Herzen aus Stein (German Edition)
stellen, so lange, bis sie es endlich verarbeitet hatte.
„ Wer will als Nächstes? “ Abermals lachte der Stier böse und kam wieder auf das Auto zu. „ Eines der Kleinen? “
Noch ehe sie oder Jamie reagieren konnten, hatte er ihnen schon die Zauberstäbe aus der Hand gerissen, um sie in seiner riesigen Pranke wie Zahnstocher zu zerbrechen. Jamie schrie wie am Spieß, während Malou starr vor Schreck neben ihm saß. Mach, dass er au f hört! , vernahm sie Dads Stimme in ihrem Kopf, was sie aus ihrer Lethargie riss. Jamie zog mit seinem Geschrei den Zorn des Stieres auf sich. Sie holte aus, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Abrupt verstummte er und hielt sich mit einer Hand die Wange.
„ Ich hol dir die Amulette! “ , rief Dad. „ Aber lass meine Kinder in Ruhe! “
Dad konnte gar nicht beide Amulette holen, weil er nur wusste, wo eins versteckt war. Was hatte er vor? Er wollte doch nicht die Gel e genheit zur Flucht nutzen?
Nein, Malou sah den entschlossenen Ausdruck in seinen Augen. Er wollte tatsächlich das Medaillon holen. Das durfte er nicht, er hatte, wie sie alle, einen magischen Eid geschworen. Wenn er den Schwur brach, würde er sterben!
Der Stier nickte dem schwarzhaarigen Dämon zu, woraufhin dieser Dad auf die Beine zog. „ Wohin? “ , fragte er.
Dad schaute zu seiner Familie und flüsterte: „ Kensington Gardens . “
Bevor Dad mit dem Dämon durch das Portal schritt, drehte er sich noch einmal um und legte einen Schweigezauber über Malou. Das spürte sie an dem Druckgefühl in ihrer Kehle. Sie erstarrte. Wenn sie nicht reden konnte, würde sie sich auch nicht wehren können.
Heute wusste sie, dass ihr Vater nicht gewollt hatte, dass sie das Versteck des zweiten Medaillons verriet und es ohnehin unmöglich gewesen war, etwas gegen den mächtigen Stier auszurichten.
„ Und wie vertreiben wir uns nun die Zeit? “ Der Stier lachte.
Als er auf das Auto zuging, richtete Malou ihre Handflächen auf ihn, obwohl das lächerlich war. Sie hatte es erst wenige Male g e schafft, ohne ihren Zauberstab Magie anzuwenden. Doch da hatte sie wenigstens noch sprechen können. Nun war sie völlig hilflos.
Plötzlich machte sich Mum bemerkbar. „ Verschone meine Kinder. Bitte! “
Malou war überglücklich, dass sie noch lebte. Aber der Stier ve r schonte sie nicht. Noirs Traumgeschehen bekam Risse, alles wurde kurz undeutlich und sie fühlte sich für einen Moment beschützt und geborgen – leider wachte sie nicht auf. Es ging weiter. Zum Glück kamen die weiteren Ereignisse nur in abgehackten Bildern. Als Dad kurze Zeit später mit dem schwarzhaarigen Dämon wieder erschien und nur ein Amulett dabei hatte, von dem Malou heute noch nicht wusste, wo es versteckt gewesen war, wurde er sehr zornig. Er b e gann, ihre wehrlos am Boden liegende Mum zu foltern. Der Unte r weltler machte sich einen Spaß daraus, ihr jeden Finger einzeln au s zureißen, um von Dad ein Geständnis zu erzwingen. Aber allein die weiblichen Mitglieder der Familie wussten, wo das andere Medaillon versteckt war. Noir konnte nur hilflos zusehen.
„ Isabelle! “ , schrie Dad, während er in die Knie ging. Er wurde z u sehends schwächer. Ihr Vater starb, das spürte Malou. Er starb, weil er den Schwur gebrochen hatte. Weißer Schaum lief aus seinem Mund, Zuckungen gingen durch seinen Körper, bis er zusamme n brach und Mühe hatte, seine Lider offen zu halten .
„ Fahr zur Hölle “ , hauchte ihre Mutter dem Dämon entgegen, b e vor er ihr mit bloßen Händen das Herz herausriss.
Malou würde diesen Anblick niemals vergessen, obwohl alles, was sich danach ereignete, nur noch wie dunkle Schatten in ihrer Erinn e rung existierte. Einzelne Fetzen, Bruchstücke. Sie wusste lediglich, dass Dad mit allerletzter Kraft einen Fluch auf den Stier losgelassen hatte, der dessen Fell in Brand steckte. Aber der Dämon hatte nur gelacht und eine Feuerkugel auf Dad zurückgeschleudert. Er war zum Glück kurz zuvor gestorben, bevor er jämmerlich verbrannt wäre.
Malou übergab sich, als ihr der Geruch von verkohltem Fleisch in die Nase stieg. Danach schrie sie wie am Spieß, während Jamie wie erstarrt im Wagen kauerte. Mit dem Tod ihres Vaters war auch der Schweigezauber gebrochen.
„ Ash, stell die Göre ruhig! “ , grollte der Stier, woraufhin der schwarzhaarige Dämon zu ihr kam und sie an seine Brust drückte.
Als ihr bewusst wurde, dass sich der Stier nun Jamie vornehmen wollte, versuchte sie , sich loszureißen, doch der
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