Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
Vom Netzwerk:
seine U m gebung. Autos hupten, Vögel zwitscherten, Absätze klackerten leise auf einem Gehsteig. Noirs Herz schlug langsam und regelmäßig, sogar ihren ruhigen Atem nahm er wahr. Sie schlief, ganz in seiner Nähe. Seine Sinne registrierten jede Veränderung, auch wenn er nicht wach war. Er roch ihr Vanille-Zimt-Aroma, das einfach zu Noir gehörte. Es ging ihr gut. Vince konnte noch liegen bleiben und vor sich hindösen. Er witterte auch sonst keine Gefahren. Zwar besaß er jetzt seine menschliche Gestalt und da waren seine Sinne weniger scharf; allerdings hörte, sah und roch er immer noch besser als ein normaler Mensch. Noir jedoch so intensiv wahrzunehmen, konnte nur eines bedeuten: Sie musste sich verdammt nah bei ihm befinden.
    Vince riss die Augen auf. Grelles Tageslicht blendete ihn, während er in den wolkenlosen Himmel schaute. Schlagartig war er hellwach. Er konnte sich an alles erinnern. Noir hatte ihn berührt, überall. Sie hatte ihn sogar mit der Hand befriedigt. Das war kein Traum gew e sen. Nachdem er sich auf die Seite gedreht hatte, stieß er mit seinen Beinen unter der Decke mit warmen, langen Schenkeln zusammen. Nackten Schenkeln.
    Noir war die ganze Nacht geblieben. Er blickte in ihr entspanntes Gesicht, das von ihrem ungebändigten Haar umrahmt wurde. So hatte er sich das immer vorgestellt, wenn er in seinen Tagträumen neben ihr gelegen hatte. Sie sah aus wie eine Amazone. Oder eine Elfe. Eine wilde Amazonen-Elfe. Seine kleine Hexe. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, die Augen bewegten sich hinter den Lidern. Ob sie von ihm träumte? Dann schien es jedoch kein angenehmer Traum zu sein, denn ab und an zuckte ein Wangenmuskel und ihre Brauen zogen sich zusammen. Er überlegte, sie zu wecken, als plöt z lich ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Nein, sie sollte ausschl a fen.
    Vorsichtig griff er nach dem Handy, das über ihren Köpfen auf den Fliesen der Terrasse lag. Alles war friedlich, die Satellitenübe r wachung zeigte nur zwei Punkte, die beinahe miteinander ve r schmolzen: einen grünen und einen blauen. Ihn und Noir. In der unteren Ecke des Displays leuchtete die Uhrzeit. Es war fast zehn Uhr vormittags. Eine Zeit, in der Noir normalerweise ohnehin schlief.
    Vielleicht sollte er sich auch noch Ruhe gönnen, doch er war viel zu aufgeregt. Außerdem drückte seine Blase. Aber er wollte nicht von Noirs Seite weichen, den Moment so lange wie möglich geni e ßen. Behutsam legte er einen Arm um ihre Taille. Dann hielt er die Luft an. Würde sie aufwachen und ihm an die Gurgel gehen? Noir traute er das zu. Immerhin war sie eine Killerin.
    Sie seufzte leise und rollte sich ein wenig zusammen, sodass sie a u tomatisch näher bei ihm lag. Sein Kätzchen. Vincent atmete aus und bemerkte erst jetzt das harte Pochen seines Herzens. Gott, wie gut sich Noir anfühlte! Ihr Körper war warm und fest. Vince war ve r sucht, ihre Haut zu berühren. Er wollte sie nur einmal fühlen, ganz und gar, nicht nur mit den Fingerspitzen. Aber er trug die verdam m ten Handschuhe! Ohne sie würde Noir zu Stein werden. Das war sein Fluch, ein einziger Albtraum! Er musste wahnsinnig aufpassen.
    Noir in seinen Armen war hingegen mehr, als er sich jemals e r träumt hatte. Sie so dicht bei sich zu spüren, ein himmlisches Gefühl. Heute Nacht waren sie sich nah gewesen wie Liebende. Er hatte Noir gerochen, gefühlt; sie hatte ihn massiert. Oh Gott, sie hatte ihn mit der Hand befriedigt! Wie erklärte es das der Bruderschaft? Und wie sollte er sich Noir gegenüber verhalten, wenn sie erwachte? Als wäre nichts zwischen ihnen gewesen?
    Nichts – das sollte sein Klan nach wie vor denken. Musste er se i nen Brüdern und Schwestern sagen, was geschehen war? Nein, er wüsste nicht, dass er dazu verpflichtet wäre. Außerdem würde er es nie freiwillig zugeben. Das wäre sein Todesurteil. Der Klan würde ihn verstoßen. Wer passte dann auf seine kleine Hexe auf? Er wollte nicht daran denken, was passiert wäre, hätte er beim Kampf nicht eingegriffen.
    Die Tabletten fielen ihm wieder ein. Noch fühlte er sich den U m ständen entsprechend gut. Er war wohl schwer verletzt gewesen, aber Noir hatte ihn erfolgreich mit ihren Hexenkräutern behandelt. Hier und da ziepte es noch ein wenig und er hatte Muskelkater sowie Prellungen – ansonsten ging es ihm wunderbar. Er hatte seine kleine Hexe gerettet und sie ihn. Vince hatte sich ihr zeigen müssen, sie hätte sonst keine Chance gegen die Überzahl der Dämonen gehabt. Für

Weitere Kostenlose Bücher