Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Essen gestellt hatte. Zum Teufel mit dem Essen, dachte er. »Gangai!«
Er hatte vergessen, dass er seinen Diener nach Hause geschickt hatte. Es war Kanakammal, die auf sein Brüllen reagierte, aber das war ihm auch recht. Er lächelte schief. Sie war die Einzige, die den Mut aufbrachte, ihm in jeder Situation gegenüberzutreten, selbst wenn er sich in einem Zustand wie diesem befand.
»Ich brauche ein Glas«, fuhr er sie an.
»Sie sollten nichts mehr trinken, Sir.«
»Hol mir ein Glas, aber schnell!«
Sie drehte sich um und verließ den Raum, um schon bald mit einem frischen Glas, einem Besen und einem Putzlumpen zurückzukommen. Jack ließ sich schwerfällig in einen Sessel fallen und schenkte sich einen Gin ein.
»Lass das liegen!«, wies er sie an und zeigte mit unsicherer Hand auf das umgekippte Essen und das zerbrochene Geschirr.
»Nein«, widersprach sie ruhig. »Sie verletzen sich sonst noch.«
Sie raffte ihren Sari, um sich hinzuknien, und machte sich daran, die Schweinerei zu beseitigen. Jack bewunderte unwillkürlich die Kurven ihres Körpers, die sich jetzt deutlich unter ihrem sonst locker fallenden Gewand abzeichneten. Ihre schl anken Arme bewegten sich elegant und sicher.
»Du missbilligst mein Verhalten, nicht wahr?«
Sie erhob sich mit der ihr eigenen anmutigen Art und erwiderte: »Meine Meinung ist nicht von Bedeutung.«
»Aber ich will sie hören«, verlangte er.
»Als ich sie das letzte Mal geäußert habe, haben Sie mich aus dem Haus geworfen.«
»Das werde ich nicht mehr tun. Du hast mir viel zu sehr gefehlt«, sagte er. Der Alkohol löste seine Zunge. »Sag mir, was du denkst.«
Sie drehte sich um und sah ihn an. »Damit können Sie nur kurze Zeit vor Ihren Problemen fliehen. Morgen früh werden sie wieder da sein, und sie wird noch immer mit Mr. Sinclair verheiratet sein.«
»Ich weiß«, sagte er traurig.
»Ist es für Sie wirklich so wichtig zu heiraten?«
Er lachte und zeigte mit der Flasche in ihre Richtung. »Nein, aber jeder Mann braucht eine Frau.«
»Dann suchen Sie sich eine andere.«
»Ich will aber Iris.«
»Ich glaube, Sie haben sich zu sehr daran gewöhnt, immer das zu bekommen, was Sie wollen.«
»Und für dich ist wohl niemand gut genug.« Jack erhob sich schwankend und knallte die Flasche und das halb volle Glas auf den Beistelltisch. Er rülpste. »Wir beide wären ein feines Paar. Vielleicht sollten wir heiraten. Zumindest bekäme ich dann immer etwas Gutes zu essen.«
Sie verharrte reglos. Nicht einmal ihre Armreifen klirrten.
Er nickte selbstzufrieden. »Ja, das ist es. Wir werden heiraten. Ich werde es Iris Walker und ihrem wehleidigen Ehemann schon zeigen. Ich brauche keinen von beiden. Keinen.« Er sah sie benommen an. »Wie ist noch gleich dein Name?«
»Kanakammal.«
Er versuchte, ihren Namen nachzusprechen, und scheiterte dabei kläglich. »Nein, ich kriege es einfach nicht hin. Dann also doch Elizabeth. Elizabeth Bryant – das klingt gut. Komm, hol deinen Mantel.«
Sie legte den Besen zur Seite. »Ich werde Sie jetzt ins Bett bringen.«
Jack drohte ihr mit dem Finger. »Du kleines Biest. Das kommt später. Wir werden jetzt erst einmal zu deinem Vater gehen.«
»Sie können nicht …«
»Sag mir nicht, was ich kann und was nicht. Findest du mich abstoßend?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nun, das solltest du aber! Ich bin mir nämlich selbst zuwider.«
»Ich weigere mich, Sie zu heiraten«, sagte sie entschieden.
»Aha, siehst du. Sogar mein eigenes Dienstmädchen, dem ich alles anbiete, was ich besitze, meine gesamten weltlichen Güter … selbst mein Dienstmädchen will mich nicht heiraten.«
»Ich weigere mich, Ihren Antrag jetzt, in diesem Zustand, anzunehmen. Falls Sie sich morgen früh noch daran erinnern sollten, können Sie mich ja noch einmal fragen.«
Und damit verließ sie das Zimmer, während er schwankend dastand und sich nicht sicher war, was da gerade geschehen war.
Jack erwachte vom lauten Geschnatter eines Schwarms Sittiche, die sich in dem Baum vor seinem Fenster niedergelassen hatt en. Eigentlich hätte er entsetzliche Kopfschmerzen haben m üssen, aber als er sich aus dem Bett geschleppt hatte und unter der kalten Dusche stand, stellte er überrascht fest, dass es ihm erstaunlich gut ging. Das ergab keinen Sinn, dachte er, während er sich kämmte.
Er zog eine graue weite Hose und ein schlichtes weißes Hemd mit offenem Kragen an. Äußerlich sah er vollkommen normal aus, innerlich jedoch fühlte er sich, als
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