Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
„Frédéric …“
„Deine Worte verletzen mich zutiefst.“ La Roque schob seinen Teller von sich.
„Verzeihen Sie mir. Das lag nie in meiner Absicht. Meine Zweifel richten sich nicht auf Sie, sondern beziehen sich auf die Person, die Sie schießen sahen. Mir scheint es unmöglich, dass es Mallington gewesen sein soll.“
„Was hat diesen Meinungsumschwung wohl verursacht?“ La Roque war blass geworden. Angespannt wartete er auf die Antwort.
Doch Pierre dachte an das Versprechen, das er Josette gegeben hatte, nichts von dem Tagebuch zu verraten. „Nichts Besonderes. Ich habe Mademoiselle Mallington verhört, und ihre Antworten machen mich nachdenklich.“
„Was hat das Weibstück gesagt?“
„Sie wollte ihren Vater verteidigen.“
La Roque errötete vor Ärger. „Sie ist eine Lügnerin, Pierre, eine hinterhältige, intrigante kleine Lügnerin. Je eher du das einsiehst, desto besser. Vielleicht solltest du dir in Erinnerung rufen, wer sie ist und wer ich bin.“ Er hielt inne und fuhr leiser fort: „Verzeih, Pierre. Aber ich kann nicht vergessen, was ich Mallington deinem Vater antun sah. Und ich war gezwungen, ihn dort liegen zu lassen, um nicht ebenfalls getötet zu werden. Du weißt, dass ich sehr empfindlich bin, was diese Sache angeht. Und jetzt hat seine Tochter dich auf ihre Seite gezogen. Das macht mich wütend und bringt mich gleichzeitig zur Verzweiflung.“ La Roque presste die Lippen zusammen und blinzelte eine Träne fort.
Pierre schenkte ihm nach und reichte ihm das Glas. „Bitte, Frédéric, beruhigen Sie sich.“
La Roque ließ ein dezentes Schniefen hören. „Ich dachte, sie würde ihren Einfluss auf dich verlieren, sobald du sie erst einmal in dein Bett bekommen hast.“ Er trank sein Glas bis zur Hälfte aus.
„Ich lasse mich nicht von Mademoiselle Mallington beeinflussen.“
„Ich fürchte doch, Pierre. Und es bricht mir das Herz, das mit ansehen zu müssen.“
Pierre verabschiedete sich von seinem Paten und kehrte zu Josette zurück. La Roques Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er schien davon überzeugt, dass Mallington der Mörder gewesen war. Und wie sollte er auch nicht? Er hatte alles mit angesehen. Änderte Mallingtons Tagebuch daran irgendetwas, und war Josettes Behauptung hinsichtlich der Verletzung ihres Vaters überhaupt glaubwürdig?
La Roque gegenüber hatte er erklärt, Josette habe keinen Einfluss auf ihn, doch in Wirklichkeit erfüllte sie sein Denken in jedem wachen Moment. Pierre begehrte und brauchte sie. Sie hatte einen unglaublichen Einfluss auf ihn, ob er es wollte oder nicht. Und diese Erkenntnis beunruhigte ihn über die Maßen.
Josette lag im Halbschlaf, als sie endlich das leise Klopfen an der Tür hörte. Pierre und sie hatten das Glück gehabt, in einer Stadt voller Soldaten ein Zimmer für sich allein zu bekommen. Sie erhob sich und eilte in ihrem dünnen Unterkleid, zitternd vor Kälte, zur Tür und öffnete.
„Pierre?“ Er roch nach feuchter Luft und Cognac, und der Wollstoff seines Uniformrocks fühlte sich klamm an unter ihrer Berührung. Draußen schlug die Kirchenuhr elf.
Ohne dass er etwas sagen musste, wusste Josette, dass sein Gespräch mit La Roque nicht gut verlaufen war. Seine Miene verriet seine Anspannung.
„Dir ist kalt“, stellte sie beklommen fest, weil sie ihre wahren Gedanken nicht auszusprechen wagte.
„Und müde bin ich auch. Wir sollten schlafen gehen.“
Gehorsam kehrte sie zum Bett zurück und kletterte unter die Decke. Voll banger Erwartung sah sie ihm zu, wie er sich seiner Kleider entledigte.
Er stand im schwachen Mondlicht, und sie konnte das Spiel seiner Muskeln beobachten. Als er sich auf die Bettkante setzte, um Stiefel und Strümpfe auszuziehen und die Knöpfe an seiner Hose zu öffnen, wandte Josette den Blick ab. Ihr Herz schlug schneller. Plötzlich fühlten ihre Lippen sich ganz trocken an, und sie benetzte sie hastig mit der Zunge. Gleich darauf senkte sich die Matratze unter Pierres Gewicht, als er sich neben ihr ausstreckte. Josette blieb ganz still liegen, in atemloser Erwartung seiner Berührung. Doch er wandte sich nicht zu ihr um.
Er lag auf dem Rücken, sagte nichts und starrte zur Decke hinauf. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Das Schweigen zwischen ihnen wurde immer quälender, bis sie es nicht länger ertrug.
„Wie war dein Zusammentreffen mit Commandant La Roque?“
Sie hörte ihn schlucken. „Es gibt nichts zu erzählen“, antwortete er
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