Herzen aus Stein (German Edition)
war mit hellem Sand ausgelegt und in der Mitte befand sich ein sel t sam anmutender Turm, der bis an die Decke ragte. Er schillerte in allen Farben und Formen. Beim Näherkommen erkannte Noir die einzelnen Gegenstände – Schwerter, Rüstungen, Bücher und vieles mehr –, konnte sich aber nicht darauf konzentrieren, weil sie sich beeilen mussten. Ceros drehte ihnen den Rücken zu. Er trug wie vorhin einen Lendenschurz. Jamie stand vor ihm und redete auf ihn ein. Was er ihm erzählte, verstand Noir nicht, denn ein unerträgl i ches Kreischen erfüllte den Raum.
„ Haltet endlich die Klappe! “ , brüllte Ceros plötzlich und schle u derte einen Feuerblitz über seine Schulter, ohne sich umzusehen.
Noir duckte sich, doch der Angriff galt einem goldenen Käfig, der weit oben an der Säule befestigt war. Ceros’ Geschoss zerplatzte kurz davor, ohne Schaden anzurichten, aber die Schreie verstum m ten.
„ Todesfeen “ , flüsterte Ash.
Es waren drei Stück, jede in ein weißes Gewand gekleidet und so groß wie dreijährige Kinder. Sie pressten ihre zierlichen, aber bösa r tigen Gesichter an die Gitterstäbe und schauten mit blitzenden schwarzen Augen zu ihnen herunter.
„ Sie haben uns gesehen “ , sagte Noir leise, während sie sich alle hinter der krummen Säule versteckten. Sie erinnerte sich: Eine Todesfee war es gewesen, die einst die Amulette der Seelen erschuf. Auch wenn diese Dämoninnen unscheinbar aussahen, besaßen sie gewaltige, dunkle Kräfte.
Ash schaute ebenfalls kurz nach oben, dann begann er , mit seinen Blicken im Stapel nach einer brauchbaren Waffe zu suchen. „ Die verraten uns garantiert nicht. Sie können sich wahrscheinlich denken, was wir vorhaben. Wenn Ceros stirbt, sind sie frei. “
Jetzt, wo die Feen verstummt waren, konnte Noir hören, was J a mie sagte. Seine Stimme klang anders, er imitierte Zorell . Hoffentlich macht er ihn wirklich nur nach, dachte sie und lugte um den Turm. Sie beobachtete, wie sich Ceros auf jede seiner Klauen eine Kralle aus einem dunkel schimmernden Metall steckte.
„ Was ist das für eine Waffe, mein Herr? “ , fragte Jamie.
„ Diese Aufsätze enthalten schwarzes Dämonenblut, eines der tö d lichsten Gifte überhaupt. Es wird mir höchste Freude bereiten, die Hexe damit aufzuschlitzen und mit ihr Ash, diesen Verräter. “ Ceros lachte grollend.
Jamie grinste böse. „ Nun ja, er war einmal ein Engel. Denen sollte man nicht trauen. “
„ Ich bin zutiefst enttäuscht von ihm. “
Der Dämon hörte sich gekränkt an. Ihm musste tatsächlich viel an Ash gelegen haben, so unglaublich das auch klang.
„ Aber Herr “ , sagte Jamie, „ Ihr wollt wirklich schwarzes Dämonenblut für diesen Verräter verschwenden? “
„ Für Ash nur das Beste “ , grollte Ceros.
Noir schluckte. Sie hatte von diesem Gift gehört. Es lähmte Feinde innerhalb von Sekunden und tötete sie schließlich, indem das Herz immer langsamer pumpte und schließlich aufhörte zu schlagen. Es wurde auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen gehandelt, wenn überhaupt etwas davon in Umlauf kam, so selten war es. Magier, die sich der dunklen Seite ergeben hatten, lechzten danach. Von we l chem Dämon es stammte, wusste bis heute niemand.
Noir hielt es vor Anspannung kaum noch aus. Vincent schien ebenfalls nervös zu sein, denn die Krallen seiner Zehen gruben sich in den Sand. Ash wollte vorsichtig einen stählernen Handschuh aus dem Stapel ziehen, doch es zischte, als er ihn berührte. Hastig riss er den Arm weg. Blasen hatten sich auf seinen Fingerkuppen gebildet.
„ Verdammt, Ceros hat vorgesorgt. “
Ein ganzer Turm voller Waffen lag vor ihren Augen, war jedoch nutzlos für sie.
Auf einmal grollte die Stimme des Stierdämons durch die Höhle. „ Was war das? “
„ Was war was, Herr? “ , fragte Jamie.
„ Hier ist jemand! Ich spüre eine vertraute Präsenz! “
„ Meine, mein Herr. Ganz bestimmt. “
Jamie klang nun ganz und gar nicht mehr nach Zorell . Noirs Mut schwand. Mit zitternden Fingern strich sie sich die Haare hinters Ohr und schaute zu Vincent, der ein grimmiges Gesicht machte. Ash gab ihnen durch Handzeichen zu verstehen, dass er rechts um den Turm herumgehen würde und Noir mit Vincent von der anderen Seite angreifen sollte.
Sie zögerte keine Sekunde und lief los, bis sie Ceros’ breiten Stie r rücken vor Augen hatte. Zielgenau schleuderte sie ihr Messer auf seinen Schädel, oberhalb des Nackens. Sie musste sein Kleinhirn durchbohren. Doch
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