Herzen in Gefahr
Jungen auf dem Arm, seinen jüngsten Sohn, der nicht das kastanienbraune Haar der Mutter, sondern den dichten dunklen Haarschopf des Vaters geerbt hatte.
Er stellte das Kind kurz auf seine eigenen kleinen Beine, um seiner Frau aus dem Flugzeug zu helfen.
Delia sah bezaubernd aus. Das schöne Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern und schimmerte rötlich in der Sonne. Ein glückliches Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Sogar auf diese Entfernung sah Cathleen, dass ihre Augen glänzten. Delia war eine zierliche Frau, die ihrem Mann kaum bis zur Schulter reichte. Nachdem er sie um die Taille gefasst und aus dem Flugzeug gehoben hatte, legte Travis schützend den Arm um sie. Delia blickte zu ihm auf, berührte liebevoll seine Wange und küsste ihn.
Die beiden wirken wie ein Liebespaar, dachte Cathleen. Die Eifersucht, die sie bei diesem Gedanken durchzuckte, war wie ein stechender Schmerz. Sie versuchte nicht, ihren Neid zu unterdrücken. Cathleen war ein Mensch, der seine Gefühle zeigte und sie, ohne an die Konsequenzen zu denken, auslebte. Und warum sollte sie Dee nicht beneiden? Delia Cunnane, dem armen Waisenkind aus Skibbereen, war es gelungen, den richtigen Mann zu finden und den ärmlichen Verhältnissen, in denen sie groß geworden war, zu entfliehen. Sie hatte ihr Glück gemacht, und Cathleen schwor sich, es ihr gleichzutun.
Sie richtete sich noch ein wenig stolzer auf und wollte gerade auf die Tür zugehen, durch die die kleine Gruppe kommen musste, als sie noch einen Mann aus dem Flugzeug steigen sah. Hatte ihre Cousine zwei Dienstboten mitgebracht? Erstaunt betrachtete sie den Fremden. Nein, dachte sie, dieser Mann ist bestimmt kein Dienstbote. Er sieht nicht so aus, als würde er andere bedienen.
Er sprang aus dem Flugzeug und schaute sich langsam, fast ein wenig misstrauisch um. Es war unmöglich, hinter der dunklen Sonnenbrille, die er trug, seine Augen zu erkennen. Cathleen ahnte jedoch, dass sein Blick scharf und beunruhigend war, daher hatte sie kein Verlangen danach, ihn ohne Brille zu sehen.
Er war so groß wie Travis, jedoch ein wenig schlanker, sehniger und wirkte etwas härter. Cathleen beobachtete, wie er sich zu den Kindern hinunterbeugte, um etwas zu ihnen zu sagen. Die Bewegung wirkte lässig, aber nicht lieblos. Das dunkle Haar reichte ihm bis zum Kragen seines blauen Sporthemdes. Er trug Cowboystiefel und ausgeblichene Jeans, sah aber trotz seiner Kleidung nicht wie ein Farmer aus.
Er machte nicht den Eindruck eines Mannes, der Land bearbeitete, sondern sah aus wie einer, der es besaß.
Warum begleitete dieser Mann Travis und Dee nach Irland? War er vielleicht ein Verwandter von Travis? Er sah ihm allerdings nicht ähnlich. Von dem verbindlichen Charme, den Dees Mann ausstrahlte, konnte Cathleen bei ihm nichts bemerken. Das kantige Gesicht verriet Härte und eine gewisse Rücksichtslosigkeit.
Aber weshalb grübelte sie eigentlich über diesen Fremden nach, der sie nichts anging? Es konnte ihr doch gleichgültig sein, wer er war. Sie atmete tief durch und ging der Reisegruppe entgegen.
Brendon stürmte zuerst durch die Tür. Die weißhaarige Frau eilte hinter ihm her. »Bleib stehen, du Lümmel. Dass du mir nicht noch einmal davonläufst!« Sie fasste ihn und das kleine Mädchen bei der Hand. »Lisa, wir dürfen uns jetzt nicht verlieren.«
Das Mädchen schaute sich ebenso neugierig um wie sein Bruder. Bis es plötzlich Cathleen entdeckte. »Dort steht sie ja!«, rief Lisa aufgeregt. »Dort steht unsere Cousine. Sie sieht genauso aus wie auf dem Foto.« Ohne jede Scheu lief das Kind auf Cathleen zu. »Du bist Cathleen, nicht wahr? Ich bin Lisa. Mom hat uns erzählt, dass du uns abholen wirst.«
»Ja, ich bin Cathleen.« Sie beugte sich zu dem Kind hinunter, um es liebevoll zu betrachten. Ihre Nervosität war verflogen. »Als ich dich das letzte Mal sah, warst du ein winziges Bündel, und geschrien hast du, als wolltest du Steine erweichen.«
Lisa schaute sie mit großen Augen an. »Du sprichst ja genauso wie Mom. Hannah, hör mal, sie spricht wie Mom.«
Die weißhaarige Frau reichte Cathleen zur Begrüßung die Hand. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miss McKinnon. Mein Name ist Hannah Blakely, ich bin die Haushälterin Ihrer Cousine.«
Die Haushälterin, dachte Cathleen, während sie Hannahs Händedruck erwiderte. So etwas gab es früher nicht in Delias Familie. »Willkommen in Irland«, sagte sie zu der Frau, um gleich darauf dem Jungen die Hand hinzustrecken.
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