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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Hilfe brauchen, wenn die Koffer kommen? Wenn nicht, dann sollte ich mich jetzt auf den Weg machen.«
    »Renn doch nicht gleich davon«, sagte Dr. Walker. »Du weißt, dass du hier immer willkommen bist …«
    Walkers Vorschlag war durchaus verlockend, aber Ned wollte die Gastfreundschaft der Familie nicht noch mehr strapazieren. »Nein, Harold. Ich habe noch ein paar Besorgungen zu machen, die ich schon seit Wochen aufgeschoben habe. Dies ist mein erster freier Tag seit Langem, und es wäre wunderschön, ihn mit euch zu verbringen, aber ich glaube, ihr braucht jetzt ein wenig Zeit für euch. Dieser Tag sollte der Familie gehören.«
    »Aber du gehörst doch zur Familie, Ned«, widersprach James und sah noch einmal nach, ob nicht doch jemand etwas im Auto vergessen hatte.
    Ned nickte dankbar. »Ihr seid sicher müde und wollt euch erst einmal ausruhen. Ich komme wieder, keine Sorge.«
    »I n Ordnung, Ned. Wir sehen dich dann später. Komm doc h zum Abendessen, wenn du möchtest. Ansonsten bis morgen, beim Picknick.«
    Ned wandte sich zum Gehen. »Bitte sag den Damen für mich Auf Wiedersehen, Harold. Ich will sie nicht noch einmal stören.« Insgeheim hoffte er ein wenig darauf, dass Iris enttäuscht war, weil er schon ging.
    Walker salutierte scherzhaft und verschwand dann ins kühle Innere eines der schönsten Bungalows der Gegend. Ned fragte sich, wie Iris nach den hektischen und aufregenden Jahren in London mit dem Leben in dieser winzigen Oase inmitten der Wildnis von Südindien zurechtkommen würde. Mit Sicherheit würde sie für eine ganze Weile die Ballkönigin sein, und ihr Aussehen würde sie zum begehrten Objekt für jeden heiratswilligen Junggesellen machen – von denen es hier viele gab, und die meisten von ihnen hatten weit mehr zu bieten als Ned.
    Er würde also schnell handeln und sich Iris offenbaren müssen. Vorausgesetzt, er fand den Mut dazu. Vielleicht würde er sogar Jacks Hilfe in Anspruch nehmen müssen; niemand wusste besser, wie man das Herz einer Frau eroberte als Jack Bryant.
    Iris beobachtete von ihrem Fenster aus, wie Ned sich entfernte. Er war genauso, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Sie hatte Menschen schon oft falsch eingeschätzt, Ned aber hatte sich ganz und gar als der schüchterne, vorsichtige und intelligente Mann erwiesen, für den sie ihn gehalten hatte. Es war mehr als offensichtlich, dass er ihrer Familie sehr nahestand, vermutlich weil er – mit Ausnahme seiner Schwester, von der er in seinen Briefen immer so liebevoll gesprochen hatte – keine Angehörigen mehr hatte.
    Neds äußere Erscheinung hingegen war für sie eine Überraschung gewesen. Sie hatte ihn sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund wesentlich größer und dunkelhaarig vorgestellt, auch wenn er einmal, wie sie sich jetzt erinnerte, erwähnt hatte, dass alle in seiner Familie blond seien. In ihrer Vorstellung hatte er eine Brille getragen und irgendwie gelehrt ausgesehen. Der Mann, den sie heute kennengelernt hatte, sah wesentlich besser aus, als sie erwartet hatte. Sein Lächeln war strahlend und ansteckend. Sie liebte das Timbre seiner Stimme – sie klang weich und samtig. Es war das reinste Vergnügen, ihm zuzuhören.
    Auch wenn Ned noch sehr zurückhaltend war, so war sein Blick doch direkt und fest, wenn er sie ansah. Gleichzeitig lag in seinen blauen Augen etwas Naives, beinahe Wehmütiges, das den Eindruck, den sie aus seinen Briefen gewonnen hatte, nur bestätigte: Ned schien ein Träumer zu sein.
    Sie winkte ihm lächelnd zu, obwohl er sie wahrscheinlich nicht gesehen hatte, als er über die Schulter einen kurzen Blick zum Haus zurückgeworfen hatte. Ihr gefiel das Gefühl, das dieser Blick in ihr weckte. Sie wandte sich vom Fenster ab und betrachtete die Blumen, die ihre Mutter in ihr Zimmer hatte stellen lassen. Ihre Farben und Formen waren zart – genau wie Ned es zu sein schien. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er einmal laut werden konnte. Das war ungemein tröstlich, nachdem sie mitbekommen hatte, wie es in der Ehe ihres Arbeitgebers hinter verschlossenen Türen tatsächlich zugegangen war. Nicht nur einmal hatte die Frau an heißen Tagen etwas Langärmeliges getragen. Iris erinnerte sich, dass sie nachts manchmal von leisen Schreien geweckt worden war. Sie war aufgestanden, um nachzusehen, ob die kleinen Mädchen, die sich in ihrer Obhut befanden, nicht aufgewacht waren, weil die Eltern sich wieder einmal stritten oder der Vater betrunken über seine Frau hergefallen war.
    Nein,

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