Herzen aus Stein (German Edition)
rungen. Sie sah sich sterben und Raphael, der das leblose, blutübe r strömte Baby in den Armen hielt. Eine goldene Kugel – ihre Seele – löste sich aus ihrem Körper. Doch Raphael fing sie ein und übertrug sie in den Körper des Kindes.
Zitternd holte Kara Luft und schüttelte Ashs Arm ab. Für einen Moment war sie verwirrt und wusste nicht, wo sie sich befand, bis sie sich erinnerte, was soeben geschehen war. Erneut hatten sich diese seltsamen Bilder in ihr Bewusstsein gedrängt. Was war los mit ihr?
„ Verschwinde, du mieser Betrüger! “ , zischte sie, ohne Ash anzus e hen. Wie hatte sie nur glauben können, ihm läge etwas an ihr? Er war ein Dämon. Hatte sie erwartet, ein Dämon könnte sich ändern? Er wollte lediglich an das Artefakt und eben hatte er sie über Vincent und Raphael ausfragen wollen.
Und was war mit Raphael? Hatte auch er sie belogen? Was hatte es mit ihren seltsamen Erinnerungen auf sich? Sie entsprachen nicht der Version der Geschichte, die Raffi ihr erzählt hatte.
Vincent war anscheinend nicht mehr der Alte und Ash war nie der gewesen, für den Kara ihn gehalten hatte. Auch Raphael stand ihr nicht bei, sondern betonte immer nur, was sie zu tun hatte. Jetzt erfuhr sie auch noch, dass er sie anscheinend ihr ganzes Leben lang belogen hatte. Doch sie hatte keine Lust mehr, von allen verarscht zu werden.
„ Kara, bitte … “ , sagte Ash.
Sie war so blind. Sie hätte aus der Erfahrung lernen sollen. Ein Dämon hatte ihr einst das Herz herausgeschnitten oder war es ihr Kind gewesen? Egal – sie wusste plötzlich nicht mehr, was richtig war, wer sie war. Eines wusste sie hingegen mit Gewissheit: Ash hatte ihr Herz herausgerissen und es in seiner Faust zerquetscht. Du liebe Güte, nein, daran war sie selbst schuld! Wie dumm sie war. Sie hatte sich tatsächlich etwas vorgemacht, geglaubt, da wäre etwas zwischen ihnen, obwohl Ash ihr nie direkt versprochen hatte, dass da mehr war.
Mit Tränen in den Augen stand sie auf, die Fotos fest an sich g e drückt. „ Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken! “
Als sie merkte, dass er immer noch hinter ihr stand, wirbelte sie herum. „ Raus hier! Sofort! “ Sollte er doch zu seinen Höllenbräuten zurückkehren. Die hatten keine Herzen, die dieser Frauenheld ze r stören könnte. Sie war für ihn nur eine von vielen. Wer wusste, wie viele Engel er schon ins Verderben gestoßen hatte? Er hatte sich bloß an sie herangemacht, sie mit seinem Charme um den Finger gewickelt, weil er an das Artefakt wollte.
Mit hängendem Kopf schritt Ash auf die Wand zu, zog einen Kreis und stieg durch das Portal. Dann war er fort und Kara stand allein zwischen den Scherben, die ihr Leben symbolisierten.
Kapitel 20 – Flug nach Florenz
A
ls das Taxi vor dem Flughafenterminal hielt und Vincent das Gepäck aus dem Kofferraum holte, nahm Noir ihm ihren Rucksack sowie die beiden Koffer ab. Sie wollte ihm zeigen, dass sie ohne ihn zurechtkam. Seit ihrem Streit hatten sie kein Wort mehr gewechselt. Noir war immer noch ein wenig sauer auf ihn, weil er ihr die Sache mit Jamie nicht gleich hatte erzählen wollen.
Schweigend gaben sie ihr Gepäck auf, wobei Noir diesmal Vi n cents Rucksack übernahm. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, was er beim Check-in tun musste. Obwohl sie sich geschworen hatte, nicht mehr in seinem Kopf zu stöbern, ließ es sich nicht vermeiden. Seine Gedanken schrien sie förmlich an.
Vincent war enorm aufgeregt. Er war bisher ausnahmslos im G e päckraum mitgeflogen, noch nie an Bord. Außerdem machten ihm die vielen Menschen zu schaffen, die wie Ameisen in der Halle herumwuselten. Aus allen Richtungen witterte er Gefahr und mehr als ein Mal überlegte er, Noir in seine Arme zu ziehen, obwohl kein Grund zur Besorgnis bestand. Nur ein düsterer Blick ihrerseits hielt ihn davon ab, worauf er ihr einen ebenso düsteren zurückschenkte, weil sie schon wieder in seinen Gedanken herumwühlte.
Am nervösesten war er jedoch beim Passieren der Sicherheitsko n trolle. Während Noir keine Bedenken hatte – ihre Messer hatte sie mit dem Gepäck aufgegeben, inklusive Zertifikat, dass es sich um Schmuckstücke handelte –, schien Vincent schon an die Decke zu springen, als ein Sicherheitsbeamter einen Schäferhund an ihnen vorbeiführte. Ihr großer, starker Gargoyle hatte Angst vor Hunden? Aus einem Reflex heraus hätte sie fast Vincents Hand ergriffen.
Plötzlich kam Noir ihr Verhalten kindisch vor. Sie versuchte, nicht
Weitere Kostenlose Bücher