Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
dürfen.
Ned hatte noch nie zuvor im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit so vieler Leute gestanden. Dieser Gedanke kam ihm, als er von seinem privilegierten Sitzplatz am Brauttisch auf die Reihen von Tischen hinabblickte und dabei über sein Leben staunte.
Er war heute einer der beiden wichtigsten Menschen in KGF . Neben ihm saß seine frisch angetraute Ehefrau, ohne jeden Zweifel eine der schönsten Frauen der ganzen Gemeinde … vielleicht sogar ganz Indiens! Er hatte ein neues, großes Haus bezogen, in dem er jetzt als neu ernannter Leiter des Elektrizitätswerks eine Familie gründen konnte. Dabei war er noch so jung. Ned sah sich um. Die Gäste erhoben gerade lächelnd ihre Gläser auf ihn. Er warf Iris einen kurzen Blick zu. Sie strahlte, auch wenn der Hochzeitstanz, der gar nicht hatte enden wollen und sich nicht nur über eine, sondern über viele Melodien erstreckt hatte, sie ein wenig ermüdet zu haben schien.
Vielleicht war es jetzt an der Zeit? Er spürte einen aufgeregten Schauder. Bald schon würden sie allein sein. Er fragte sich unwillkürlich, ob Iris nervös war. Ned war nicht mehr unerfahren – dafür hatte Jack gesorgt. Er hatte ihn eines Tages nach Bangalore mitgenommen, damit er sich dort mit bestimmten Frauen traf, und er hatte beim ersten Mal sogar für ihn bezahlt.
»Sehen wir zu, dass du auch das lernst«, hatte Jack lachend erklärt.
Auch wenn Ned sich in der Gegenwart von Frauen oft geh emmt fühlte, so war er doch davon überzeugt, dass er Iris liebevoll und zärtlich würde anleiten können. Er war sich sicher, dass sie es niemals bereuen würde, ihm das Geschenk ihrer Jungfräulichkeit gemacht zu haben.
»Sollen wir gehen?«, flüsterte er ihr voller Verlangen zu.
Iris drehte sich zu ihm um und nickte lächelnd. »Du weißt, dass meine Familie in dem Haus war, oder?«
»Ich kann mir geradezu bildlich vorstellen, wie Rupert die anderen beaufsichtigt hat, als sie den Hochzeitsstreich vorbereitet haben.«
Sie kicherte. »Ich habe ihm gesagt, er soll sich unterstehen, uns diese ganz besondere Nacht zu ruinieren.«
»Dann komm, Mrs. Sinclair. Ich kann es gar nicht erwarten, dir dieses wunderschöne Kleid auszuziehen.« Er stand auf und bot Iris seinen Arm. Im Saal brach lauter Jubel aus.
»Du weißt, dass wir jetzt durch diesen Glückstunnel laufen müssen, nicht wahr?«
»Ich wäre enttäuscht, wenn wir das nicht täten«, erwiderte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
Und so liefen Ned und Iris, begleitet von heftigem Beifall und lautem Pfeifen der Gäste, unter dem Bogen aus verschränkten Händen hindurch. Sie lachten, als ein neuerlicher Schauer aus perlweißen Reiskörnern und getrockneten Rosenblättern auf sie hinabregnete. Anschließend mussten sie noch einmal unzählige Glückwünsche, Küsse und Umarmungen über sich ergehen lassen.
Nachdem sie Iris’ Eltern ein letztes Mal zugewinkt hatten, durften sie endlich davoneilen. Iris fand es romantischer, wenn sie zu Fuß die Auffahrt hinunterrannten, dann über die Hauptstraße auf das Elektrizitätswerk zu und schließlich zur Rückseite des Grundstücks, wo ihr neues Haus auf sie wartete.
Ned öffnete die Tür und drehte sich zu Iris um. »Wollen wir es so machen, wie es sich gehört?« Sie quietschte und kicherte, als er sie hochhob und über die Schwelle ihres neuen Heims trug. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken und küsste ihre zarte Haut.
»Ich liebe dich, Iris. Danke, dass du mich geheiratet hast.«
»Ach, Ned«, begann sie und brach in Tränen aus. »Bedank dich doch nicht bei mir.«
»Das möchte ich aber. Du sollst wissen, dass du mich zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht hast. Nichts und niemand wird sich je zwischen uns stellen. Ich liebe dich mehr als das Leben selbst. Ich weiß, dass sich das dramatisch anhört, aber das hier ist auch ein sehr dramatischer Augenblick für mich.«
»Es tut mir leid, dass Bella nicht gekommen ist, um diesen Tag mit uns zu feiern.«
»Bella und Jack. Vielleicht lässt sich das Ganze ja eines Tages doch wieder in Ordnung bringen, aber jetzt habe ich dich, und das ist für mich alles, was zählt … du und unsere zukünftigen Kinder.«
Sie schluckte heftig und gab ein würgendes Geräusch von sich, das wie ein verzweifeltes Schluchzen klang.
»Jetzt wein doch nicht in unserer ersten gemeinsamen Nacht. Ich möchte, dass sie für dich perfekt wird … keine Tränen, nur Glück.«
»Vielleicht werden wir schon heute Nacht ein Baby machen, Ned«, sagte sie
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