Herzen im Feuer
ihn nicht lieben. Vor allem, da Sie so plötzlich abgereist sind. Sie haben sich noch nicht einmal von Papa verabschie- det, was er Ihnen sehr verübelt, ma chérie. Ganz bestimmt wird er darüber ein Wörtchen mit Ihnen reden wollen«, warnte Françoise sie mit einem freundlichen Augenzwinkern. »Aber ich verstehe es immer noch nicht ganz. Jetzt, wo ich weiß, daß Sie Nicholas' Kind tragen - ah«, Françoise seufzte und blickte himmelwärts. »Ich bin schon wieder ins Fettnäpfchen getreten, non? Nicholas weiß nichts von dem Kind, wie? Oder daß Sie ihn so sehr lieben? Mon Dieu, ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Nicholas Sie hinausgeworfen hätte, wenn er das wüßte. Männer sind manchmal solche Einfaltspinsel. Bah, wenn er nicht selbst sieht, welche Frau die richtige für ihn ist, dann verdient er es wirklich, mit dieser Hyäne zusammenzuleben!«
Mara schloß die Augen und versuchte, das Bild von Nicholas und Amaryllis auf Sandrose zu verdrängen. »Es ist nicht leicht zu erklä- ren . . . Obwohl ich Nicholas von ganzem Herzen liebe, weiß ich, daß er meine Gefühle nicht erwidert. Ich erwarte es auch gar nicht. Ich mache ihm keine Vorwürfe, denn ich verstehe, warum er so empfindet. Aber ich werde auf keinen Fall zulassen, daß er Mitleid mit mir hat, und genau das würde passieren, wenn er von dem Kind erführe. Ich weiß jetzt, daß ich dieses Kind mehr möchte als alles andere auf der Welt. Aber Nicholas darf niemals davon erfahren.«
Françoise schaute die stolze Irin hilflos an, denn sie wußte, daß sie darauf nichts erwidern konnte. »Ich werde Ihnen etwas Tee und ein kleines Frühstück bringen, non? Dann werden Sie sich gleich besser fühlen. Außerdem sollten Sie ein Bad nehmen, das wird Sie entspan- nen.« Sie erhob sich von ihrem Stuhl.
»O mein Gott!« rief Mara plötzlich aus. »Paddy und Jamie! Sie wissen ja gar nicht, wo ich bin. Sicher ängstigen Sie sich halb zu Tode. Ich muß sofort zu ihnen zurück!«
»Ganz ruhig«, beschwichtigte sie Françoise. »Ich schicke eine Diene- rin hin, damit sie wissen, wo Sie sich aufhalten. Wo wohnen Sie? Im Saint Louis?«
»Nein, in einem Hotel namens Par Bonheur.«
Françoise zog eine Augenbraue hoch. »Mon Dieu! C'est impossible, daß Sie in einer solchen Absteige wohnen. Der Laden sollte Par Mal- heur heißen, denn es ist schon ein arges Unglück, wenn man nur durch seine Türe tritt.« Françoise machte aus ihrer Verachtung keinen Hehl, doch dann schlug sie sich erschreckt die Hand auf den Mund. »Mon Dien, jetzt hab' ich Sie schon wieder beleidigt, non? Bitte verzeihen Sie mir, das wollte ich nicht«, entschuldigte sie sich verlegen.
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, antwortete Mara lä- chelnd, »denn das Hotel ist wirklich erbärmlich. Wir bleiben nur vorübergehend dort. Schon morgen reisen wir nach London ab.«
Erschüttert blickte Françoise sie an. »So bald schon? Das wird Papa gar nicht gefallen. Er hat sich so auf das Wiedersehen mit Ihnen gefreut, als er hörte, daß Sie bei mir sind. Da kann er Ihnen ja kaum guten Tag sagen.«
»Ich würde ihn gern noch einmal sehen, bevor ich fahre, aber ich kann die Reise nicht mehr verschieben. Ich habe sie bereits bezahlt«, erklärte Mara ihr bedauernd.
»Natürlich, das verstehe ich. Ich werde sofort jemanden losschicken, der Ihrer Begleiterin sagt, daß Sie hier sind. Und Sie ruhen sich jetzt aus. Hier sind Sie sicher.«
»Vielen Dank. Sie sind so freundlich, Mademoiselle Ferrare.«
»Françoise, bitte. Und jetzt legen Sie sich zurück und denken an etwas Schönes, ja?« befahl ihr Françoise lächelnd und verließ den Raum.
Etwas Schönes, dachte Mara. Und dann dachte sie an ihr Kind und mußte lächeln. Jetzt wußte sie, daß sie es mit Leib und Seele wünschte. Es war i hr Teil von Nicholas, und es war etwas, das ihr niemand wegnehmen konnte. Vielleicht wird es ein Junge werden, mit grünen Augen und schwarzem Haar, genau wie sein Vater, dachte Mara glück- lich. Das waren tatsächlich schöne Gedanken.
»Himmel, wenn mein Haar nich' schon längst grau war', dann wär's jetzt soweit, so haben Sie mich erschreckt«, beklagte sich Jamie eine Stunde später, während sie Mara beim Ankleiden half. Kritisch mu- sterte sie ihre Herrin, während sie hinter einer möglichst strengen Stimme zu verbergen versuchte, was für Angst sie um Mara gehabt hatte. »Allein in 'ner Stadt voller französischer Hitzköpfe rumspazie- ren. Manchmal könnt' man sich wirklich fragen, ob Sie
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