Herzen in Gefahr
nur vier Jahren eine so enge Freundschaft zwischen ihm und Travis entwickelt hatte. Dabei war er gar nicht der Typ, der Freundschaften suchte. Im Gegenteil. Er war stets vor Verantwortung, die Freundschaften mit sich brachten, zurückgeschreckt. Mit seinen zweiunddreißig Jahren war er die meiste Zeit seines Lebens allein gewesen. Er hatte niemanden gebraucht und niemanden gewollt. Das hatte sich erst geändert, als er die Grants kennenlernte.
»Ich verstehe nicht viel von Frauen«, sagte er, fügte aber, als er Travis’ belustigtes Lächeln sah, hinzu: »Jedenfalls nicht von Ehefrauen. Aber soweit ich das beurteilen kann, ist deine Frau glücklich. Nicht nur hier, auch in Amerika. Wenn sie dich nicht so sehr lieben würde, hätte ich ihr nämlich längst den Hof gemacht.«
Travis schaute Delia beim Tanzen zu, hörte ihr helles Lachen und beobachtete, wie sie im Gespräch mit ihrem Cousin den Kopf schüttelte und einen weiteren Tanz ablehnte. Mit ausgestreckten Händen kam sie auf ihn zu. An ihrer Hand funkelte der Brillant, den er ihr vor Jahren zusammen mit dem Ehering an den Finger gesteckt hatte.
»Ich könnte stundenlang weitertanzen«, erklärte sie ein wenig atemlos. »Aber diese beiden hier haben genug.« Dabei legte sie lächelnd die Hand auf ihren Bauch. »Willst du es nicht auch einmal versuchen, Keith?«
»Das hätte gerade noch gefehlt.«
Wieder lachte sie. In einer freundschaftlichen Geste legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Ein Mann muss ab und zu den Mut haben, sich lächerlich zu machen.« Obwohl sie völlig außer Atem war, klopfte sie mit dem Fuß eifrig den Takt zur Musik. »Colin spielt wunderbar, nicht wahr? Ich bin so glücklich, dass ich hier sein darf.« Sie zog Travis’ Hand an ihre Lippen und legte sie dann an ihre Wange. »Mary McKinnon kann noch immer alle an die Wand tanzen, aber Cathleen tanzt auch nicht schlecht, oder?«
Keith trank einen Schluck Whisky. »Es kostet mich keine große Überwindung, ihr dabei zuzuschauen.«
Lachend lehnte sich Delia an ihren Mann. »Als ihre ältere Cousine muss ich sie wohl vor dir warnen«, sagte sie zu Keith.
Er schwenkte den Whisky in seinem Glas. In gespieltem Erstaunen schaute er sie an. »Warum?«
Den Kopf an Travis’ Arm gelegt, schaute sie lächelnd zu Keith auf. »Nun, man hört gewisse Dinge, Mr. Logan. Faszinierende Dinge. Dass zum Beispiel ein Mann nicht nur seine Töchter im Auge behalten muss, wenn du in der Nähe bist, sondern auch seine Frau.«
Keith ergriff ihre Hand und zog sie an die Lippen. »Wenn ich mich für verheiratete Frauen interessieren würde, wärst du die erste, die das wüsste.«
Mit blitzenden Augen schaute sie ihn an. »Travis, ich glaube, Keith flirtet mit mir«, sagte sie dabei zu ihrem Mann.
»Ganz offensichtlich«, erwiderte Travis und küsste sie aufs Haar.
»Ich muss dich warnen, Keith. Es ist leicht, mit einer Frau zu flirten, die im fünften Monat schwanger ist und weiß, was für ein Herzensbrecher du bist. Aber nimm dich in Acht. Die Iren sind clever.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Wenn du Cathleen weiterhin mit Blicken verschlingst, wird Matthew McKinnon sein Gewehr laden.« Keith beobachtete, wie Cathleen von der Tanzfläche trat. »Anschauen ist doch nicht verboten, oder?«
»In deinem Fall sollte es aber verboten sein.« Sie schmiegte sich wieder an Travis. »Es sieht so aus, als hätte Cathleen vor, ein wenig an die frische Luft zu gehen.« Herausfordernd lächelte sie Keith an. »Vielleicht willst du ja endlich diese Zigarette anzünden. Außerdem täte dir ein kleiner Spaziergang bestimmt gut.«
»Das habe ich mir auch gerade überlegt.« Er nickte ihr zu, stand auf und schlenderte zur Tür.
Draußen schlug Cathleen fröstelnd ihre Jacke übereinander. Trotz des milden Winterklimas waren die Februarnächte ziemlich kühl. Sie atmete tief die frische Luft ein. Wie gut, dass ihr Vater sie zum Tanzen überredet hatte. Selten hatten sie Zeit, Feste zu feiern. Die Arbeit auf dem Hof wuchs ihnen allmählich über den Kopf. Da Frank eine eigene Familie gegründet hatte, Sean noch in diesem Jahr heiraten wollte und Colin mehr Interesse an seiner Musik als am Kühemelken zeigte, blieben nur noch Joe und Brian. Und sie selbst.
Der Hof musste überleben, das stand völlig außer Frage. Ohne seine Farm würde ihr Vater verkümmern. So wie sie verkümmerte, wenn sie nicht bald von hier wegging. Es musste also eine Lösung gefunden werden, den Hof zu
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