Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
die Angst in Josettes Augen, an die Erleichterung, als sie ihn umarmt hatte. Konnte sie eine so geschickte Lügnerin sein, eine so überzeugende Schauspielerin? Die Vernunft sagte ihm, dass La Roque recht hatte, und doch blieb ein winziger Zweifel, der an ihm nagte.
Abermals klopfte La Roque ihm ermutigend auf die Schulter. „Grüble nicht so viel, Pierre. Es ist gewiss schwer für dich, gegen das Begehren anzukämpfen, das sie in dir erweckt hat. Und ich kann es gut verstehen. Aber womöglich ist es die falsche Taktik, wenn du Abstand zu ihr hältst. Vielleicht wäre es besser, wenn du sie einfach in dein Bett nimmst und es hinter dich bringst. Nimm sie dir. Behandle sie wie die Hure, die sie ist. Labe dich an ihr, bis du gesättigt bist. Dann wirst du von diesem Verlangen befreit sein.“
„Wahrscheinlich hast du recht.“ Dammartin zuckte mit den Schultern. Inzwischen versuchte er nicht mehr, sich selbst zu täuschen. Ob Josette ihn angelogen hatte oder nicht, spielte keine Rolle mehr. Sobald er mit ihr allein war, würde es nur noch eins für ihn geben. Er begehrte sie so sehr, dass er an nichts anderes mehr denken konnte – weder an seinen Vater noch an seine Pflicht oder sogar seine Ehre. Noch bevor die Nacht vorüber war, würde Josette Mallington mit ihm in seinem Bett liegen.
12. KAPITEL
Josette hörte Schritte auf das Zelt zukommen und erkannte undeutlich, wie jemand die Zelttür öffnete. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie fragte sich, ob es Dammartin war, der im Begriff war einzutreten, oder jemand, der ihr Böses wollte … Mit geballten Fäusten sprang sie von dem Feldbett auf, bereit, sich der Gefahr zu stellen.
„Capitaine Dammartin“, stieß sie erleichtert hervor. „Sie sind es. Ich dachte …“ Sie lächelte unsicher.
„Was dachten Sie, Mademoiselle?“, fragte er, und sie vernahm einen Unterton in seiner Stimme, der nichts Gutes verhieß. Irgendetwas war geschehen, seit er sie verlassen hatte.
Das Lächeln um ihre Lippen verschwand. „Es ist nicht wichtig“, wich sie aus, griff nach der Decke auf Dammartins Bett und legte sie sich um.
Dammartin zündete die Laterne an und schloss alle Klappen bis auf eine. „Der Commandant leugnet Ihre Anschuldigungen. Er behauptet, Sie versuchen, Unfrieden zwischen uns zu stiften.“
„Selbstverständlich tut er das. Sie haben doch nicht geglaubt, dass er irgendetwas zugeben würde, oder? Molyneux war bei ihm, das schwöre ich Ihnen. Und ich weiß, was ich hörte.“
„Molyneux war da, das stimmt. Aber nicht aus dem Grund, den Sie nannten.“
Josette hob das Kinn. „Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, Capitaine Dammartin. Commandant La Roque ist der Lügner.“
„Also steht Ihr Wort gegen seins. Sie sind eine Gefangene. La Roque ist ein Held Frankreichs. Er ist ein hochrangiger Offizier in der Armee des Kaisers und ein geschätzter Freund meiner Familie. Und er ist mein Pate. Wenn Sie an meiner Stelle wären – wem würden Sie glauben?“
„La Roque ist Ihr Pate?“ Josette lachte freudlos. „Dann steht es nicht in meiner Macht, Sie zu überzeugen.“ Sie zuckte die Achseln. „Werden Sie mich zu ihm zurückschicken?“
„Nein.“
„Und was ist mit Molyneux?“
„Molyneux ist belanglos.“
„Sie behalten mich bei sich, obwohl Sie mir nichts von dem glauben, was ich Ihnen über La Roque und Molyneux erzählte, geschweige denn über meinen Vater? Warum?“ In diesem einen Wort schwangen all ihre Enttäuschung, ihre Furcht und ihre Erwartung mit. Josette sah ihn eindringlich an, insgeheim hoffend, dass sie sich irrte.
„Wir wissen beide, warum, Josette“, antwortete er und fing an, seinen Uniformrock aufzuknöpfen.
Josette schluckte schwer. Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf, als könne sie es auf diese Weise leugnen, aber sie hatte das Verlangen in Dammartins Augen erkannt und spürte die vertraute Erregung, die seine Nähe jedes Mal in ihr weckte.
„Nein“, flüsterte sie. „Ich werde Ihnen nicht erlauben, mich zu küssen.“
Mit wenigen Schritten war er bei ihr, so nah, dass ihre Röcke seine Stiefelspitzen berührten. Er hob eine Hand und strich ihr leicht über die Wange. Josettes Puls pochte wie rasend. Atemlos biss sie sich auf die Unterlippe und ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. „Muss ich damit rechnen, dass Sie sich mir aufzwingen werden?“
„Nein.“ Seine Stimme war so sanft wie seine Liebkosung.
„Küssen Sie mich nicht“,
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