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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret McPhee
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immer mit irgendetwas beschäftigt. Kein einziges Mal sah er sie an. Obwohl sie den Mann hasste, fühlte sie sich durch sein abweisendes Verhalten einsamer und unglücklicher denn je.
    Doch wenigstens der offene, vernünftige und gut aussehende junge Lieutenant Molyneux leistete ihr Gesellschaft. Ihm schien es nichts auszumachen, dass sie Engländerin war und eine Gefangene. Er verhielt sich ihr gegenüber respektvoll und erwies ihr Freundlichkeit, wo alle anderen ihr aus dem Weg gingen.
    An diesem Abend schlugen sie das Lager neben einem flachen Hügel auf. Während die Sonne sich dem Horizont näherte, erstrahlte der Himmel in den schönsten Violett- und Blautönen. Der prachtvolle Anblick ging Josette zu Herzen und erinnerte sie an ihren Schmerz.
    Flehend wandte sie sich an Molyneux. „Lieutenant, ich würde so gern auf die Kuppe wandern, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Ich weiche natürlich nicht vom Weg ab, sodass Sie mich die ganze Zeit im Blickfeld haben werden. Und ich gebe Ihnen mein feierliches Ehrenwort, keinen Fluchtversuch zu unternehmen und so bald wie möglich wieder da zu sein.“ Hoffnungsvoll wartete sie auf seine Antwort.
    „Es tut mir leid, Mademoiselle“, erwiderte er mit sanfter Stimme. „Capitaine Dammartin …“ Er schüttelte den Kopf, fügte dann aber hinzu: „Es wäre mir jedoch ein Vergnügen, Sie bei Ihrem Spaziergang zu begleiten, wenn Sie es mir erlauben. Der Sonnenuntergang ist in der Tat prächtig.“
    Josette nickte. „Das wäre sehr nett von Ihnen, Lieutenant.“
    „Dann beeilen wir uns, um ihn nicht zu verpassen.“
    Mit einem Lächeln schlang sie den Umhang um sich und zog ihren Hut tiefer in die Stirn.
    Gemeinsam gingen sie den Hügel hinauf, und als der Anstieg etwas steiler wurde, erschien es Josette völlig natürlich, sich bei Molyneux unterzuhaken, als er ihr den Arm bot.
    Die Hügelkuppe war eine fast ebene Fläche, von der Natur dafür geschaffen, dass die Menschen von hier die Schönheiten des Himmels betrachten konnten. Josette und Molyneux blieben voller Ehrfurcht stehen, vertieft in den großartigen Anblick des Sonnenuntergangs. Genau vor ihnen, so kam es ihnen vor, entflammten die herrlichsten Farben am Himmel. Kräftiges Rot verwandelte sich in blasses Rosa, das seinerseits in verschiedene Violetttöne überging, als hätte jemand mit einem riesigen Pinsel über den Horizont gewischt. Wie ein gewaltiges Gemälde bot sich ihnen der Himmel dar. Es war ein Kunstwerk, wie es kein Mensch so vollkommen hätte malen können. Josette spürte zum ersten Mal seit Telemos, wie ihr das Herz leichter wurde und sie ein wenig Frieden fand. Die Schönheit der Natur wirkte wie Balsam für ihr gequältes Herz.
    Die Hand vertrauensvoll auf Lieutenant Molyneux’ Arm, verharrte Josette gedankenverloren, bis ein Geräusch hinter ihr sie aus ihrer Versunkenheit riss. Sie sah über die Schulter.
    Capitaine Dammartin stand nur wenige Schritte von ihr entfernt. Seine Miene war verschlossener denn je, die Narbe auf seiner Wange schien sich heute deutlicher hervorzuheben als sonst. Sein Blick ruhte auf der Stelle, wo Josettes Hand den Arm des Lieutenant berührte, und er presste die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch ein schmaler Strich waren.
    „Lieutenant Molyneux, kehren Sie zu Ihren Pflichten zurück“, befahl er.
    „Jawohl, mon Capitaine .“ Molyneux gab Josettes Hand frei und salutierte. Er schenkte ihr ein Lächeln, und erneut fiel ihr auf, wie gut er aussah. „Bitte entschuldigen Sie mich, Mademoiselle.“
    „Sofort, Lieutenant“, fuhr Dammartin ihn an.
    Der Lieutenant eilte davon und ließ Josette und Dammartin allein zurück.
    „Ich habe Ihre Spielchen lange genug geduldet, Mademoiselle Mallington.“
    Sie fuhr herum. Ein einziger Satz von ihm genügte, um den Frieden in ihr zu zerstören.
    „Mir ist rätselhaft, wovon Sie sprechen, Sir“, erwiderte sie mit der gleichen Kälte in der Stimme wie er.
    „Ich bitte Sie, Mademoiselle. Tun Sie nicht unschuldiger, als Sie sind. Sie buhlen seit Tagen um die Aufmerksamkeiten meines Lieutenant. Aber er ist kein Schoßhündchen, das jedem Ihrer Wünsche gehorchen muss. Sie sind unsere Gefangene, vergessen Sie das gefälligst nicht!“
    Mit zornloderndem Blick sah Josette ihn an. Soweit es sie anging, war dies genau der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er hatte sie voller Leidenschaft, Wildheit und Zärtlichkeit geküsst, und sie hatte den Kuss zu ihrer ewigen Schande erwidert – den Kuss eines

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