Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
weiß, welches Foto du meinst.«
»Da war etwas in deinem Blick. Etwas, das meine Aufmerksamkeit fesselte und mich nicht mehr losließ. Als ich dich zum ersten Mal bei dem Tanz sah, habe ich mich in deinen dunklen Augen verloren, und als du mir dann dein Geheimnis erzähltest, wusste ich, dass ich dich liebe. Hast du es mittlerweile auch Ned anvertraut?«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Das ist nicht nötig.«
»Aber warum hast du es dann mir erzählt?«
»Weil du direkt in mich hineinsehen kannst, Jack.« Sie wandte sich ab, er aber hielt sie zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen damit aufhören.«
»Müssen wir?«
»Bevor es zu spät ist.«
»Zu spät?« Er stieß ein raues, freudloses Lachen aus. »Zu spät, wofür? Um sich zu verlieben? Nun, dann ist es für mich längst zu spät, Iris.«
»Jack«, seufzte sie, das Herz so voller Schuldgefühle und Schmerz wie voller Liebe und Verlangen. »Wir dürfen das Ned nicht antun. Wir sind seine beiden engsten Freunde.«
»Wir könnten von hier fortgehen. Wir könnten nach Bombay gehen oder noch weiter weg, nach Australien. Ich habe gehört, man könne dort gut leben. In Australien gibt es auch Goldminen. Oder wir gehen nach England zurück. Nach Penzance. Wir könnten …«
»Hör auf«, bat sie ihn leise, und wieder traten ihr Tränen in die Augen, als sie ihre Hand auf seinen Mund legte, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Bitte. Für uns gibt es keine gemeinsame Zukunft, Jack. Was wir heute getan haben, ist einfach unverzeihlich. Aber es ist noch nicht zu spät, um das hier zu retten.« Sie hielt ihre linke Hand hoch. »Ich trage seinen Ring ganz bewusst noch nicht, musst du wissen. Ich habe ihm gesagt, dass wir erst verlobt sind, wenn der Ring geändert ist und an meinem Finger steckt. Im Moment also ist unser Gewissen – zumindest deins, Jack Bryant – noch rein.«
Er schüttelte den Kopf. »Du machst dir doch etwas vor, Iris. Wir haben Ned beide hintergangen, haben uns bereits schuldig gemacht …« Jack versuchte nicht, den Satz zu beenden. Er wirkte gebrochen.
»Warum bekommt er dich?«, fragte er.
»Weil du jede Frau in KGF , in Bangalore … verdammt, in ganz Indien und in all den anderen Kolonien haben kannst. Es wird immer Frauen geben, die dich begehren, Jack.«
»Ich will aber keine andere.«
»Diesen Luxus hat Ned nicht. Er hat etwas unglaublich Zerbrechliches an sich. Vermutlich hat es damit zu tun, dass er seine Eltern auf so tragische Weise verloren hat. Und dann ist da noch diese Sache mit seinem Freund in Rangun. Ich bin mir nicht sicher, ob er mir schon die ganze Geschichte erzählt hat, aber … «
»Eines Tages musst du ihn dazu bringen, dass er sie dir erzählt … und zwar die ganze«, erwiderte Jack, und in seiner Stimme schwang plötzlich ein grausamer Unterton mit, den sie jedoch ignorierte. »Ich weiß nur, dass ihm diese Erfahrung irgendwie … irgendwie geschadet hat. Wenn ich Ned jetzt verletze, könnte ihn das endgültig zugrunde richten.«
»Also schenkst du ihm dein Leben … und das nur, um ihn vor sich selbst zu schützen?«, fragte Jack entgeistert.
»Es bist allein du, der mich verunsichert. Ich glaubte, ich würde Ned lieben. Ich glaubte, ich könnte mit ihm glücklich sein.«
»Und jetzt?«
»Ich kann es noch immer – aber nur, wenn du Abstand von mir hältst.«
»Das schaffe ich nicht.«
»Jack, liebst du mich?«
»Ja, ich liebe dich.« Er sah ihr fest in die Augen. »Das habe ich noch nie einer Frau gesagt.«
Sie lächelte nicht. »So sehr, dass du hier in Indien bleiben würdest – nein, sagen wir hier in Bangalore –, und zwar für immer? So sehr, dass du niemals wieder dem Ruf Englands oder der Abenteuerlust folgen würdest?«
»Ich …«
»Du musst jetzt ehrlich zu mir sein.«
»In diesem Augenblick ist in meinem Herzen allein Platz für dich. Aber warum können wir nicht einfach nur zusammen sein und die Dinge auf uns zukommen lassen? Warum soll ich mich jetzt schon für den Rest unserer Tage darauf festlegen, wo wir leben werden?«
»Weil du nur dann verstehen wirst, was wahre Hingabe für mich wirklich bedeutet. Das schließt nicht nur mich ein, sondern auch meine Familie. Meinen Lebensstil. Die Tatsache, dass ich Anglo-Inderin bin.«
Er schüttelte unglücklich den Kopf. »Und was ist mit meiner Familie? Meinem Lebensstil? Was ist damit, dass ich aus Cornwall stamme?«
»Eben. Ned wird dieses Opfer bringen.«
»Ned hat auch nichts zu verlieren.«
»Ned bedeutet
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