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Herzen in Gefahr

Herzen in Gefahr

Titel: Herzen in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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tiefes Lachen, das sie dermaßen ablenkte, dass sie kaum merkte, wie er seine Hand an ihre Wange legte. »Heutzutage trägt auch im Westen keiner mehr sechsschüssige Flinten mit sich herum.«
    Cathleen reagierte gereizt auf seine ironische Bemerkung. »Sie brauchen sich nicht über mich lustig zu machen.«
    »Habe ich das?« Weil ihre Haut sich so kühl und weich anfühlte, berührte er erneut ihre Wange. »Und was würden Sie sagen, wenn ich Sie nach Kobolden und Geistern fragte?«
    Jetzt musste sie lächeln. »In diesem Landstrich finden Sie höchstens noch Geister und Kobolde, wenn Sie zu tief ins Glas geschaut haben.«
    »Glauben Sie nicht an Legenden, Cathleen?« Er stand so dicht vor ihr, dass er sehen konnte, wie sich das silberne Mondlicht in ihren Augen spiegelte.
    »Nein, das tue ich nicht.« Obwohl sie plötzlich wie vor Kälte erschauerte, wich sie nicht vor ihm zurück. Sie wusste sich zu behaupten. Gewinnen oder verlieren; solange man mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, konnte einem nichts passieren. Das war schon immer ihre Lebensweisheit gewesen. »Ich glaube nur das, was ich sehen und berühren kann«, erklärte sie.
    »Wie schade«, meinte er, obwohl er ebenso dachte. »Das Leben ist oft einfacher, wenn man an Fantasiegebilde glauben kann.«
    »Ich habe mir noch nie ein leichtes Leben gewünscht.«
    »Was wünschen Sie sich denn?« Er berührte die Haare, die sich an ihren Schläfen kringelten.
    »Ich muss jetzt zurückgehen.« Es ist kein Rückzug, sagte sie sich. Ihr war plötzlich kalt geworden, eiskalt. Doch als sie umkehren wollte, legte er die Hand auf ihren Arm. Abschätzend schaute sie ihn mit ihren klaren blauen Augen an. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Mr. Logan. Es ist windig geworden, und ich friere.«
    »Ich habe es bemerkt. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Es war eine sehr persönliche Frage, und die Antwort geht Sie nichts an. Lassen Sie das«, sagte sie scharf, als er ihr Kinn umfasste.
    »Sie interessiert mich aber. Wenn ein Mann einer Frau begegnet, die er zu kennen glaubt, dann hat er natürlich Interesse an ihr.«
    »Wir kennen uns nicht.« Aber sie wusste genau, was er meinte. Während er mit ihr getanzt hatte, war es ihr auch so vorgekommen, als bestünde eine Seelenverwandtschaft zwischen ihnen. Sie wusste nicht, was es war. Aber sie reagierte stürmisch darauf. Ihr Herz klopfte heftig, und ihre Hände waren kalt. »Ich will offen zu Ihnen sein, Mr. Logan, auch wenn ich unhöflich sein muss. Ich habe keinerlei Interesse daran, Sie näher kennenzulernen.«
    »Reagieren Sie immer so aufgeregt auf Fremde?«
    Sie machte eine ungeduldige Kopfbewegung, konnte jedoch seine Hand nicht abschütteln. »Ich reagiere nicht aufgeregt, sondern verärgert«, gab sie zurück und wusste genau, dass sie log. Sie hatte bereits verstohlen auf seinen Mund geschaut und überlegt, ob er sie wohl küssen würde. »Sie scheinen zu glauben, dass ich Ihr Interesse schmeichelhaft finde. Aber ich bin keine naive Unschuld vom Land, die sich bei Mondschein und Musik von jedem küssen lässt.«
    Er hob die Brauen. »Wenn ich Sie hätte küssen wollen, Cathleen, dann hätte ich das längst getan. Ich verschwende keine Zeit, zumindest nicht mit Frauen.«
    Plötzlich kam sie sich richtig töricht vor. Sie war wütend auf sich selbst. Natürlich hätte sie ihn gern geküsst. Und das Schlimmste war, dass er es wusste. »Dafür verschwenden Sie meine Zeit«, sagte sie schnippisch. »Guten Abend, Mr. Logan.«
    Warum habe ich sie nicht geküsst? dachte Keith, während er ihr nachschaute. Er hatte sich nur mit Mühe beherrschen können. Als sie eben zu ihm aufschaute und das Mondlicht sich in ihren Augen spiegelte, da hatte er fast ihre weichen Lippen schmecken können.
    Aber er widerstand der Versuchung. Irgendetwas hatte ihn gewarnt. Vielleicht hatte er gespürt, dass es noch zu früh war, sich ihr zu nähern. Er wusste ja nicht einmal, ob er sich überhaupt näher mit ihr einlassen wollte. In hohem Bogen warf er seine Zigarette weg. Schließlich war er nach Irland gekommen, um Pferde zu kaufen. Und das sollte ihm genügen. Doch leider war Keith ein Mann, dem es schwerfiel, sich mit wenig zufriedenzugeben, wenn er mehr haben konnte.
    Cathleen kam absichtlich zu spät. Hastig schob sie ihr Fahrrad zum Hintereingang des Gasthauses. Sie wusste, es war falscher Stolz, sich durch den Kücheneingang in die Pension zu schleichen, aber es wäre ihr unangenehm gewesen, wenn

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