Herzen aus Stein (German Edition)
leise: „ Ich weiß, du stehst auf meine Federn, aber … in ein Kopfkissen? “
Ash kam mit seinem Gesicht so nah, dass seine Lippen ihr Ohr streiften. „ Du könntest wenigstens ein klein wenig ängstlich auss e hen, Täubchen. Ansonsten bekomme ich nie meine Informationen “ , raunte er, sodass es Kara ganz heiß wurde.
Doch sie wollte sich nicht schon wieder ablenken lassen. „ Solange du mir nicht sagst, was hier gespielt wird, tu ich gar nichts “ , zischte sie und wand sich aus seinem Griff. Ash hielt sie nicht auf.
Raphael flog ein Stück zurück. „ Na gut, lass uns reden. “ Mit ve r schränkten Armen stand er auf der Brüstung und schaute auf seine eleganten Schuhe.
„ Bist du hier, weil ich endlich genug Buße getan habe? “ , rief Ash.
„ Buße? “ , fragte Kara verwundert und machte einen Schritt zur Se i te, sodass Ash den Erzengel sehen konnte. „ Raphael! “
Raffi hob den Kopf. „ Du bist für dein Schicksal selbst verantwor t lich, Ashriel. “
Dieser Name kam ihr bekannt vor. Kara biss sich auf die Unterli p pe, wobei sie scharf nachdachte.
„ Kommst du schon wieder damit? Dieselbe Leier wie vor sech s hundert Jahren? “ Ash fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. „ Ich kann es nicht mehr hören! Ihr tut alle das, was euch der Engel des Schicksals aufträgt. Und woher nimmt der liebe Uriel seine Weisheiten? “
„ Kanchipuram “ , flüsterte Raphael mit einem flüchtigen Blick auf Kara, doch sie hatte das Wort trotz des Straßenlärms vernommen.
„ Die Stadt der tausend Tempel? “ Ash verharrte, seine himmelbla u en Augen starr auf Raphael gerichtet.
Kara hielt die Luft an. Auch sie hatte von jenem ominösen Ort in Indien gehört. Angeblich sollte es dort einen geheimen Tempel g e ben. Von außen klein und unscheinbar, musste sein Inneres unen d lich groß sein, mit riesigen Hallen, in denen sich beschriebene Pal m blätterrollen bis unter die Decke stapelten. Eine Decke, die so hoch war, dass man mit bloßen Augen nicht das Ende erkennen konnte. Die Schriftrollen, auf denen das Schicksal aller Wesen geschrieben stand, waren über 5000 Jahre alt. Daher bekamen Raphael und wah r scheinlich all die anderen Herrscherengel ihre Anweisungen?
Ash stürzte zur Balkontür, ging aber nicht hinaus. „ Das ist ein M y thos. “
„ Nein, ich war da “ , sagte Raphael. „ Nachdem uns Uriel aufgetr a gen hatte, dich zu stürzen. “
Kara kombinierte. „ Ashriel, natürlich! Du warst der Herrschere n gel von Europa. Vor Raphael. “ Himmel, seine Narben am Rücken. Sie hatten die Verletzungen überdeckt. Ihre Knie drohten nachzug e ben, daher setzte sie sich rasch auf das Bett. Ash war ein Engel g e wesen. Also hatte Raphael ihm die Flügel abgeschnitten. Du liebe Güte!
Ash schien sie nicht zu hören oder wollte sie nicht hören. Er hatte nur Augen für den Erzengel. „ Du warst tatsächlich da? Wo ist dieser sagenumwobene Tempel? Wie komme ich da hin? “
„ Du würdest nie hineingelangen. Selbst ich habe Uriel lange übe r reden müssen, mir Zutritt zu den Aufzeichnungen zu gewähren. Die sind übrigens in einer uralten Sprache verfasst. Keiner von uns kann diese verschnörkelte Schrift lesen außer Uriel. “
Mit den Händen stützte sich Ash zu beiden Seiten am Türrahmen ab und lehnte sich ein Stück hinaus. „ Und wer garantiert, dass er uns auch wirklich das aufträgt, was dort geschrieben steht? “
Raphael beantwortete die Frage nicht. Wie loyal war ein Engel, der die Macht hatte, die Geschichte zu verändern? Kara wollte nicht darüber nachdenken. Raffi hatte also immer auf Uriels Geheiß g e handelt. Vor einigen Jahren hatte sie sich mit Raffi gestritten, als in mehreren Londoner U-Bahnen Bomben explodiert waren. Sie hatte den Grund nicht verstanden. Der schwerste Anschlag hatte im Tu n nel unter dem Hotel stattgefunden, auf der Piccadilly Line zwischen dem Bahnhof King’s Cross St. Pancras und Russel Square. Kara konnte sich noch zu gut erinnern, wie die Menschen schreiend aus dem Gebäude gerannt waren. Es war furchtbar gewesen. Sie war sofort unsichtbar in den Tunnel geflogen, um zu helfen, wo sie konnte, aber mehrere Dutzend Menschen hatten bereits den Tod gefunden. Kara konnte nur noch ihre Seelen auf dem letzten Weg begleiten.
Raphael war es gewesen, der den Attentätern den Auftrag zugeflü s tert hatte.
Besonders schlimm war es jedoch, als in den Jahren 1664 bis 1666 die Pest in London gewütet hatte. Zehntausende Einwohner waren ums
Weitere Kostenlose Bücher