Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
äh, ich arbeite nicht allzu weit davon entfernt, das Elektrizitätswerk liegt quasi direkt gegenüber – aus der Vogelperspektive gesehen, jedenfalls. Bis zu euch muss man trotzdem noch ein ganzes Stück mit dem Fahrrad fahren.«
Iris lächelte ihn von der Seite her an. »Ich freue mich, dass du uns besuchen willst, Ned.« Sie blinzelte ihn an, und dieses Blinzeln sprach Bände.
Er spürte, wie sein Herz erneut einen Sprung machte, und wandte sich verlegen ab, um aus dem Fenster zu starren. Er war sich sicher, dass er sich nicht irrte: Iris flirtete mit ihm! Sie saßen jetzt schon so lange eng nebeneinander, dass er nicht mehr spürte, wo sein Schenkel endete oder der ihre begann, aber er wagte nicht hinzusehen. Es war offensichtlich, dass Iris an ihm interessiert war!
»Das dort oben ist die Schule«, erklärte Walker und zeigte auf ein großes Gebäude.
»Hast du schon mit der Schulleitung gesprochen, Dad?«
»Ja! Selbstverständlich wird man dir eine Anstellung anbieten. Gute Lehrkräfte sind rar.«
»Warum fahren wir nicht noch etwas herum?«, schlug James vor. »Auf diese Weise kannst du dir einen Überblick verschaffen. Ned, hast du wichtige Termine?«
»Nein«, antwortete er hastig.
»Das dort sind der Club und der Golfplatz – und dahinter siehst du die St.-Michael’s-Kirche, in die wir sonntags immer zum Gottesdienst gehen«, sagte ihre Mutter. »Vielleicht wirst du dort eines Tages heiraten«, fügte sie hinzu. Als Iris entnervt aufstöhnte, kicherte sie leise vor sich hin.
Jetzt spielte James den Fremdenführer. »Zu deiner Linken befindet sich das Elektrizitätswerk, wo Ned arbeitet.« Er zeigte auf ein großes weißes Gebäude. »Es liefert die Elektrizität für die Minen. Richtig, Ned?«
»Ja, hier in KGF ist alles sehr modern, Iris«, bestätigte er lächelnd.
»Wir befinden wir uns jetzt in Champion Reef. Diese Straße führt weiter nach Robertsonpet – das ist eine nette kleine Stadt. Dort gibt es auch ein staatliches Krankenhaus.«
»Das werde ich mir niemals alles merken können«, sagte Iris.
»O doch, das wirst du«, widersprach Ned. »Wenn du dir erst einmal einen Überblick verschafft hast, wirst du sehen, dass hier alles sehr klein und überschaubar ist.«
Und so fuhren sie weiter, während James Iris all die Orte zeigte, die Ned inzwischen so gut kannte. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was er empfunden hatte, als er das erste Mal hierhergekommen war, aber das wollte ihm einfach nicht gelingen. Das alles schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Bella hatte sich, obwohl sie keinesfalls seine Gefühle verletzen wollte, dafür entschieden, in Madras zu bleiben. Ned hatte dafür Verständnis gezeigt; auch er hatte sich verändert. Das Leben, das er führte, wäre für Bella mit all ihren Bedürfnissen, die sie als Teenager nun einmal hatte, bestimmt nicht das Richtige gewesen. Die Grenfells hatten ihr ein wunderbares Leben und eine hervorragende Ausbildung ermöglicht. Er und seine Schwester hatten Robbie so viel mehr zu verdanken als nur ihre Flucht.
»Ich habe dir doch von meinem Freund Jack berichtet, weißt du noch? Das dort ist die Mine, in der er arbeitet. Sie heißt William’s Shaft und gehört zu Top Reef. Ich denke, du wirst Jack mögen«, sagte Ned.
»Obwohl er ein waschechter Gauner ist«, fügte Walker hinzu.
»Gauner?«, wiederholte Iris, als wäre sie nicht ganz sicher, was sie meinten.
Ned lachte. »Ich glaube, dein Vater will nur höflich sein. Eigentlich will er damit sagen, dass Jack ein unverbesserlicher Schürzenjäger ist.«
»Wirklich? Nun, dann kann ich es gar nicht mehr erwarten, ihn kennenzulernen.«
»Oh, das wirst du schon bald. Ich habe ihn überredet, nächsten Dienstagabend zum Tanz zu kommen.«
»Das wäre dann eine Premiere«, murmelte ihre Mutter.
Als sie mit dem Auto in die kleine, kreisförmige Auffahrt einbogen, quietschte Iris vor Begeisterung. »Oh, das ist ja wunderbar. Ich liebe diesen großen Baum schon jetzt!«
»Er spendet einen wunderbaren Schatten, meine Liebe. Dein Vater sitzt gern dort und nimmt seinen Nachmittagstee ein.«
Sie stiegen aus dem Auto, streckten sich und zogen ihre Kleidung zurecht, die in der drückenden Hitze an ihrer Haut festgeklebt war. Ihr Gespräch hatte sich jetzt alltäglicheren Dingen zugewandt, dem Haus und den Dienern – die allesamt auf der Treppe Aufstellung bezogen hatten, um Miss Iris zu begrüßen. Ned hatte das Gefühl, dass er jetzt nicht weiter stören sollte.
»Jim, wirst du
Weitere Kostenlose Bücher