Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Tanz am Dienstag helfen wollen.«
Ned freute sich und trat in seinem Pyjama an die Tür. Er würde keine einzige Gelegenheit verpassen, etwas Zeit mit Iris zu verbringen. Und ganz offiziell darum gebeten zu werden, bei der Herstellung der kul-kuls mitzumachen, war eine Ehre, die normalerweise nur engen Familienmitgliedern zuteilwurde. »Sag der Madam, dass ich gleich komme. Und, Joseph … richte ihr bitte meinen Dank aus.«
Der Junge hüpfte davon. Ned verschwendete keine Zeit. Nach der berühmten »Ganges-Dusche«, für die er einen Eimer und einen Krug benötigte und an die er sich inzwischen bestens gewöhnt hatte, schlüpfte er in ein frisches Hemd und verließ bereits nach wenigen Minuten seine kleine Wohnung. Er nahm an, dass es den Italienern nichts ausmachte, wenn er sich eines ihrer Fahrräder auslieh. Immerhin hatten sie sich sein eigenes vor nicht allzu langer Zeit auch schon einmal geborgt. Er hatte es mit einer heftigen Acht im Vorderrad zurückbekommen, und jetzt stand es in der Werkstatt in Nundydroog. So eng aufeinanderzuwohnen, hatte Vor- und Nachteile. Streng genommen hätte er nicht einmal diese Unterkunft bekommen dürfen, denn sie war für Beamte und Männer mit einem festen Arbeitsvertrag vorgesehen, aber irgendwann – wahrscheinlich hatte Jack das wieder einmal für ihn gedeichselt – hatte man ihm drei kleine Zimmer in der Reihe winziger Häuschen angeboten. Jack war erst vor Kurzem von dort in seinen Bungalow auf dem Hügel umgezogen.
Im Haus der Walkers war die kul-kul- Produktion bereits angelaufen. Ned roch frischen Kaffee und hörte Gelächter, als er sich der Eingangstür näherte. Wie üblich sagte Sabu, der ihn empfing, kein Wort, aber sein Benehmen zeugte wie immer von Respekt und Würde.
»Guten Morgen, Sabu.«
Der Hausdiener nickte stumm, ließ dies aber wie eine höfliche Verbeugung aussehen.
»In der Küche?«
»Im Wohnzimmer, Sir. Eine ganz schöne Schweinerei.«
»Guten Morgen, alle zusammen«, sagte Ned, als er einen Vorhang zur Seite schob, der im Türrahmen befestigt war. Sofort sah er sich suchend nach Iris um, konnte sie aber nirgends entdecken. Tiefe Enttäuschung überfiel ihn. Im Zimmer saßen nur Flora Walker und zwei ihrer anderen Töchter. Plötzlich kam er sich unglaublich lächerlich vor. »Jetzt sagt bitte nicht, dass ich hier das einzige männliche Wesen bin.«
Alle kicherten. »Genauso ist es aber, mein Junge«, gestand Flora. »Ich fand es so schade, dass du neulich nicht mit uns zu Abend gegessen hast.«
»Das war doch ein Familienessen.«
Flora hob tadelnd den Finger. »Wie du sehr wohl weißt, gehörst du zur Familie, Ned. Iris schläft übrigens noch, die Faulenzerin, aber sie wird sich bald zu uns gesellen.«
Neds Stimmung besserte sich auf der Stelle.
»Setz dich hierhin«, bot Christine an und rückte einen Platz weiter.
»Kannst du dich noch daran erinnern, wie man kul-kuls macht?«, fragte Flora.
»Mum, vor ein paar Jahren hat er an Weihnachten mit uns zusammen ganze Berge davon hergestellt«, erinnerte Geraldine sie. »Kaffee, Ned?«
Er nickte und lächelte sie an.
»Hast du überhaupt schon etwas gegessen?«, fragte Flora.
»Ich bin nicht hungrig, vielen Dank.«
Flora schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sag Sabu, er soll ein paar von den Curry- samosas zum Kaffee bringen, meine Liebe«, sagte sie dann an ihre Tochter gewandt.
Ned knurrte allein schon bei der Erwähnung von Floras berühmten pikanten Gebäckteilchen der Magen.
»Du hast doch gesagt, sie seien für den Tanz«, beklagte sich Christine, allerdings ohne jeden Nachdruck. Sie alle mochten Ned und gönnten ihm die Leckerei.
»Das ist richtig, aber ein junger Mann muss immer etwas im Magen haben. Ah, da ist ja unsere Schlafmütze. Guten Morgen, mein Schatz«, sagte Flora und stand auf, um ihrer jüngsten Tochter einen Kuss auf die Stirn zu geben. »Setz dich doch neben Ned.«
Er wurde rot. »Wie geht es dir, Iris?«, fragte er, nachdem alle anderen verstummt waren.
»Also … es fühlt sich irgendwie seltsam an, hier zu sein, aber auch wunderbar.«
»Oh, gut«, sagte er und stand auf, um sie vorbeizulassen. Ein prickelndes Gefühl erfasste ihn, als sie ihn kurz streifte. Rasch setzte er sich wieder hin.
»Nach dem Tanzabend wird sich das ändern, mein Kind«, versicherte ihr Flora. »Du wirst dort ein paar vertraute Gesichter aus Bangalore sehen, und es wird dir schon bald so vorkommen, als hättest du Indien nie verlassen.«
Iris lächelte. »Das denke ich
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