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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret McPhee
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mein Vater nach England zurück.“
    Enttäuscht biss er sich auf die Unterlippe. „Sie kennen die Wahrheit also nicht.“
    „Mein Vater war ein guter, anständiger Mann. Er hätte niemals einen freigelassenen Offizier getötet.“
    „Da irren Sie sich leider, Mademoiselle.“
    „Nein, sage ich Ihnen!“, fuhr sie ihn an. „Er wäre zu so einer Tat nicht fähig gewesen!“
    Dammartin sah ihren Schmerz und ihren Unglauben und wusste, dass er daran schuld war. Er sagte nichts mehr. Und er brauchte auch nichts mehr zu sagen. Die Pein in ihren Augen traf ihn selbst wie ein Schlag. Einen Moment stockte ihm der Atem.
    „Was wollen Sie mit solchen Lügen erreichen? Meinen Willen brechen? Damit ich Ihre erbärmlichen Fragen beantworte?“
    Der Ton in ihrer Stimme ließ Dammartin zusammenzucken. Er wünschte, er hätte seine Worte zurücknehmen können, um ihr diese Qual zu ersparen.
    Sie drehte sich um und ging los, den Kopf erhoben, ihre Schritte müde und unsicher. Während der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwand, erkannte Pierre Dammartin, dass Rache keine Erleichterung brachte. Der Kummer, der an ihm nagte, seit er vom Tod seines Vaters erfahren hatte, plagte ihn noch genauso schmerzhaft wie zuvor, wenn nicht noch mehr. Es war ein Fehler gewesen, ihr die Geschichte zu erzählen.
    Als sie hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war, stand er noch eine Weile in der Dunkelheit und lauschte den leisen Geräuschen aus dem Lager – und dem heftigen Schlagen seines wunden, eifersüchtigen Herzens.

6. KAPITEL
        
    Josette ging Lieutenant Molyneux und Sergeant Lamont aus dem Weg und zog sich in ihr Zelt zurück. Ein kräftiger Duft nach Eintopf erfüllte die Luft, aber sie verspürte nicht den geringsten Hunger. Sie blieb im Dunkeln sitzen und dachte über Capitaine Dammartins Worte nach – über die Unsinnigkeit seiner Anschuldigung und die Bestimmtheit seiner Überzeugung. Gequält schloss sie die Augen. Nicht ihr Vater, ihr lieber, wundervoller Papa. Er hätte nie jemanden kaltblütig ermordet.
    Eine Stimme erklang an der Öffnung des Zeltes. „Mademoiselle.“ Es war Lieutenant Molyneux.
    „Bitte, Sir, ich bin müde und möchte allein sein.“
    „Aber Sie haben nichts gegessen, Mademoiselle.“
    „Ich bin nicht hungrig.“
    „Sie müssen etwas zu sich nehmen.“
    „Später vielleicht“, erwiderte sie ungeduldig und wünschte, er würde endlich gehen. Dann kam sie sich undankbar vor und lenkte ein. „Ich danke Ihnen.“
    Einen Moment herrschte Schweigen, doch gleich darauf fragte Molyneux leise: „Mademoiselle, hat der Capitaine Sie … wie sagt man … in Aufregung versetzt?“
    Nach kurzem Zögern antwortete sie: „Nein, ich bin nur erschöpft. Das ist alles.“
    „Es ist nicht seine Absicht, so … zu sein.“ Molyneux hielt nachdenklich inne, aber offenbar fiel ihm das passende englische Wort nicht ein. „Er ist ein guter Mann. Doch er hat den Tod seines Vaters nie überwunden.“
    Bei seinen Worten zog sich ihr Magen zusammen. Langsam ging sie zur Zelttür und schob sie zurück.
    Molyneux stand draußen. Er lächelte und hielt ihr einen Zinnteller mit Eintopf hin.
    „Danke.“ Sie nahm den Teller entgegen. „Was geschah mit Capitaine Dammartins Vater?“, fragte sie mit klopfendem Herzen.
    Molyneux Lächeln verblasste. „Commandant Dammartin geriet in Kriegsgefangenschaft.“ Er errötete und senkte verlegen den Blick. „Es war eine unehrenhafte Sache.“
    „Was geschah?“, wiederholte sie.
    Er sah sie immer noch nicht an. „Er wurde von den Engländern getötet.“
    „Nein“, sagte sie leise. „Leider ja, Mademoiselle. Die Geschichte ist überall in Frankreich bekannt. Commandant Dammartin war ein großer Kriegsheld.“
    „Wissen Sie, wer ihn gefangen hielt? Welches Regiment?“
    Jetzt sah er sie an, und Mitleid schimmerte in seinen freundlichen Augen. Josette wusste, was er ihr sagen wollte, aber im Gegensatz zu Dammartin war er ein Gentleman und sprach es nicht aus. „Ich erinnere mich nicht“, behauptete er und lächelte aufmunternd. „Sie sollten etwas essen, Mademoiselle, bevor es kalt wird.“
    Josette sah zum Lagerfeuer. Dammartin stand davor und sprach mit Lamont. Aber sein Blick ruhte auf ihr, und sie zuckte unwillkürlich zusammen. Dann musterte er Molyneux, und Josette errötete, als sie sich an seine Anschuldigungen erinnerte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was ihm im Kopf herumging, wenn er seinen Lieutenant so dicht neben ihr stehen

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