Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
bat sie ihn leise. „Ich bitte Sie.“
Im schwachen Licht der Laterne sah er sie noch einen Moment lang an, dann wandte er sich ab und setzte sich an den Tisch. Seufzend fuhr er sich mit der Hand durch das Haar.
„Was soll ich mit Ihnen tun, Josette Mallington?“
Sie ließ sich auf sein Feldbett fallen und sah ihn an. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Nur die Stille der Nacht erfüllte das Zelt.
„Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, Ihnen zu beweisen, dass ich nicht lüge“, sagte Josette schließlich.
Er griff nach ihrer Hand, sah sie aber immer noch nicht an, sondern starrte düster vor sich hin. „Ich werde Ihnen eine Frage stellen“, erklärte er, „und dann keine mehr. Befanden sich die Tagebücher Ihres Vaters in Ihrem Mantelsack?“
„Ja.“
„Dann werde ich wohl nie wissen, was in Oporto geschah. Die einzige Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, was Ihr Vater dort tat, ist für immer verloren.“
In diesem Moment erkannte Josette, dass es einen Weg gab, Dammartin von der Wahrheit zu überzeugen. Der Preis dafür würde sehr hoch sein und grenzte an Verrat – noch vor Kurzem wäre sie lieber gestorben, als ihn zu zahlen –, doch inzwischen hatte sich viel geändert.
Nachdenklich betrachtete sie sein Gesicht, das ihr so lieb geworden war – die schmalen Wangen, die Narbe, die langen dunklen Wimpern, die gerade Nase, die sinnlich geschwungenen Lippen. Das Bild eines Mannes, der stark und unbesiegbar schien, und der dennoch ebenso litt wie sie selbst. Auch er hatte seinen Vater verloren, genau wie sie.
„Nein, sie ist nicht verloren.“ Josette drehte ihre Hand, sodass sie ihre Finger mit seinen verschränken konnte. „Es gibt da etwas, das ich Ihnen verschwiegen habe, Capitaine Dammartin.“
Er sah sie an.
„Das Tagebuch, in dem mein Vater über die Ereignisse in Oporto schreibt, lag nicht bei den anderen in meinem Mantelsack, als er gestohlen wurde. An jenem Abend, nachdem wir am Fluss waren, nahm ich es heraus und legte es nicht wieder zurück.“
Dammartin sah sie an wie ein Ertrinkender, der Hilfe nahen sieht. „Das Tagebuch befindet sich in Ihrem Besitz?“
„Ja. Es ist auch der Grund, weswegen der Commandant Molyneux zu mir geschickt hat. La Roque wollte es haben.“
„Josette“, erwiderte Dammartin atemlos. „Lügen Sie mich nicht an. Nicht in dieser Angelegenheit.“
„Ich lüge nicht. Ich habe die Aufzeichnungen meines Vaters gelesen, und nichts davon deutet darauf hin, dass er Ihren Vater ermordet hat. Im Gegenteil, er spricht voller Bewunderung und Respekt über ihn. Warum hätte er ihn töten sollen?“
Dammartin strich geistesabwesend mit dem Daumen über ihre Hand und schluckte schwer. „Zeigen Sie mir das Tagebuch, Josette. Lassen Sie es mich lesen.“
„Sie werden es La Roque geben.“
„Nein, ich verspreche Ihnen, dass ich das nicht tue.“ Sanft umfasste Dammartin ihr Gesicht mit seinen Händen. „Bitte, Josette. Ich werde Sie anflehen, wenn es das ist, was Sie wollen.“
Eine kleine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Josette schließlich nickte. Langsam stand sie auf, wandte ihm den Rücken zu und begann, ihr Mieder aufzuschnüren.
Einen Moment lang glaubte Dammartin, dass sie ihn missverstanden hatte, dass sie ihm ihren Körper anbieten wollte, den er allerdings beinahe genauso sehr begehrte. Schon der Gedanke genügte, um ihn in Erregung zu versetzen. Doch dann zog sie etwas unter ihren Röcken hervor.
Mit angehaltenem Atem wartete er, bis sie ihre Kleidung wieder in Ordnung gebracht hatte und zum Tisch zurückkam. Sie hielt das Tagebuch in der Hand und legte es vor ihn hin, als sei es ein kostbares Geschenk. Wie gebannt richtete sich sein Blick auf das ramponierte kleine Buch mit dem fleckigen roten Einband.
Josette setzte sich wieder auf sein Feldbett. „Der Regen hat den Ledertornister durchnässt, und das Buch ist ein wenig wellig geworden, aber die Schrift lässt sich zum Glück noch lesen.“
Es war so weit, endlich würde er erfahren, was Mallington getan hatte – und was seinem Vater widerfahren war.
Das Herz hämmerte Dammartin schmerzhaft in der Brust, und er spürte, wie seine Hände feucht wurden. Fast fühlte er sich so wie vor einer Schlacht, erregt und gleichzeitig voller Furcht. Als ginge es auch jetzt um Leben und Tod. Das Buch war noch warm von Josettes Körper. Die Seiten wiesen rote Flecken von der Farbe des Einbands auf, doch die mit Bleistift in flüssiger Handschrift niedergeschriebenen Worte konnte
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