Herzen aus Stein (German Edition)
alles andere konnte er nichts. Er hatte sich so sehr gewünscht, dass sie ihn berührte, aber es nie laut ausgesprochen. Sie hatte ihn von selbst berührt, weil sie ihn gepflegt hatte. Er war gefesselt gew e sen.
Bei der Erinnerung entwich ihm ein leises Stöhnen. Er hatte sich ihr ergeben, sich ihr ganz und gar ausgeliefert. War er schon mal so erregt gewesen? Wenn sie mit ihm geschlafen hätte – er hätte es zugelassen. Er hätte alles zugelassen. Sie hätte mit ihm machen kö n nen, was sie wollte. Er gehörte ihr. Für immer. Es wäre allerdings nicht fair gewesen, es zuzulassen – dann wäre sie für immer an ihn gebunden.
Nein, nicht sie an ihn. Er an sie. Doch war er das nicht ohnehin schon? Wie sie sich um ihn gekümmert hatte, seine Wunden ve r sorgt … Er zog sie fester an sich. Sie war nicht eiskalt. Ihre fürsorgl i che Seite hatte ihn überrascht und zutiefst erfreut.
Leise seufzend kuschelte sich Noir an seine Brust, während er i h ren Rücken streichelte. Sein Atem stockte abermals, weil das Gefühl, sie so nah bei sich zu haben, mehr als überwältigend war. Ihre B e rührungen gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Zum ersten Mal hatte er seinen Höhepunkt nicht durch die eigene Hand erreicht. Es war fantastisch gewesen, auch wenn er sich stellenweise nur nebulös an alles erinnern konnte. Das lag wohl an dem Trank. Er hatte die Wunden kaum gespürt, umso mehr Noirs Zärtlichkeiten. Wenn er daran dachte, wurde er wieder hart.
Er war splitternackt und Noir trug nur ein T-Shirt und einen Slip, wie gewöhnlich, wenn sie schlief. Ein Großteil seiner Wunschträume hatte sich erfüllt, auch wenn er sich nach mehr als Sex sehnte. Es war herrlich, obwohl sein Herz nicht nur vor Freude klopfte. Da gab es immer noch die Angst, entdeckt zu werden. Er würde Grimsley z u trauen, dass er ihm einen Spion hinterherschickte. Vince musste vorsichtig sein. Er sollte sich nachts nicht in Noirs unmittelbarer Nähe befinden, tagsüber war er allerdings sicher. Dann war er frei!
Vincent versenkte seine Nase in ihrem silberweißen Haar. Es ki t zelte sein Gesicht und war tatsächlich weich wie Seide, wie er es sich vorgestellt hatte. Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug ihres b e rauschenden Duftes und wünschte, dieser Moment würde nie verg e hen. Leider spürte er, wie Noir unruhiger wurde. Sie würde bald aufwachen.
Die Augen des Stierdämons glommen dunkelrot. „ Hast du alles durchsucht? “ , rief er dem schwarzhaarigen Mann in Jeans und T Shirt zu, der gerade durch ein Portal kam. Malou erkannte im Hi n tergrund das Haus ihrer Eltern mit dem Garten, der voller Schnee war, bevor sich der Durchgang schloss. Zitternd kauerte sie im Auto, während der Dämon mit den blauen Augen sagte: „ Ich konnte nicht hinein. Diverse Schutzzauber. “
Malou atmete auf. Ihr Zuhause war gegen Dämonen so gut ges i chert wie Fort Knox gegen Einbrecher. Möglicherweise hatte der Dämon sie deshalb in die Unterwelt entführt, denn hier waren sie den Höllenwesen schutzlos ausgeliefert.
Malou wusste mittlerweile, dass sie träumte. Sie war längst kein Kind mehr, sondern eine mächtige Hexe – sie war Noir Hadfield . Dennoch fiel ihr nie ein, wie sie sich gegen den Stier zur Wehr setzen sollte. Sie hätte aufwachen können, wenn sie wollte, aber sie nahm sich jedes Mal vor, den Traum so weit zu beeinflussen, dass sie ihre Familie endlich rettete. Egal, wie furchtbar es war, dass sich das Grauen ständig wiederholte.
Die Traumsequenz änderte sich niemals. Der blauäugige Dämon fesselte Dad die Hände auf den Rücken, während der Stier mit ihrer Mutter sprach.
„ Ich weiß, dass ihr die Hüter seid “ , grollte der Stierdämon. „ Wenn ihr mir die Amulette aushändigt, verschone ich vielleicht euer Leben. Falls nicht, werde ich euch zeigen, wozu ich fähig bin. “
Noch ehe Mum mit einem Zauber reagieren konnte, hatte der Dämon sie bereits am Kopf gepackt und gegen die Felswand g e schleudert. Ein knackendes Geräusch, das Malou durch und durch ging, verriet, dass sich Mum etwas gebrochen hatte. Mit verdrehten Gliedern blieb sie am Boden liegen. Reglos.
„ Isabelle, nein! “ , schrie Dad, der wenige Meter neben ihr lag und versuchte, trotz gefesselter Arme zu ihr zu robben.
Doch der menschenähnliche Dämon hielt ihn fest.
„ Mum ! “ Malous Sicht verschwamm. Lebte sie noch? Bitte, bitte, sie durfte nicht sterben! „ Mum ! “ Noir wollte am liebsten aufwachen, doch sie musste sich dem Grauen
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