Herzen in Flammen
fast totschlagen. Doch wenn Dirk das überlebte, konnte es sein, dass er sie zur Frau bekam. Der Umstand, dass sie keine Jungfrau mehr war, muss te in Betracht gezogen werden.
Kristen sah in finster an. »Wenn mein Vater dich dafür nicht töten würde, täte ich es. Sei kein Dummkopf, Dirk, eine so faule List würde ich dir nie verzeihen. «
»Aber du würdest mir gehören. «
»Ich sage dir doch, dass ich dich töten würde. «
»Das glaube ich nicht«, sagte er in einem Tonfall, der für ihren Geschmack zu zuversichtlich war. »Ich glaube, es wäre das Risiko wert. «
Seine Augen waren auf ihre Brüste gerichtet, als er das sagte. Kristen blieb starr stehen. Sie hätte nicht hier stehenbleiben und mit ihm reden dürfen. Sie hätte auf Tordens Rücken springen und augenblicklich fortreiten müssen, statt nach ihrem Dolch zu greifen und es auf eine Auseinandersetzung ankommen zu lassen.
»Probier es doch gleich, und ich bringe dich schon vorher um!« zischte Kristen.
Dirk richtete seinen Blick wieder auf ihre Waffe und sah, dass sie sie auf eine Weise hob, die ihm versicherte, dass sie zustechen und ihn treffen würde, ehe er ihr den Dolch entreißen konnte. Wenn sie nur nicht fast so groß wie er gewesen wäre und entsprechend stark ...
Seine Wut erwachte wieder, doch jetzt richtete sie sich gegen ihre Mutter, die so verrückt gewesen war, ihrer Tochter die Kriegskunst beizubringen. »Du wirst nicht immer dieses Spielzeug in der Hand halten, Kristen.«
Sie reckte ihr Kinn etwas höher in die Luft. »Es war dumm von dir, mich zu warnen. jetzt werde ich sichergehen, dass du mich nie mehr allein erwischt . «
Er siedete vor Wut. »Dann sieh am besten auch zu, dass deine Türe abgeschlossen ist, wenn du schläfst, denn irgendwie wird es mir eines Tages in der allernächsten Zeit gelingen, dich zu bekommen. «
Kristen ließ sich nicht dazu herab, auf diese Drohung einzugehen, sonder bückte sich, um die Kleider vor ihren Füßen aufzuheben und sie sich über die Schulter zu werfen. Ohne Dirk aus den Augen zu lassen, griff sie nach Tordens Zügel und wich mit dem Pferd einige Schritte zurück. Als sie etliche Meter zwischen sich und Dirk gelegt hatte, packte sie Tordens seidige weiße Mähne, sprang auf einen Rücken und press te ihre Fersen in seine Flanken.
Sie hörte Dirks wütende Verwünschungen, ohne einen weiteren Gedanken an ihn zu vergeuden. Ihre einzige Sorge bestand jetzt darin, wie sie in ihre Kleider schlüpfen konnte, ehe sie die Siedlung der Haardrads erreichte und von jemandem gesehen wurde, ohne den Hengst langsamer laufen zu lassen. Wenn man sie unbekleidet sah, konnte sie das beim besten Willen nicht erklären, und die Wahrheit hätte ernste Einschränkungen nach sich gezogen, die ihrer Freiheit auferlegt worden wären, und Dirk Gerhardsen hätte einen Haufen Ärger bekommen.
Wenn diese Einschränkungen nicht zu erwarten gewesen wären, hätte sie gestanden, was passiert war, aber ihre Freiheit war ihr zu wertvoll. Ihr Vater machte sich ohnehin schon genügend Sorgen um sie. Ihre Mutter war unbesorgt, denn Brenna hatte ihr in all den vielen Sommern, in denen ihr Vater losgesegelt war, um seine Waren zu verkaufen, und ihre Brüder mitgenommen hatte, beigebracht, wie sie auf sich selbst aufpassen konnte. Brenna hatte Kristen insgeheim alles gelehrt, was sie bei ihrem eigenen Vater gelernt hatte: die Geschicklichkeit und die List, die notwendig war, um eine Waffe gegen einen mächtigeren Gegner zu schwingen, wobei die List erforderlich war, weil es Kristen letztlich doch an der Kraft eines Mannes fehlte, obwohl sie fast einen halben Fuß größer als ihre Mutter und stärker als die meisten Frauen war.
Kristen war stolz darauf, dass sie sich selbst verteidigen konnte, doch jetzt hatte sie dieses Können erstmals auf die Probe stellen müssen. Sie konnte Waffen nicht so offen wie die Männer tragen, denn ihr Vater wäre wütend geworden, wenn er erfahren hätte, was ihre Mutter sie gelehrt hatte. Sie wollte ohnehin keine Waffen tragen, denn schließlich war sie stolz auf ihre Weiblichkeit.
Kristen wurde von ihrer Familie geliebt und verhätschelt und in Schutz genommen. Neben ihrem Bruder Selig, der zwei Jahre älter war als sie, gab es noch Eric, der sechzehn Lenze zählte, und Thorall, der vierzehn Jahre alt war, und beide waren jetzt schon fast so groß wie ihr stattlicher Vater. Außerdem hatte sie ihren Cousin Athol, der nur wenige Monate älter als Selig war, und Dutzende von weiteren
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