Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
möchten Sie lieber einen kleinen Sherry?«
»Tee wäre wunderbar«, erwiderte er. Hoffentlich legte sich sein Tick, und hoffentlich gelang es ihm, noch eine weitere Tasse Tee zu trinken.
»Sabu«, sagte sie zur Tür gewandt.
»Ich kümmere mich darum, Madam«, erwiderte der hochgewachsene Inder, der vor der Tür gestanden hatte.
»Vielen Dank. Und würdest du bitte die Tür schließen?« Iris lächelte Henry verschwörerisch an. »Sabu ist der Spion meiner Mutter. Sie wird unbedingt wissen wollen, warum Sie hier sind. Auf diese Weise bleibt es unter uns.«
Er lächelte. »Warum haben Sie eingewilligt, sich mit mir zu unterhalten, wenn Sie normalerweise keinen Besuch empfangen?«
»Weil Sie Jack erwähnten.«
»Ah, allein schon der Name dieses unseligen Mannes öffnet die Türen der Frauen«, sagte Henry, wünschte sich jedoch sofort, er hätte es nicht getan. Iris’ Gesichtsausdruck wurde nur noch trauriger. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er leise.
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Dann geht es Jack also gut, Henry?« Es klang ein wenig ängstlich.
»Ja, ja, absolut. Nach allem, was ich gehört habe, geht es ihm bestens.«
»Wir konnten uns nicht einmal mehr voneinander verabschieden, müssen Sie wissen.«
»Das weiß ich. Aber soweit mir bekannt ist, hat er alles versucht, um Sie noch einmal zu sprechen.«
»Ja. Das war eine traumatische Zeit für uns alle. Mir ist durchaus bewusst, dass es meine Familienmitglieder nur gut mit mir gemeint haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es ihnen verzeihen kann, dass sie mir nicht erlaubt haben, Jack Lebewohl zu sagen.«
»Das war sicherlich für alle eine schreckliche Zeit.«
»Jack hat mir nie geschrieben, hat nie versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen, deshalb bin ich jetzt auch ziemlich überrascht über Ihren Besuch.«
»Als er Indien verließ, war er völlig am Boden zerstört.«
Sie starrte ihn an. »Also, warum sind Sie hier?«
Er griff in seine Mappe und zog einen kleinen Stapel Unterlagen heraus. »Erinnern Sie sich an das Haus in Bangalore, das Jack im vergangenen Jahr gekauft hat?«
»Ja, daran erinnere ich mich sehr gut«, erwiderte sie mit ruhiger Stimme. Ihm fiel auf, dass sie rot geworden war.
Henry seufzte. Er hatte das Gefühl, dass das hier nicht richtig war, dennoch musste er sich Kanakammals Wunsch beugen. »Jack möchte, dass Sie dieses Haus bekommen. Das hier ist die Übertragungsurkunde.«
Sie sah ihn eine halbe Minute lang völlig reglos an. Henry kam es vor wie eine Ewigkeit. »Darf ich mich vergewissern, dass ich Sie richtig verstanden habe? Sie sagen, Jack Bryant will mir sein Haus in Bangalore schenken?«
Henry war ein schlechter Lügner. »Nun, äh, ihm war bewusst, dass sich das Leben für Sie und Ihr Baby nach dem Tod Ihres Mannes äußerst schwierig gestalten würde.«
Iris schüttelte den Kopf. Voller Entsetzen bemerkte Henry, dass Tränen in ihren Augen standen. »Warum sollte er das tun?«
Plötzlich sah sie gebrochen aus. »Es ist ein wunderbares Haus, Henry. Ich glaube, er wollte es zu seinem Zuhause machen, wollte es von einer Familie belebt wissen. Es war so etwas wie sein Geheimnis. Er hat mich ausgewählt, dieses Geheimnis mit ihm zu teilen. Wir haben uns an diesem Tag sehr nahegestanden …«
»Ich verstehe.«
»Neds Schwester hat das nie verstanden«, sagte sie traurig.
»Iris, da ist noch etwas, das ich Ihnen sagen sollte. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass ich Bella Sinclair damals versprochen habe, sie in Madras zu besuchen.«
»Ja, daran erinnere ich mich.«
»Nun, Sie sollten wissen, dass Arabella Sinclair jetzt Mrs. Henry Berry ist.«
»Wie bitte? Wirklich? Du liebe Güte, Henry. Ich bin sprachlos.«
Er lachte. »Ich kann es manchmal selbst noch nicht glauben. Sie ist eine zauberhafte junge Frau. Sie hat sich überraschend schnell an das Leben in Bombay gewöhnt.«
»Ich würde sie irgendwann gern wiedersehen.«
»Sie ist in diesem Jahr sehr gereift, Iris. Der Verlust ihres Bruders hat sie zutiefst getroffen. Ich glaube, es würde ihr guttun zu wissen, dass sie hier in KGF nicht nur eine Schwägerin, sondern auch eine größere Familie hat, die sich für sie interessiert.«
»Das tun wir. Natürlich tun wir das.«
»Dann müssen Sie uns einmal in Bombay besuchen. Und bringen Sie doch einfach Lily mit. Bella wäre begeistert.«
Iris lächelte und nickte. »Das hätte bestimmt auch Ned gefallen«, sagte sie. Ihre Augen umflorten sich, als sie seinen Namen erwähnte. »Verzeihen
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