Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Sicherheit, Jack. Er wird nicht nur ein guter Ehemann sein, er verehrt mich auch aus tiefstem Herzen.«
»Iris, Ned verehrt vor allem das, was du repräsentierst – dass du so schön und so liebenswert bist, ist eine nette Zugabe –, doch in Wirklichkeit sucht er nach Stabilität, einer Familie und einer Heimat, einem Ort, an dem er sich wohlfühlt. Und genau das bietest du ihm.«
Jack hatte zweifellos recht, aber alles, was er sagte, machte Ned in ihren Augen nicht weniger passend für sie. »Liebst du Ned?«
»Er ist der Bruder, den ich nie hatte.«
»Dann lass mich um der beiden Menschen willen, die du am meisten liebst, gehen. Ohne deine Hilfe werde ich nicht stark genug sein.«
Jack erhob sich, zog mühsam seine Jacke aus und warf sie zu Boden. Er knöpfte seine Weste auf, als brauche er mehr Luft, dann ging er mit steifen Schritten davon. Sie sah ihm nach, wie er sich entfernte, und versuchte sich dabei jede Einzelheit sei nes hochgewachsenen, kräftigen Körpers einzuprägen. Sie nahm seine Jacke auf, klopfte sie ab und drückte sie an sich. Jack lehnte an der Hauswand und starrte in den Garten. Sie vernahm einen Laut, eine Art Stöhnen, wie von einem Tier, das Schmerzen hat. Dann drehte er sich um. Als sie den verletzten Ausdruck in seinen Augen bemerkte, wäre sie fast auf ihn zugerannt und hätte sich in seine Arme geworfen, doch sie drückte die Jacke nur noch fester an ihre Brust und biss die Zähne zusammen. Sein Schmerz traf sie so heftig, dass sie am liebsten geschrien hätte. Sie senkte den Kopf, und ihr Blick fiel auf eine Armbanduhr, die auf dem Boden lag.
»Was ist das?« Sie bückte sich und hob sie auf.
Jack trat zu ihr, und sie legte die Uhr in seine ausgestreckte Hand. »Sie gehört meiner Mutter«, sagte er mit hohler Stimme.
»Sie ist wirklich wunderschön.« Iris betrachtete das kleine blaue Zifferblatt, die funkelnden Diamanten auf den Bandanstößen, die ober- und unterhalb des Zifferblattes ein V bildeten, dann berührte sie die silberne Schließe, die in der Form zweier ineinander verschlungener Hände gearbeitet war. »Das ist die schönste Uhr, die ich je gesehen habe. Vermisst deine Mutter sie nicht?«
Jack zuckte mit den Schultern.
»Und du trägst sie mit dir herum?«
»Ich habe sie immer bei mir. Probier sie an.«
Hin- und hergerissen, wich sie zurück. »O nein, das kann ich nicht«, meinte sie, wenngleich ihr Blick das genaue Gegenteil sagte.
»Hier, probier sie an. Es wäre schön, sie wieder am schlanken Handgelenk einer Frau zu sehen.« Er öffnete die zarte Schließe und legte ihr die Uhr um.
Iris holte tief Luft. Die Diamanten funkelten im Licht der Sonnenstrahlen. »Jack, diese Uhr ist einfach traumhaft schön. Wie konnte sich deine Mutter nur jemals davon trennen?«
Jack sah plötzlich sehr verlegen aus. »Sie wollte, dass ich immer etwas von ihr bei mir habe.«
»Aber sie ist bestimmt sehr kostbar. Wenn das meine Uhr wäre, würde ich sie niemals aus den Augen lassen.«
»Sie ist jeden Augenblick eines jeden Tages bei mir. Sie ist meine Familie. Mein Cornwall. Mein früheres Leben.«
»Du klingst so traurig.«
Er seufzte. »Aus ebendiesem Grund sehe ich sie mir nicht allzu oft an. Ich stecke sie nur pflichtbewusst von einer Tasche in die andere. Es ist mir inzwischen zur Gewohnheit geworden.«
»Nun … wenn du sie einmal aus der Ferne an einem Handgelenk bewundern willst, dann brauchst du nur mich zu fragen«, sagte sie schalkhaft, öffnete die Schließe und gab ihm die Uhr zurück.
»Ich denke, ich werde sie meiner zukünftigen Frau schenken«, sagte er und hielt ihren Blick so lange fest, bis sie sich abwandte.
»Komm schon, Jack. Zeig mir den Rest des Hauses.« Iris d rehte sich um. Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie durch die Flügeltür ins Wohnzimmer zurück. Hinter ihr knirschten seine Schritte über die ungefegte Veranda.
Wenigstens war er aus seiner Starre gerissen und folgte ihr. Der Augenblick des Wahnsinns war hoffentlich vorüber. Ihr Herz klopfte noch immer voller Erwartung, und sie hatte vor Anspannung einen Kloß im Hals. Wenn Jack sie jetzt berührt hätte, hätte ihre Haut von der Hitze, die er tief in ihrem Inneren hervorrief, gewiss zu zischen begonnen. Sie fächelte sich mit der Hand Luft zu und ging weiter – und merkte zu spät, dass sie einen schweren Fehler gemacht hatte.
An einen t-förmigen Flur grenzten mehrere große Schlafzimmer, und sie hatte, nur um nicht stehen zu bleiben, blindlings eines davon
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