Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
wieder über die Brüste zog. Ihre Wangen brannten vor Scham, und ihre Hände zitterten, als sie das Haar zu einem festen Knoten hochsteckte.
„Wie kann er es nur wagen!“, wiederholte sie ein ums andere Mal, während sie ihre Habseligkeiten zurück in ihren Mantelsack stopfte. „Diese Dreistigkeit!“
Mit ihrem Umhang, dem ordentlich frisierten Haar und in einem sauberen blauen Kleid verließ sie das Zelt, bereit, dem Capitaine deutlich zu sagen, was sie von ihm hielt. Doch Dammartin hatte sich zum anderen Ende des Lagers begeben. Es war Lieutenant Molyneux, der draußen auf sie wartete.
„Mademoiselle.“ Molyneux trat an ihre Seite, die grauen Augen voller Sorge. „Ich soll Sie heute begleiten.“
Dammartin hatte also seinem Lieutenant aufgetragen, sie zu bewachen. Josettes Wut wuchs ins Unermessliche.
„Kommen Sie bitte hier entlang, Mademoiselle? Es ist Zeit, dass wir losreiten.“
„Danke, Lieutenant“, entgegnete sie gelassen, als wäre sie nicht empört und beschämt und bis aufs Blut gereizt, und folgte Molyneux mit stolz erhobenem Kopf.
Schon bald bewahrheitete sich Josettes Vermutung, denn der Lieutenant wich den ganzen Tag nicht von ihrer Seite. In seiner Gesellschaft begannen die Ereignisse des Morgens an Bedeutung zu verlieren. Der junge Mann hatte ein so ungezwungenes, charmantes Benehmen, dass ihre Wut langsam verflog.
Zwar war auch Molyneux bei Telemos gewesen, aber in den Stunden, die sie in seiner Begleitung verbrachte, wurde ihr bewusst, dass er nicht anders war als die vielen jungen Männer, die unter ihrem Vater gedient hatten. Er besaß einen ehrlichen, offenen Blick und schien im Gegensatz zu Dammartin ein wahrer Gentleman zu sein.
Als die Dragoner eine Rast einlegten, um etwas zu sich zu nehmen, schickte Molyneux seinen Burschen nach Brot und Käse. Dann setzte er sich auf einen Felsen und leistete Josette beim Essen Gesellschaft.
„Sie sind sehr freundlich zu mir, Lieutenant“, sagte sie. Anders als Dammartin, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Warum auch nicht? Sie sind eine Dame, allein und befinden sich in einer schwierigen Situation.“
Sie hob die Augenbrauen. „Ich bin eine Gefangene.“
Molyneux verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln, seine Miene jedoch war betrübt. „Ich bin der Überzeugung, dass man Gefangene gut behandeln muss.“
„Ich bin der gleichen Überzeugung. Genau wie mein Vater.“
Der Lieutenant erwiderte nichts darauf, doch ein seltsamer Ausdruck huschte über sein jungenhaftes Gesicht.
„Wie es scheint, teilt der Capitaine diese Ansicht nicht, Sir.“
„Der Capitaine … er hat sein Gründe, Mademoiselle.“ Molyneux wich ihrem Blick aus.
„Was für Gründe kann es geben, sich so zu verhalten, wie er es getan hat?“, fragte sie aufgebracht. „Nichts vermag das Benehmen dieses Mannes zu rechtfertigen.“
Molyneux sah sie an. In seiner Miene spiegelte sich Überraschung und so etwas wie Mitleid. „Sie wissen es wirklich nicht.“
„Wissen?“ Ein Schauder überlief sie. Eine böse Ahnung. „Was?“
Molyneux schüttelte nur den Kopf und erhob sich. „Kommen Sie, Mademoiselle, wir müssen weiterreiten.“
„Lieutenant …“
„Kommen Sie“, wiederholte er, den Blick gesenkt.
Und während sie ihren Ritt fortsetzten, war Molyneux schweigsam und überließ es Josette, über seine seltsamen Worte zu grübeln.
Dammartin ritt an der Spitze der 8. Dragoner, als sie das unwegsame Gelände durchquerten, aber es war nicht die raue portugiesische Landschaft, über die er brütete, noch waren es die Gefahren seines Auftrags. Etwas ganz anderes beschäftigte seine Gedanken – Josette Mallington.
Vor seinem inneren Auge erschien immer wieder das Bild, das sie in seinem Zelt geboten hatte – der Oberkörper nackt, ihre Haut so zart und weiß und einladend, dass es ihm schwergefallen war, sie nicht zu berühren. Um ihren schlanken Hals hatte eine Goldkette gelegen, an der entlang sein Blick unwillkürlich zu ihren vollen Brüsten geglitten war.
Josette Mallington hatte erschrocken den Arm vor sich gehalten, um sich vor seinem hungrigen Blick zu schützen, aber tatsächlich war es ihr nur gelungen, ihn noch mehr zu reizen, weil viel zu viel entblößt blieb. Für einen Moment war Dammartin in Versuchung gewesen, sie an sich zu reißen und zu streicheln, die rosigen Spitzen ihrer Brüste unter seinen Handflächen zu spüren und sie mit den Lippen zu liebkosen.
Entschlossen gebot er seinen Gedanken Einhalt. Sie war Mallingtons
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