Herzen aus Stein (German Edition)
taucht heute bestimmt nicht noch mal da draußen auf. “
Unwirsch schüttelte sie seinen Arm ab. „ Okay, dann packe ich jetzt. “
Sie hörte Vincent aufatmen. Er sollte jedoch nicht glauben, dass sie sich seinem Willen beugte. Immer noch redete er auf sie ein, um sie zu beschwichtigen.
„ Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, aber glaube mir, ich wol l te dich schützen! “
Damit hatte er nur das Gegenteil erreicht. „ Es ist wohl besser, wenn sich unsere Wege trennen “ , sagte sie so kühl wie möglich, nur um ihm wehzutun. Schon einen Moment später bereute sie ihre Worte. Sie zitterte und das Blut pochte wild in ihren Schläfen.
„ Was? “ Alle Farbe wich aus Vincents Gesicht. „ Ohne mich kommst du nicht in den Klub und dann wirst du auch Jamie nicht sehen. Ich komme mit! “
Da hatte er recht. Sie brauchte ihn. Und er brauchte sie. Wenn Noir ihn nun auch verstieß, hatte er niemanden mehr, zu dem er gehen konnte. Warum war sie plötzlich so gemein zu ihm, jetzt, wo er ausgerechnet ihretwegen aus dem Klan verbannt worden war? Weil er über ihren Kopf entschieden hatte und sie das überhaupt nicht ausstehen konnte?
„ Er ist ein Dämon, Noir! “ , rief er. „ Ich lasse dich garantiert nicht allein. “
Jamie sollte ein Dämon sein? Ihr Magen zog sich zusammen. „ Ich brauche jetzt einen Moment für mich, Vincent. “ Bevor sie sich die Blöße geben konnte und vor ihm in Tränen ausbrach, ging sie ins Badezimmer.
Kapitel 19 – London
K
ara saß in der Dunkelheit neben Molto auf dem Turm des Hotels und ließ die Beine über den Sims baumeln. Obwohl sie sich mit dem hundeähnlichen Gargoyle neben ihr unterhielt, bewegten sich neben seinem schwa r zen Haar – mit dem der Wind spielte – nur sein Mund sowie die Augen, die wachsam um sich blickten. Ansonsten könnte Menschen, die nach oben schauten, eine Bewegung auffallen, was Molto verr a ten würde. Kara war für menschliche Augen unsichtbar, nur G e schöpfe aus der Mythenwelt konnten sie sehen.
Seufzend lehnte sie sich zurück und kuschelte sich in ihre Federn. „ Du wirst das mit Ash doch nicht Grimsley erzählen? “
„ Bist du verrückt? “ , erwiderte Molto, dessen Stimme sich wie ein entferntes Donnergrollen anhörte. „ Grimsley würde sofort dafür sorgen, dass du deine Sachen packen kannst, und mit wem soll ich mich dann jede Nacht unterhalten? Wenn du sagst, der Dämon tut uns nichts, dann glaub ich dir das. “
„ Danke, Molto. “ Das nahm eine große Last von ihr. Sie war froh, sich wenigstens bei Molto ausheulen zu können, der all ihre G e schichten kannte. Kara streckte den Arm aus, um seinen Kopf zu kraulen. Das hatte er besonders gern, vor allem um seine kurzen Hörner. Es dauerte nicht lange und er ließ ein Schnurren hören, das an einen Kater erinnerte.
„ Hmm, und deine Streicheleinheiten würden mir auch fehlen. “
Sie lachte und gab ihm einen Stupser auf die Schnauze. „ Du bist ja leicht zu manipulieren. “ Molto liebte ihre Neckereien und es war ihm offenbar nicht peinlich, ihre Tätscheleien zu genießen. Zumindest vor Kara. Ein waschechter Gargoyle sollte, wenn möglich, seine softe Seite nicht zeigen. Vincent hatte auch eine sehr sanfte Art b e sessen. Allein deshalb war er Grimsley schon immer ein Dorn im Auge gewesen.
„ Der alte Grimsley hat sich ohnehin verändert, findest du nicht? “ , kam Molto auf das Thema zurück.
„ Inwiefern? “ Kara versuchte , dem Klanführer soweit wie möglich aus dem Weg zu gehen.
„ Er ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend eigenartiger gewo r den. “
„ Er ist nicht mehr der Jüngste. Wann wird ein neuer Führer g e wählt? “
„ Wenn der alte stirbt. “
Bevor Kara erfahren konnte, was Molto an Grimsley anders vo r kam, lenkte eine Bewegung ein paar Stockwerke tiefer ihre Aufmer k samkeit auf sich. Jemand stand auf ihrem Balkon. „ Ich glaube, R a phael wartet auf mich “ , sagte sie zu Molto und starrte hinunter auf den großen Schatten. „ Ich schau mal eben, was er von mir möchte. “
„ Hmm “ , brummte der Gargoyle. „ Aber mach nicht zu lange, mich juckt es ganz furchtbar an den Hörnern. “
„ Ach du! “ Grinsend wirbelte sie Molto das Haar durcheinander, bevor sie ihre Flügel ausbreitete, um nach unten zu segeln. Sie war zu neugierig, was Raphael wollte. Vielleicht gab er ihr jetzt endlich ihre heißersehnten Antworten.
„ Raphael? Was machst du so schnell wieder hier? “ Sie musterte ihn skeptisch. Er
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