Herzen aus Stein (German Edition)

Raphael seine Schwingen um ihn gelegt hatte. Die beiden Männer standen so eng beisammen, als w ä ren sie in einem Kokon gefangen. Kara konnte nicht hören, worüber sie redeten. Wenn sie überhaupt redeten, denn Raphael konnte auch mittels Gedanken kommunizieren.
    „ Vielen Dank für die Info, alter Freund “ , hörte sie Ash sagen, w o bei es eher wie ein Knurren klang. „ Damit lässt sich doch was anfa n gen. “
    „ Ashriel! “ , zischte Raffi. „ Du darfst es ihr nicht sagen! “
    Kara spitzte angestrengt die Ohren und vern ahm von Ash etwas, das sich wie „ Hilf mir und ich werde schweigen “ anhörte.
    Plötzlich gab Raphael Ash frei, der zurück ins Zimmer taumelte und neben Kara aufs Bett sank. Mit aufgerissenen Augen gaffte er sie an, als wären ihr plötzlich Dämonenhörner gewachsen. Auch Raffi sah nicht weniger schockiert aus. Er blickte zu Ash, wobei er leicht den Kopf schüttelte, aber Ash schaute nur maliziös lächelnd auf Kara, die Arme vor der Brust verschränkt. Bei seinem Blick wurde ihr abwechselnd heiß und kalt. So, die Herren hatten also ein G e heimnis. Dass es dabei um sie ging, stand unmissverständlich fest, so wie sie jetzt von beiden angestarrt wurde. Raffi wirkte allerdings unglücklich, beinahe ängstlich.
    „ Ich muss wirklich weg “ , sagte er mit so heiserer Stimme, dass K a ra sie nicht wiedererkannte.
    Alarmiert stand sie auf. „ Was ist los, Raphael? “
    „ Hör nur auf das, was ich dir gesagt habe. “ Mit einem Seitenblick auf Ash fügte er hinzu: „ Ich kann nicht abwenden, was geschehen wird, Kara mia . Aber ich werde mein Bestes tun. “
    Er entfaltete seine mächtigen Schwingen, sodass es im Raum dunkler wurde. Kara konnte bloß noch die Silhouette des Erzengels sehen. Sie eilte an die Balkontür. „ Hast du in Kanchipuram noch irgendetwas anderes erfahren? Raphael! “
    „ Dein Name stand ebenfalls auf seinem Palmblatt sowie noch ein paar weitere. Eure Schicksale sind alle miteinander verknüpft “ , sagte er, bevor er sich in die Lüfte schwang.
    „ Welche Namen? Raphael! Worüber hast du mit Ash gesprochen? “
    Er war fort. Er hätte sie jedoch nie allein mit einem Dämon gela s sen, wenn er wüsste, dass Gefahr für sie bestand. Ash konnte nicht böse sein. Er war einmal ein Engel gewesen, einer von den Guten, ein mächtiger Herrscher. Was hatte er angestellt?
    Kopfschüttelnd setzte sie sich neben Ash aufs Bett. Etwas wirklich Neues hatte sie von ihrem Mentor nicht erfahren, stattdessen hatten sich noch mehr Geheimnisse aufgetan. „ Raphael hat mir gesagt, dass ich mehr als eine Seele retten kann. Er meinte wohl die Hexe, aber vielleicht auch dich. “
    Mit großen Augen sah Ash sie an. „ Du hast mich ja schon gerettet. Vor der Hexe. “
    „ Raphael sprach jedoch von Seelen. “ Die Ash nicht mehr besaß. „ Warum hast du mir nicht gesagt, dass du … ein Gefallener bist? “ , wisperte sie.
    Ash fuhr sich seufzend durchs Haar. Er sah müde aus. „ Bin nicht gerade stolz drauf “ , murmelte er.
    „ Was ist passiert? Und was war das gerade zwischen Raphael und dir? Es ging doch um mich. “
    „ Ich hab jetzt wirklich keine Lust, darüber zu reden, Süße. “ Mit e i nem Blick auf seine Armbanduhr sagte er: „ Außerdem muss ich los. “ Hastig stand er auf, um an einer Wand in ihrem Zimmer ein Portal zu erzeugen.
    „ Ach ja, das ist ja mal wieder typisch! “ , schimpfte Kara und erhob sich ebenfalls. „ Kaum wird’s brenzlig, hauen die Herren ab. “
    Ashs Kopf wirbelte herum. „ Vielleicht möchte ich noch was erl e digen, bevor ich sterbe? “
    „ Ausrede. Typisch Mann! “
    Seine Brauen zogen sich zusammen. „ Weil du so viel Erfahrung mit Männern hast, um das zu beurteilen. “
    „ Vielleicht hab ich das ja. Was weißt du schon von mir? “
    Ash sah plötzlich ebenso ernst aus wie Raphael zuvor. „ Mehr als du selbst. “
    Dann war auch er fort.
    Kara hätte aus der Haut fahren können. Was hatte Ash auf einmal? Welches Geheimnis stand zwischen ihm und Raphael? Irgendetwas war eben geschehen, das Ash verändert hatte, und damit meinte Kara nicht die Erkenntnis über seinen Tod.
     

Kapitel 17 – Paris
     
    W
    ar das zu fassen? Dieser eitle Gargoyle hatte sich im Badezimmer eingesperrt. Er befand sich schon seit einer halben Stunde da drin. Das Geräusch der D u sche war längst verklungen – was machte er so lange? Schämte er sich, weil er sich ausziehen musste? Noir hatte ihm gesagt, dass sie direkten Körperkontakt