Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
betreten.Und nun stand plötzlich Jack in der Tür. Sie würde nicht an ihm vorbeikommen, ohne ihn zu berühren, ohne ihn berühren zu wollen! Iris ging ein paar Schritte weiter in den Raum hinein. Sie hatte das Gefühl, dass das Urteil über sie bereits gesprochen war. Nicht nur, weil sie nicht die Kraft fand, das Zimmer zu verlassen, sondern vor allem, weil dort ein riesiges Himmelbett stand. Verblichene Vorhänge waren halb zugezogen, und durch die großen Fenster sah sie einen Kamelienstrauch, mehr ein Baum, der den Blick ins Zimmer verwehrte.
Iris spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch atmete. Langsam ging sie auf Jack zu. Er stand still wie eine Statue an den Türrahmen gelehnt, den er beinahe ausfüllte. Seine Augen, dunkler jetzt, durchbohrten sie geradezu.
Jack stieß sich vom Türrahmen ab. Sie zuckte zusammen, er schrocken und erregt zugleich. Oh, nein! So ein Mädchen war sie nicht! Es war jedoch, als würde eine andere von ihrem Kö rper Besitz ergreifen. Sie war hilflos wie eine Marionette, tanzte an den Fäden des Verlangens, das sie plötzlich beherrschte.
»Iris«, sagte er mit belegter, heiserer Stimme.
»Jack, das dürfen wir nicht tun.« Wenigstens klangen ihre Worte noch vernünftig, auch wenn es für sie beide längst zu spät war.
Gelegenheit, Ungestörtheit und Verlangen trafen in diesem Augenblick zusammen. Die Entscheidung lag allein bei ihr. Jack hielt inne. Er berührte sie noch immer nicht, stand jedoch so nahe bei ihr, dass sie die Hitze spürte, die sein Körper ausstrahlte.
Es war allein ihre Entscheidung. Er würde sie ihr nicht abnehmen.
Und Iris entschied sich.
S ie legte ihre Wange an seine Brust, und dann befand sie sich auch schon in seiner starken, alles umfassenden Umarmung … und war verloren.
Iris erinnerte sich später nicht daran, dass er sie hochgehoben und aufs Bett gelegt hatte. Sie erinnerte sich nicht einmal daran, dass Jack sie entkleidet hatte. An den Augenblick dagegen, in dem sie ihren Körper zu verlassen schien und dabei zusah, wie er sich auszog, erinnerte sie sich später allerdings sehr wohl. Er wirkte wegen seiner verletzten Schulter noch immer ein wenig unbeholfen, doch sie half ihm nicht. Sie sah einfach nur zu, gebannt von seinem Anblick, so überwältigend kraftvoll in seiner nackten Männlichkeit. Jack hatte keinerlei Rundungen, da war nicht einmal die Andeutung weicher Formen; er bestand nur aus harten Muskeln und kantigen Flächen.
Als er sie küsste, zuerst ganz sacht, ganz zärtlich, traten Tränen aus ihren Augen und liefen in ihren Haaransatz hinein. Bittersüße Tränen der Traurigkeit, die sie wegen Ned empfand. Doch schon bald wurde diese Traurigkeit von der unbändigen Freude darüber vertrieben, dass sie hier und jetzt in den Armen des Mannes lag, den sie mehr als jeden anderen auf dieser Welt begehrte.
Schließlich fragte er sie heftig atmend, ob sie bereit sei. Als sie stumm nickte, drang er sanft und vorsichtig in sie ein. Es tat weh, aber Iris hieß diesen Schmerz willkommen. Ihr leises Keuchen ließ ihn zögern, doch es zeugte allein von tiefster Befriedigung und Erleichterung.
Instinktiv zog sie ihn noch näher zu sich heran. Seine Küsse wurden leidenschaftlich und fordernd, und sie gab sich ihm vollkommen hin. Sie folgte seinem Rhythmus, während ihre Finger jeden Zentimeter seines Körpers erkundeten, um ihn sich ins Gedächtnis einzuprägen, denn sie wusste, dass dies das erste und das letzte Mal sein würde, dass Jack und sie das alles miteinander erleben würden … diese hilflose, hoffnungslose Leidenschaft, die sich rücksichtslos über ihr Gewissen hinwegsetzte.
Sie lagen auf dem Bett und hielten einander fest umschlungen, eingehüllt in ein tiefes Schweigen. Und auch wenn Iris es nicht als tiefe Reue bezeichnet hätte, so empfand sie doch ein gewisses Bedauern, von dem sie wusste, dass sie es niemals wieder würde abschütteln können. Gleichzeitig spürte sie Eifersucht in sich aufkeimen. Sie würde Jack kein zweites Mal auf diese Weise besitzen und hasste bereits jetzt jede andere Frau, die ihn in sich spüren, die seine Küsse auf ihrer Haut, seine Hände auf ihrem Körper fühlen würde.
Es wäre nur ein einfaches »Ja« nötig gewesen, und Jack und sie hätten zusammen sein können. Aber für wie lange? So berauschend dieser Moment noch immer war und so aufregend es gewesen war, mit Jack zu schlafen, so wusste sie doch im Grunde ihres Herzens, dass
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