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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret McPhee
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Blick. „Das ist das Mindeste, was ich für deinen Vater tun kann.“
    Josette war froh, dass er endlich von der Unschuld ihres Vaters überzeugt zu sein schien. Doch gleichzeitig senkte sich eine unendliche Traurigkeit in ihr Herz. Ihr Vater lebte nicht mehr, Jean Dammartins Mörder würde niemals gefasst werden, und schon bald stand ihr die Trennung von Pierre bevor.
    Mit einem verzagten Nicken wandte sie sich ab. Nichts konnte die Vergangenheit ändern.
    Der Krieg und ihre toten Väter standen zwischen ihnen.

13. KAPITEL
        
    Es war ein langer Tagesmarsch, und Pierre wich nicht von Josettes Seite. Das zügige Tempo wurde kein einziges Mal verringert. Foy trieb die Männer erbarmungslos an, jetzt, da sie ihrem Ziel so nahe waren. Wie Blei spürte Pierre die Müdigkeit in den Gliedern, und ihn plagte nagender Hunger. Zum wiederholten Mal sah er zu Josette hinüber. Wenn er sich schon so zerschlagen fühlte, wie musste es ihr erst gehen? Sie hatte sich bis zum Hals in eine graue Decke gehüllt und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, während sie ritt. Pierre betrachtete ihr Profil.
    Die dunklen Schatten unter ihren Augen fielen bei ihrer blassen Haut besonders auf. Trotz ihrer stolzen Haltung ließ sie die Schultern leicht hängen. Sie musste völlig erschöpft sein.
    Zehn Tage waren seit Telemos vergangen, zehn Tage, seit er Mallington hatte sterben sehen und Josette zu seiner Gefangenen geworden war. Pierre erinnerte sich, wie sie sich vor ihren Vater gestellt hatte – herausfordernd, furchtlos. Nie würde er diesen Anblick vergessen. Sie war so zierlich, so klein und doch so stark. In jenem Moment hatte er sie gehasst und gleichzeitig Achtung vor ihr empfunden. Jetzt, nur zehn Tage später, war es alles andere als Hass, was er für die Frau an seiner Seite empfand.
    Wenn er daran dachte, wie ihr Körper sich an seinen geschmiegt hatte, in all seiner Zartheit und Stärke, wie er das Pochen ihres Herzens an seiner Wange gespürt hatte, wurde er von einer Wärme durchflutet, die ihn die kalte Feuchtigkeit des Spätherbsttages vergessen ließ.
    Über ihnen bildete der Himmel eine riesige weißgraue Kuppel, doch Pierre achtete nicht darauf. Ciudad Rodrigo war nicht mehr weit.
    Eine wuchtige mittelalterliche Mauer umgab die Stadt. Die Hufe der Pferde klapperten auf dem Kopfsteinpflaster, als sie durch das befestigte Tor ritten. Josette sah auf und entdeckte ein altes Schloss auf dem Hügel über der Stadt. Die Müdigkeit drohte sie zu übermannen. Sie hielt sich nur mit größter Anstrengung in Fleurs Sattel. Ihre Hände waren so gefühllos, dass sie nicht wusste, ob sie die Zügel noch hielt oder nicht.
    Nach langer Zeit gab es wieder Gebäude um sie herum, Licht und Stimmen – und überall Soldaten in Bonapartes blauen Uniformen. Die 8. Dragoner hielten erst an, als sie die Ställe erreichten. Josette blieb reglos im Sattel sitzen. Das Ende der Reise war gekommen. Général Foy würde weiterziehen bis Paris, doch was aus Pierre und ihr würde, war ungewiss.
    „Josie.“
    Pierres Stimme klang besorgt. Im nächsten Moment spürte Josette, wie er ihr behutsam vom Pferd herunterhalf. Dann nahm er sein Gepäck und stützte sie mit einem Arm um die Taille, ohne sich darum zu kümmern, dass seine Männer ihn verblüfft anstarrten. Seite an Seite verließen sie die Ställe, um sich dem zu stellen, was sie in Ciudad Rodrigo erwartete.
    „Ich bitte dich, Pierre, das sieht dir doch nicht ähnlich. Du hast diesem Frauenzimmer erlaubt, dir unter die Haut zu gehen. Und jetzt zermürbt sie dich mit ihren Lügen.“ Commandant La Roque schickte seinen Diener hinaus und füllte sein Glas und das seines Patensohns, bevor er sich wieder über seinen Teller hermachte.
    Pierre rieb sich das Kinn. „Aber überlegen Sie. Falls Mallingtons Handverletzung bedeutete, dass er eine Muskete gar nicht abfeuern konnte …“
    „Zweifelst du an meinem Wort?“ La Roque hörte auf zu kauen und sah Dammartin verärgert an.
    „Natürlich nicht. Ich gebe nur zu bedenken, Sie könnten sich in der Identität des Mannes, der geschossen hat, geirrt haben. Er sah vielleicht wie Mallington aus …“
    „Der Mörder war Mallington, verdammt noch mal! Er stand nur knapp zwanzig Meter entfernt. Ich habe den Mistkerl mit meinen eigenen Augen gesehen. Und hätte jemand anders gewagt, mir so etwas ins Gesicht zu sagen, Pierre, fände er sich mit meiner Degenspitze an seiner Kehle wieder.“
    Pierre fuhr sich durch das dunkle Haar.

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