Herzen aus Stein (German Edition)
“
„ Anscheinend nicht “ , erwiderte er schmunzelnd.
„ Ich hab das auch nur getan, weil … Du hast gesagt, ich soll auf mein Gefühl hören. “
Raphael runzelte die Stirn. „ Das hab ich gesagt? “
Eigentlich hatte er lediglich gemeint, es wäre ihre Aufgabe. Aber das musste er nicht erfahren. Obwohl … wenn es ihre Bestimmung war, würde sie selbst ja am besten wissen, was zu tun war.
Raphael legte eine Hand auf ihre Wange und sah sie eindringlich an. „ Du darfst sie Ash auf keinen Fall geben. Sie ist wirklich nur für die Hexe. “
„ Wo ist die Hexe? Warum kann ich ihr die Uhr nicht gleich g e ben? “ Dann käme sie wenigstens nicht mehr in Versuchung.
„ Die Zeit ist noch nicht reif dafür. Die Hexe wird zu einem Ant i quitätenladen kommen. In drei Tagen. Dort wird die Übergabe stat t finden. Nicht früher. “
Plötzlich hörte sie ein Knistern zu ihrer Rechten. Raphael schirmte sie sofort wieder mit seinem Körper ab, als Ash aus einem Portal an der Mauer trat und auf dem schmalen Balkon stehen blieb. Ashs düsterer Blick traf erst Raphael, dann Kara. Sie schaute zu ihrem Mentor, doch der starrte Ash nur an.
„ Hallo Raphael “ , sagte Ash trocken, wobei er zu ihm aufs Gelä n der sprang. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich lässig gegen die Mauer. „ Wie geht’s, alter Freund? “
Kara drängte sich an Raphaels Flügeln vorbei, packte Ash am H o senbein und zog ihn von der Brüstung. „ Sag mal, bist du verrückt? “ Sie war für die Menschen unsichtbar und an diesen Zustand g e wöhnt. Auf der Erde durfte sie nicht als Engel auffallen. In der he u tigen Zeit würden die Menschen wohl nicht ehrfurchtsvoll staunen, wenn sie einem echten Engel begegneten, sondern er landete eher auf dem Seziertisch. Die Zeiten hatten sich geändert.
Ash war aber im Moment für alle sichtbar. Die Passanten würden noch denken, hier wollte jemand Selbstmord begehen. Leise vor sich hinschimpfend schob sie Ash in Richtung Balkontür.
„ Ich will mit dir sprechen, Raphael! “ , rief er an ihr vorbei.
Raphael breitete seine gigantischen Schwingen aus. „ Ich muss los. “
„ Nein, bitte warte! Ich will schon so lange mit dir reden! “ Zu K a ras Überraschung klang Ashs Stimme beinahe flehend. „ Ich muss wissen, ob meine … Zeit vorbei ist. “ Hastig sah er zu Kara, dann wieder zu Raphael.
Wovon sprach er? „ Keiner geht jetzt irgendwo anders hin als in mein Zimmer! “ , entschied sie. Zu Ash gewandt sagte sie: „ Du machst die Menschen auf das Gebäude aufmerksam. “
Ash zuckte mit den Schultern. „ Wieso? Was ist an dem alten Hotel besonders? Ich werde keinem verraten, dass du da wohnst. “
Erst jetzt schien Raphael aus seiner Starre zu erwachen. „ Er war schon einmal hier? Kara, er ist ein Dämon! “
Ashs Blick verfinsterte sich.
„ Er ist nicht wie die anderen. “ Wäre er gefährlich, hätte Raphael ihn sicher längst überwältigt. Stattdessen hielt er immer noch A b stand.
„ Da hörst du es, ich bin nicht wie die anderen “ , plapperte Ash ihr nach, bevor sie ihn durch die geöffnete Tür in ihr Zimmer schubste. „ Das stimmt doch, Raphael? “ , rief er nach draußen.
Kara ging ebenfalls hinein und bat Raphael zu ihnen, aber dieser winkte ab. „ Ich muss jetzt wirklich gehen. “
„ Ja, der liebe Herr Erzengel zieht mal wieder Leine. “ Ashs Brauen zogen sich zusammen.
Vehement versuchte er , sich an Kara vorbeizudrücken, um nach draußen zu gelangen. Da ließ sie ihre Flügel erscheinen. Mit einem Geräusch, als würde man eine Bettdecke ausschütteln, schossen sie aus ihrem Rücken, Ash direkt vor den Körper, sodass er gegen eine Art weiche Wand ankämpfte.
Das hatten wir schon mal so ähnlich, dachte Kara. „ Ihr beide sagt mir auf der Stelle, was los ist! “
Raphael erhob sich in die Luft. Der Wind, den seine Flügel ve r breiteten, wehte in den Raum. „ Ich gehe. Leb wohl, Ashriel. “
Ashriel? Kara spürte Ashs Daumen im Nacken und seinen Arm um ihren Oberkörper. Sie seufzte. „ Geht das schon wieder los? “
„ Warte! “ , rief Ash. „ Ich will Antworten oder ich rupfe dem süßen Engelchen jede Feder einzeln raus und stopfe sie in mein Kopfki s sen! “
Mit einem Satz stand Raphael vor der Balkontür und verdunkelte das halbe Zimmer. Kara erkannte trotzdem den zornigen Ausdruck in seinem Gesicht. „ Lass sie in Ruhe! “
„ Er wird mir nichts tun “ , sagte Kara relativ gelassen. Zu Ash mei n te sie
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