Herzen aus Stein (German Edition)
auffo r dern, aus dem Wagen zu steigen, um zu fliehen, als sich das Portal schon wieder geschlossen hatte. Ein Mann war hindurchgestiegen, der im Gegensatz zu dem Stier kein bisschen Furcht einflößend au s sah. Er war so groß wie ein gewöhnlicher Mensch und wirkte auf den ersten Blick auch wie einer. Er hatte schwarzes Haar und trug Jeans sowie ein T-Shirt. Nachdem er etwas zu dem Stier gesagt hatte, schüttelte er den Kopf. Die Augen des riesigen Dämons leuchteten auf. Er schien zornig zu sein, denn Rauch qualmte aus seinen Nü s tern.
Der schwarzhaarige Dämon beeilte sich, ihren auf dem Boden li e genden Vater auf den Bauch zu drehen, um seine Arme auf den Rücken zu binden. Somit konnte Dad keine größeren Zauber mehr wirken. Allerdings beherrschte er es, allein mit Gedankenkraft Magie zu entfesseln.
Während der neu hinzugekommene Dämon bei Dad stehen blieb, war der Stier mit drei großen Schritten beim Auto angelangt. In einer einzigen Bewegung riss er das Dach hinunter . Dabei wurde das Auto in die Höhe gehoben und fiel hart zurück, während der Dämon das Blech in die Dunkelheit schleuderte. Der Schutzzauber hatte ihn kein bisschen abgehalten. Malou erkannte abermals, wie stark er war. Sie und Jamie klammerten sich immer noch aneinander und waren wie zu Salzsäulen erstarrt. Jeden Verteidigungs- oder Angriffszauber, den Malou in der Schule gelernt hatte, hatte sie vergessen. Dafür stand Mum auf und richtete ihre Handflächen auf den Stierdämon. Sie schoss jedoch nicht.
„ Was wollt ihr von uns? “ , rief sie stattdessen. Ihre Stimme zitterte, ihr Gesicht war tränenüberströmt. Ständig warf sie einen Seitenblick auf Dad, der am Boden lag. Er bewegte sich; also war er bei B e wusstsein, was für ein Glück!
Malou konzentrierte sich, um vielleicht etwas von ihm zu empfa n gen. Tatsächlich konnte sie hören, was er dachte. Dad schlug die Augen auf und schaute Malou an. Ich werde versuchen, die Dämonen abz u lenken. Dann flieht, sucht euch einen schwachen Unterweltler, der euch ein Portal nach oben erschafft. Kennt keine Gnade, foltert ihn, wenn nötig.
Sie nickte ihm zu und wandte sich an ihre Mutter. Malou hatte nicht vor, Dad allein zu lassen. Fieberhaft überlegte sie, was sie tun könnte. Sie musste Zeit gewinnen. Dad stellte sich bewusstlos, um seine Energiedepots aufzuladen. Magie anzuwenden , kostete viel Kraft.
„ Sag schon, warum hast du uns hierher geholt? “ , fragte Mum.
„ Ja, was könnte ich von den mächtigen LeMars wollen? “ Der Stier lachte so laut, dass seine Stimme von den Felswänden zurückgewo r fen wurde. Staub rieselte von der Höhlendecke. „ Die mächtigen LeMars , pah! Ich bin enttäuscht! Und so was wie ihr hütet die Am u lette der Seelen? “
Malou stockte der Atem und auch ihre Eltern sahen schockiert aus. Woher wusste der Dämon das?
„ Wovon sprichst du? “ , wollte Mum wissen.
„ Ich weiß, dass ihr die Hüter seid “ , grollte der Stier. „ Wenn ihr sie mir aushändigt, verschone ich vielleicht euer Leben. Falls nicht, we r de ich euch zeigen, wozu ich fähig bin. “
Noch ehe Mum reagieren konnte, hatte der Dämon sie am Kopf gepackt und gegen die Felswand geschleudert. Ein knackendes G e räusch, das Malou durch und durch ging, verriet, dass ihre Mutter sich etwas gebrochen hatte. Mit verdrehten Gliedern blieb sie am Boden liegen. Reglos.
„ Isabelle, nein! “ , schrie Dad.
„ Mum ! “ Malous Sicht verschwamm und sie glaubte zu ersticken.
„ Wer will als Nächstes? “ Abermals lachte der Stier böse und kam wieder auf das Auto zu. „ Vielleicht eines der Kleinen? “
„ Hör auf, ich hole dir die Amulette! “ , flehte Dad.
Er konnte gar nicht beide Amulette holen, weil er nur wusste, wo eines versteckt war. Was hatte er vor? Er wollte doch nicht die Gel e genheit zur Flucht nutzen? Malou sah den entschlossenen Ausdruck in seinen Augen. Er wollte tatsächlich das Medaillon holen. Das durfte er nicht! Er hatte, wie sie alle, einen magischen Eid geschw o ren.
Der Stier nickte dem schwarzhaarigen Dämon zu, woraufhin dieser Malous Dad auf die Beine zog. „ Wohin? “ , fragte er.
Philippe LeMar schaute zu seiner Familie, bevor er flüsterte: „ Ke n sington Gardens . “
Kapitel 6 – nahe Hamburg (wenige Tage in der Zukunft)
W
ie so oft, wenn er nachdachte, kehrte Ash an den Ort zurück, wo er einst als mächtiger Herrscher gelebt hatte. Das war viele Jahrhunderte her. Heute war von der prächtigen Festung kaum
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