Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Jack ein Schürzenjäger war und immer bleiben würde. Sein verwegener Charakter und sein Hel denmut passten einfach nicht mit der Rolle des hingebungsvollen, treuen Ehemanns zusammen. Ned war weder aufregend noch mutig, aber er war ein solider und vertrauenswürdiger Mann, und er war überaus verlässlich. Sie war sich sicher, dass Ned sich in seinem Leben nur ein einziges Mal verlieben würde. Und die Auserwählte war nun einmal sie.
Es war eine schreckliche, eine furchtbare Entscheidung, aber sie musste sie mit kühlem Kopf treffen und durfte sich nicht in der übersprudelnden Hysterie der Leidenschaft und des Verlangens verlieren. Sie und Jack besaßen dieselbe Chemie. Ihr Körper reagierte instinktiv auf Jack. Ohne dass sie es wollte, ohne jedes Zutun ihres Verstandes. Entschuldigte sie das? Waren sie beide dem Verlangen hilflos ausgeliefert? Sie war davon überzeugt, auch wenn Ned und mit Sicherheit auch ihre Eltern das ganz völlig anders bewerten würden. Das Bild ihrer Eltern – ihr Vater, der enttäuscht die Stirn runzelte, ihre Mutter, die ärgerlich die Lippen schürzte – stand Iris jetzt ganz deutlich vor Augen.
»Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte sie unvermittelt, als die Blase der Leidenschaft so unerwartet zerplatzte und sie aus ihrem Bann entließ.
»Es bleibt noch genug Zeit für den Tanz, den du mir versprochen hast«, erwiderte er und streichelte dabei zärtlich ihre Brüste.
»Ich sollte mich besser anziehen und noch einmal meinen Lippenstift nachziehen.«
»Ich hasse Lippenstift.«
»Das tun die meisten Männer, wir Frauen aber fühlen uns ohne ihn nackt.«
»Nackt wirst du mir stets am liebsten sein.«
Sie lächelten beide traurig über diesen ganz und gar nicht beabsichtigten Scherz.
35
Jack brachte Iris zurück zum Cubbon-Park. Seine Uhr sagte ihm, dass ihnen noch zwanzig ungestörte Minuten blieben, bevor Bella kam. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er vor Bella die Fassade des Vormittags aufrechterhalten sollte. Er fürchtete sich geradezu vor ihrer überschäumenden Art und ihren peinlichen Flirtversuchen.
Schon bald sahen sie den achteckigen Musikpavillon mit seinen gusseisernen Gitterornamenten, die im Licht des späten Nachmittags sehr hübsch aussahen. Viele Spaziergänger und Musikfreunde hatte sich dort bereits versammelt. Einige saßen auf Stühlen vor der Bühne, diejenigen, die sich nur ein oder zwei Stücke anhören wollten, standen etwas weiter entfernt. Tanzende Paare drehten sich elegant zu den Klängen einer Militärkapelle. Als sie näher kamen, wechselte die Musik von einem beschwingten Tempo zu einem langsamen Walzer.
Jack lächelte wehmütig. »Sie spielen gerade unser Lied.«
»Es ist auch das Lieblingslied meiner Mutter«, antwortete ihm Iris.
»Ich weiß. Rupert und ich haben es damals unten in der Mine gesungen, um nicht zu verzweifeln. Das hat verhindert, dass er bewusstlos wurde. Man könnte fast behaupten, dass uns dieses Lied das Leben gerettet hat.«
»Dann ist es genau das richtige Lied für unseren letzten Tanz.«
»Du weißt, dass es keinen Abschied geben muss, Iris.«
»Doch. Es muss sein, Jack.«
»Dann tanz jetzt einfach mit mir.« Er führte sie auf die Tanzfläche und zog sie an sich. Ihre nunmehr so vertrauten Körper verschmolzen sofort miteinander.
»Bist du sicher, dass du tanzen kannst – ich meine, wegen deiner Schulter?«
»Das fragst du? Nach dem, was wir gerade getan haben?«
Iris wurde rot. Jack wusste, dass es unfair war, sie zu quälen. Das hatte sie nicht verdient.
Seine Stimme wurde weicher. »Ich könnte jeden Schmerz ertragen, wenn es bedeutet, dass ich dich in den Armen halten kann.«
Iris lächelte traurig. »Kennst du hier jemanden?«, fragte sie nervös.
Jack sah sich flüchtig um. »Nein. Und es wäre mir auch egal.«
Sie tanzten, und binnen weniger Augenblicke hatte Jack die Menschen ringsum vergessen – da waren nur noch Iris, er selbst und die Musik. Er zog sie immer näher an sich, ihre Schritte wurden kleiner, bis sie sich schließlich kaum noch bewegten. Andere Paare tanzten um sie herum, als sie ihre Wangen aneinanderlegten und sich wieder ineinander verloren.
Bella Sinclair saß in der Kutsche. In der Hand hielt sie die Notizen mit den Hinweisen, die sie an den einzelnen Stationen ihrer Fahrt durch die Stadt erhalten hatte.
»Es ist ein Kleid, Willie! Er wird mir ein Kleid schenken!«
»Aye. Ich glaube, Sie haben recht, Miss Bella.«
»Ich hatte einen wirklich fantastischen
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