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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret McPhee
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wilder zu.
    „Josette.“ Dammartin packte ihre Arme, zog sie hoch und drehte sie zu sich herum, sodass sie ihm ins Gesicht sehen musste.
    Und plötzlich schien ihre Wut sich in Luft aufzulösen. An ihre Stelle trat tiefste Verzweiflung. Ihr Gesicht war leichenblass, auf ihrer Wange, wo eine Faust sie getroffen haben musste, begannen sich die Anfänge eines Blutergusses abzuzeichnen, und in einem Mundwinkel blutete sie.
    „Er wollte …“
    „Ich weiß.“ Dammartin presste die Lippen zusammen.
    „Wie ein brünstiges Tier …“ Ihre Stimme klang rau vor Abscheu. „Wie ein riesiges, widerliches Tier.“
    „Josette“, versuchte er sie zu beruhigen. „Er ist tot.“
    „Und ich freue mich darüber!“, rief sie heiser. „Ich bin so froh! Ich, eine Christin und die Tochter meines Vaters.“ Stöhnend kniff sie die Augen zusammen. Für einen kurzen Moment glaubte Dammartin, dass sie in Tränen ausbrechen würde, aber sie tat es nicht. Die Stirn an seine Brust gelehnt, am ganzen Körper zitternd und schwer atmend, stand sie da, und er konnte sich nicht vorstellen, woher sie die Kraft nahm, ihre Tränen zu unterdrücken.
    „Ich habe darum gebetet, dass Sie kommen“, sagte sie leise. „Ich habe ununterbrochen gebetet.“
    Dammartin strich ihr sanft übers Haar und drückte sie an sich. „Sie sind in Sicherheit, Mademoiselle. Ich verspreche es.“
    Der Wind nahm zu, Dunkelheit senkte sich herab. Dammartin wurde von dem verzweifelten Wunsch überwältigt, Josette Mallington zu beschützen und sie ihre Schmerzen und ihren Kummer vergessen zu lassen. Molyneux räusperte sich hinter ihm, und dann auch Lamont. Mühsam zwang Dammartin sich, seine Gedanken zu ordnen.
    „Mademoiselle Mallington“, sagte er behutsam, zog seinen Uniformrock aus und legte ihn ihr um die Schultern. „Wir müssen zum Lager zurückkehren.“
    Sie hielt den Blick gesenkt. „Natürlich.“ Ihr Widerstand war gebrochen, nichts von ihrem Kampfgeist schien geblieben zu sein.
    Dammartin ließ seinen Arm um ihre Taille liegen und stützte sie, während sie an seiner Seite weiterging.
    Still und mit grimmigen Mienen machten er und seine Männer sich auf den Weg zurück ins Lager.
    Dammartin half ihr, sich an den Klapptisch in seinem Zelt zu setzen, während er auf Französisch Befehle erteilte – an Molyneux und Lamont, wie Josette annahm. Sie machte sich nicht die Mühe aufzusehen. Es ging über ihre Kräfte. Innerlich fühlte sie sich kalt und leer und konnte nur vor sich hinstarren.
    Dann hörte sie das Plätschern von Wasser, offenbar wurde ein Tuch über einer Schüssel ausgewrungen. Das Wasser war warm und Dammartins Berührung sanft, als er ihr das Blut und den Schmutz vorsichtig von Gesicht und Händen entfernte. Sein Uniformrock umgab noch immer warm und schützend ihre Schultern.
    Erst jetzt sah Josette zu ihm auf, und sie konnte keine Bitterkeit mehr in seinen Augen entdecken, nur Mitgefühl.
    „Ich sagte ihm, dass ich Engländerin bin.“ Jedes Wort schien ihr den wunden Hals zu zerkratzen. „Es interessierte ihn überhaupt nicht. Sie hatten recht.“
    „Josette“, flüsterte er. „Ich hätte besser auf Sie aufpassen müssen.“
    Hastig schüttelte sie den Kopf. „Ich wollte nicht fliehen.“ Es war ihr auf einmal sehr wichtig, dass er sie nicht missverstand, obwohl sie nicht recht begriff, warum. „Ich wollte nur für einen Moment allein sein. An einem Ort, wo ich über all das nachdenken konnte, was Sie sagten … über meinen Vater.“
    Schweigend saßen sie im flackernden Licht der Laterne, das über die Zeltleinwand tanzte. Draußen war alles still.
    Josette spürte seine Finger, die federleicht über die blauen Flecken an ihrem Hals und die Verletzung an ihrem Mund strichen.
    „Er hat Ihnen wehgetan, Mademoiselle. Das tut mir unendlich leid.“
    Dammartins Güte und sein Mitgefühl trieben ihr die Tränen in die Augen.
    „Sie sind in Sicherheit, das schwöre ich Ihnen.“
    Prüfend betrachtete sie ihn. Er war ein entschlossener Mann, stark und unbesiegbar, und sie glaubte ihm. Mit einem kleinen Nicken gab sie ihm ihre Dankbarkeit zu verstehen, saß aber immer noch wie betäubt da, wie ein Mensch, der nicht mehr wusste, was er tun sollte.
    Als er ihr die Stiefeletten aufschnürte, sie ihr sanft auszog und ihr auf das Bett half, ließ Josette es mit sich geschehen.
    „Lassen Sie mich nicht allein“, hörte sie sich selbst flüstern.
    Er nickte und setzte sich auf den Stuhl. „Ich werde die ganze Nacht hierbleiben. Sie

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