Herzen aus Stein (German Edition)
brauchte. Als ob sie nicht schon alles von ihm gesehen hätte.
Energisch klopfte sie gegen die Tür. „ Vincent, bitte mach auf! Ich kann den Zauber nur von dir nehmen, während die Verwandlung stattfindet. “
Ein paar Sekunden herrschte Stille, bevor seine Stimme durch das Holz drang. „ Kannst du vielleicht das Licht ausmachen? “
„ Wieso? “
„ Meine Augen sind nach der Verwandlung sehr empfindlich. “
Das glaubte sie ihm. Allerdings befürchtete er wohl auch, sie kö n ne ihn hässlich finden, obwohl sie ihm im Bistro bereits gesagt hatte, wie attraktiv er war. Nun gut, das hatte sich auf sein menschliches Äußeres bezogen, aber auch als Gargoyle hatte er was.
„ Okay, einen Moment. “ Sie schaltete alle Lichter aus, bis auf die Nachttischlampe, über die sie eines ihrer dünnen Unterhemden warf – zum Glück würde die Energiesparleuchte nicht heiß werden. Ihr Hemdchen war bordeauxfarben, weshalb der Raum in ein schummriges, warmes Licht getaucht wurde.
„ Du kannst rauskommen! “
Noir wandte sich um, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Vincent stand in der Tür, nur mit seinen eng anliegenden Shorts bekleidet. Er trug auch seine Handschuhe nicht. Er würde sie in ihrer Gegenwart nie mehr brauchen. Noir konnte kaum wegsehen. Hastig fuhr er sich durch sein feuchtes Haar, das wie immer verstrubbelt war, den Blick auf seine nackten Zehen gerichtet.
„ Muss mich eh ausziehen, meine Kleidung geht leider zu oft k a putt, wenn ich mich verwandele “ , stammelte er.
Noir erinnerte sich daran, dass seine Muskeln extrem anschwollen. „ Was haben eigentlich die anderen deines Klans an? “
„ Lendenschurze. “
„ Aha. “ Noir räusperte sich. Sie konnte sich Vincent sehr gut in e i nem Lendenschurz vorstellen. Das hatte was Tarzanmäßiges . Sie verstand nicht, warum er ihr gegenüber immer noch so schüchtern war, wo sie sich doch nahegekommen waren. Wenn sie mit ihm in den Sexklub musste, sollte er seine Befangenheit auf jeden Fall abg e legt haben. Vielleicht war die Entzauberung eine gute Gelegenheit, einen vertrauten Umgang mit sich und ihren Körpern zu schaffen, um im Desiderio nicht aufzufallen. Sie wollte es auf jeden Fall pr o bieren, vor allem für Jamie.
Im Moment fühlte sie sich unwohl. Die Szenerie machte den Ei n druck, als hätten sich zwei fremde Menschen zum Sex verabredet. Bestimmt fühlte sich Vincent auch deshalb unbehaglich, weil sie noch komplett angezogen war.
„ Wie viel Zeit haben wir noch? “ , fragte sie ihn. Die Sonne war b e reits vor einer halben Stunde untergegangen. Wie ihr Vincent beim Stadtbummel erzählt hatte, verwandelten sich Gargoyles erst bei völliger Dunkelheit und nicht zu einer bestimmten Uhrzeit. Erst, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Gargoyles konnten ihre Strahlen selbst viele Meter unter der Erde noch wah r nehmen. Aus diesem Grund sorgte auch eine absolute Sonnenfin s ternis bei diesen Geschöpfen für Verwirrung, weil der Mond die Strahlen nicht hindurchließ. Heutzutage wussten die Gargoyles schon im Voraus, wann eine Sonnenfinsternis anstand und konnten sich darauf vorbereiten.
Vincent schloss die Augen. Er schien in sich hineinzuhorchen. „ Wir haben vielleicht noch fünf Minuten, bevor es losgeht. “
Noir deutete auf das Bett. „ Okay, ähm, leg dich einfach hin und dann fangen wir an. “
Vincent marschierte an ihr vorbei und legte sich auf den Rücken. Währenddessen kramte Noir in ihrem Rucksack. „ Kannst du dich noch an das Ritual erinnern, bei dem dich euer Magier verzaubert hat? “
„ Es ist lange her. Ich weiß nur noch, dass er etwas auf Latein g e sprochen hat und mich dabei an mehreren Körperstellen berührte. “
„ Gut, also … so ähnlich wird das jetzt auch ablaufen. “ Sie zog ein Räucherstäbchen aus ihrer Tasche, holte einen Apfel aus der Obs t schale und steckte das Stäbchen hinein. Dann entzündete sie es mit einem Feuerzeug und stellte den Apfel auf den Nachttisch.
„ Wozu ist das? “ , fragte Vincent, den der Rauch anscheinend in der Nase kitzelte, so wie er sie kräuselte.
„ Zur Entspannung. “
„ Was ist das für ein Duft? “
„ Sandelholz. “ Noir schaute auf seinen flachen Bauch. Seine Schlagader pochte so heftig, dass sie das Pulsieren sehen konnte. Noir war auch ziemlich aufgeregt. „ Ich versuche jetzt, den Fluch von dir zu nehmen und … “
„ Warte! Was ist mit meinen Händen? Ich möchte dich nicht ve r letzen, wenn … du weißt schon
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