchen. Leider konnte auch der Schreibblock nicht verhindern, was als Nächstes kam.
„Die hat sich die Brüste aufpumpen lassen! Wie schlecht ist das denn!“, rief Vanessa in meine Richtung. Lachend liefen sie und ihre Schwester an mir vorbei. Obwohl sie nicht wirklich brüllten, waren sie laut genug, um den Lärm auf dem Flur zu übertönen. Durch Magie? Hätte ich ihnen zugetraut. Sicher sollte jeder hören, wie sie mich drangsalierten.
Und dann spürte ich es. Als würde sich ein giftiges Gas auf meiner Haut ausbreiten, unter mein Shirt kriechen und eine Gänsehaut verursachen. Wie seltsam … dieses Gefühl, was es auch war, kam ganz sicher nicht von mir.
Was war das, verdammt? Davor hatte mich niemand gewarnt. Entweder wurde es durch Magie oder durch meine Vampirseite ausgelöst. Oder hatten die Zickenzwillinge mich gerade verhext? Sobald ich eine Toilette gefunden hatte, wo ich in Ruhe reden konnte, musste ich Mom anrufen.
Beim Weitergehen zwang ich mich dazu, die Hände still zu halten, obwohl ich mir am liebsten dieses widerliche Gefühl von der Haut gekratzt hätte. Ich versuchte, an etwas anderes zu denken, egal woran.
Stattdessen musste ich mich auf dieses seltsame Gefühl konzentrieren, weil es sich veränderte. Je mehr Abstand ich von den Zwillingen hatte, desto stärker verblasste der finstere Eindruck von bösen Absichten. Jetzt spürte ich eher eine verworrene Mischung, verzwirnte Spinnweben aus Sorgen, Freude, Traurigkeit und Angst. Vielleicht wurde ich wahnsinnig, weil ich am Wochenende zu viel verrücktes Zeug über mich und meine Familie erfahren hatte.
Es sei denn … ich konnte jetzt die Gefühle der anderen spüren.
Mein Gott. Wenn ich mich konzentrierte, wurde es noch
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