Herzen in Flammen
des Gedankens war gepflanzt worden, und Kristen konnte ihn nicht mehr abschütteln. Ihre Mutter hat nur im Scherz davon gesprochen, sich heimlich auf das Schiff zu stehlen, doch das, was sie gesagt hatte, enthielt ein Körnchen Wahrheit, an dem man nicht vorbeikam. Brenna war kühn genug für eine solche Tat, denn sie hatte früher schon viel wüstere Dinge angestellt. Hatte sie nicht im, tiefsten Winter den Fjord umrundet, um wieder bei Garrick zu sein, nachdem sie ihm noch vor ihrer Heirat gestohlen worden war? Kristen konnte genauso kühn sein. Sie konnte mit ein und demselben Streich ihre Freiheit behalten und Dirk aus dem Weg gehen, und ein Abenteuer würde es zudem noch werden. Der Gedanke an ein Abenteuer war das, was ihre Fantasie wirklich entfachte.
Diese Idee hatte nur einen einzigen Haken. Die Reise war ihr verboten worden, und daher würde die Hölle los sein, wenn sie zurückkam, doch in ihrer Aufregung kam es Kristen nicht gelegen, sich Gedanken darüber zu machen oder sich anzuhören, was Tyra dazu zu sagen hatte, als sie ihrer Freundin erzählte, was sie vorhatte. Tyra war überrascht gewesen, doch ganz im Gegensatz zu Kristen hatte sie ihren Hang zu Abenteuern verloren, als sie aus ihren Kinderschuhen herausgewachsen war.
Die Mädchen saßen oben in Kristens Zimmer, dem einzigen Ort, der ihnen Abgeschiedenheit bot, während unten das Abschiedsfest in vollem Gange war. Die Schiffsmannschaft würde heute nacht im Saal schlafen, Tyra war mit ihrem Vater gekommen, um sich von ihrem Bruder Thorolf zu verabschieden, denn er war schon seit ein paar Tagen hier, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Kristen war froh, dass er mitfuhr, denn sie waren gute Freu nde. Sie hatte sogar versucht Thorolf einige der Sprachen beizubringen, die sie gelernt hatte, als sie noch jünger waren, obwohl er kein gelehriger Schüler gewesen war. Thorolf würde wahrscheinlich der einzige sein, der zu Kristen hielt, wenn Selig und ihre drei Cousins, die mitkamen, sie für ihre Dummheit zu tadeln begannen.
Selig würde wirklich böse auf sie sein, und ebenso ihre Cousins Olaf, Hakon und Ohthere, der älteste der drei. Doch solange sie nur weit genug vom Land entfernt waren, wenn sie sie entdeckten, und es somit unmöglich war, sie zurückzubringen, würden sie sich alle erweichen lassen. Nachdem sie erst einmal ihrem Zorn Luft gemacht hatten. Lediglich verbale Beschimpfungen standen ihr bevor, denn nicht einer von ihnen hätte Hand an sie gelegt, da sie wuss ten, dass sie nicht zu der Sorte Frau gehörte, die sich schlagen ließ, ohne sich zu wehren.
»Aber warum, Kristen?« fragte Tyra, sobald sie Kristens Pläne vernommen hatte. »Deine Mutter wird weinen. Dein Vater wird ... « Sie unterbrach sich und schüttelte sich. »Mir graut davor, mir auszumalen, was er tun wird. «
Kristen grinste das kleinere Mädchen an. »Er wird überhaupt nichts tun, bis ich zurückkomme. Und meine Mutter weint nie. Sie wird sich auch keine Sorgen um mich machen, wenn du ihr sagst, wo ich bin. Sie wird zwar einen Verdacht schöpfen, wenn sie mich nirgends finden kann, aber sie wird sich trotzdem Sorgen machen, solange sie es nicht mit Sicherheit weiß. Deshalb habe ich mich dir anvertraut.«
»Ich wünschte, du hättest dich jemand anderem anvertraut. Dein Vater wird außer sich sein. «
»Aber seine Wut richtet sich nicht gegen dich, Tyra. Und du muss t mir versprechen, ihnen gleich morgen zu sagen, dass ich mit Selig fortgefahren bin, ehe sie anfangen, sich Sorgen zu machen. «
»Das werde ich tun, Kristen, aber ich verstehe immer noch nicht, warum du dich deinen Eltern widersetzen willst. Du wolltest doch sonst auch nie mit deinem Bruder fortsegeln.«
»Natürlich wollte ich es, aber ich bin bisher nie auf den Gedanken gekommen, um Erlaubnis zu bitten. Und der Grund ist der, dass es meine letzte Gelegenheit ist, mit Selig zu verreisen. Im nächsten Jahr wird mein Vater mit mir in den Süden fahren, um mir einen Mann zu suchen - wenn ich nicht in Hedeby selbst einen finde«, fügte sie kichernd hinzu.
»Es ist dein Ernst, dass du dir woanders einen Mann suchen willst?« fragte Tyra erstaunt.
»Dachtest du, es sei ein Scherz?«
» J a, natürlich. Das würde heißen, dass du fern von hier lebst. Und fern von deinen Eltern. «
»Ganz gleich, wen ich heirate - ich würde immer aus diesem Haus hier ausziehen. «
»Aber wenn du Sheldon heiratest, wärst du immer noch ganz in der Nähe. «
»Aber ich wäre nicht verliebt, Tyra. Ich möchte
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