Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
noch immer das Leben in KGF – mit der Arbeit läuft es gut?«
Jack nickte. »Ich bin inzwischen Chefingenieur«, erzählte er.
»Das habe ich keine Sekunde bezweifelt, Jack«, erwiderte Henry und lächelte Iris nervös an. »Vorläufig wohne ich im Club. Ich erwarte, dass du dich dort regelmäßig blicken lässt, alter Knabe.«
»Hat sich übrigens mit Eugenie Ross noch etwas ergeben?«
Henry wurde rot, und sein nervöser Tick kam auf der Stelle wieder zum Vorschein. »Ich bin zutiefst betrübt, dir sagen zu müssen, dass sie einen australischen Minenmagnaten geheiratet hat. Die beiden sind ekelhaft glücklich, unverschämt reich und leben in Melbourne. Und zwei kleine Kinder haben sie inzwischen auch schon.« Er stieß einen gespielten Seufzer der Verzweiflung aus. »Und auf mich wartet noch nicht einmal ein Wellensittich, der mich zu Hause begrüßt.«
Jack musste unwillkürlich lachen. »Das tut mir aber leid für dich, Henry.«
»Braucht es nicht. Eugenie und ich schreiben uns oft. Wir sind gute Freunde.«
»Jack?«, ertönte plötzlich eine verdrossene Stimme.
Wie auf Kommando fuhren alle drei herum.
»Bella!«, rief Iris. »Es tut mir leid! Haben wir uns etwa verspätet?«
»Ich schätze, ihr beide wart abgelenkt.«
Der Zorn in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Bella, das ist ein guter Freund von mir, Mr. Henry Berry.«
Henry schien überaus fasziniert zu sein. »Ich bin entzückt«, sagte er, ergriff ihre Hand und verbeugte sich tief. »Ich wusste ja gar nicht, dass es im Cubbon-Park auch Engel gibt.«
Jack stöhnte, aber Henrys Bemerkung entlockte der finster dreinblickenden Bella wenigstens ein Lächeln.
»Wie ich höre, sind Sie hier zu Besuch?«, fuhr Henry fort.
»Ja, ich komme aus Madras«, erwiderte sie, als sie ihre Fassung wiedergewann und sich auf ihre guten Manieren besann.
»Gut, gut, Miss Sinclair. Ich werde in den nächsten Wochen öfter in Madras sein. Darf ich Sie dann vielleicht zu einem Nachmittagstee einladen oder sogar zu einem Picknick am See? Mir steht dort ein Wagen mit Chauffeur zur Verfügung. Auch Anstandsdamen sind natürlich jederzeit willkommen«, sagte er und warf dabei Iris einen kurzen Blick zu.
»Das wäre wirklich reizend von Ihnen, Mr. Berry. Möglicherweise werde ich nämlich früher nach Hause zurückkehren als ursprünglich geplant«, sagte sie. »Mein Stiefvater ist Dr. Arthur Grenfell. Seine Frau heißt Amelia … Millie. Wir wohnen in Georgetown. Meine Familie würde sich bestimmt freuen, Sie bald empfangen zu dürfen.«
»Ausgezeichnet! Dann haben wir also eine Verabredung, Miss Sinclair«, sagte er und wagte jetzt sogar, ihre behandschuhte Hand zu küssen. »Wenn Sie mich nun aber entschuldigen würden«, sagte er und tippte sich an den Hut. »Ich werde jetzt meinen Spaziergang fortsetzen. Wir bleiben in Verbindung, Jack. Melde dich einfach im Club.« Es war offensichtlich, dass ihm die Anspannung nicht entgangen war.
Sie sahen zu, wie Henry hinter der nächsten Wegbiegung verschwand.
»Alles glattgegangen, Willie?«, fragte Jack.
»Ich denke, ich habe Miss Bella alles gezeigt, was sie sehen sollte, und zweifellos auch ein paar Dinge, die sie nicht hätte sehen sollen«, antwortete er. Es war leichthin gesagt, aber Jack fuhr der Schrecken in die Glieder.
»Also gut. Ich denke, es ist an der Zeit, dass du erfährst, was dein Schatz ist«, sagte er mit aufgesetzter Heiterkeit.
Bellas Mund zuckte verächtlich. »Jack, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gern nach Hause fahren. Ich fühle mich nicht besonders wohl.«
»Nach Hause? Bella, an der Lakeland-Milchbar warten noch drei erstaunliche Eiscremesorten auf dich … und ich bin mir sicher, dass mein Schneider bereit ist, für ein wunderschönes Kleid bei dir Maß zu nehmen.«
Bella blickte weiter säuerlich drein. »Vielleicht habe ich mir mit den dosas den Magen verdorben. Ich glaube wirklich, es ist das Beste, wenn wir nach Hause fahren. Aber ich hatte einen wirklich bezaubernden Tag«, sagte sie und fügte ein nicht sehr aufrichtig klingendes »vielen herzlichen Dank« hinzu.
Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als zum Bahnhof zu fahren und den nächsten Zug nach Hause zu nehmen. Die Fahrt verbrachten sie schweigend. Es gab so vieles, was Jack Iris sagen wollte, aber er durchbrach die eisige Stille, die im Zug und sogar noch in der Droschke herrschte, die er am Bahnhof herbeiwinkte, um die Damen nach Oorgaum zurückzubringen, nicht. Nachdem er Bella beim Aussteigen geholfen
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