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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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daß er heiratet.«
    »Das ist wahr, wenn ich das noch erleben könnte, das wäre schön. «
    »Ich glaube, es wird bald soweit sein. Das heißt, ich weiß es natürlich gar nicht. Du verstehst, wir wissen ja nichts. Es steht kurz bevor.«
    »Wirklich? Ich habe nichts bemerkt.«
    »Doch, doch. Es ist nur ... es gibt ein Problem, und, o Gott, es weiß niemand – es darf niemand wissen –, und ich brauche deinen Rat.«
    Maria lachte. »Wahrscheinlich ist sie schon schwanger. Was? Nun sag es schon! Ha, wie ich Jan kenne, will er die Garantie, daß sie ein Kind bekommen kann. Er ist ein schlauer kleiner Bursche, aber nicht wirklich böse. Nur manchmal. Ihr müßt das Brautkleid einfach etwas weiter machen. Man wird es schon nicht sehen. Oje! Hoffentlich paßt mir noch mein Festtagskleid, ich habe es so lange nicht getragen. Hoffentlich haben es nicht die Motten ...«
    Sie schwieg plötzlich und betrachtete die ernste Miene ihrer Nachfolgerin. »Was ist? Was hast du? Er heiratet endlich, damit wird alles gut! Glaub mir, es ist bei allen van Gruntens so gewesen. Sie heirateten und wurden friedlich. Sanfte Lämmer. Auch dieser böse Junge wird gut werden. Glaub mir, es ist immer so gewesen. Wer ist das Mädchen? Wo hat er sie geraubt?«
    »Du darfst mit niemandem darüber sprechen, Maria, bis man es dir offiziell mitteilt«, sagte Manuela besorgt. »Mir wird ganz schlecht, weil ich es dir sage.«
    »Meine Liebe, ich habe schon geschwiegen, als du noch in der Milch geschwommen bist, und ich schweige heute noch über alles, was ich hier im Haus erfahren habe. Du weißt, was das bedeutet. Was man hier alles erfährt. Es ist unsere Aufgabe zu schweigen. Deine auch. Es ist nicht leicht, wem sagst du das. Aber wer das Schweigen bricht, der soll verdammt sein. Nun sag schon, wer ist es?« Die Alte lehnte sich vor und legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Nachfolgerin.
    Manuela ergriff die Hand. »Das Problem ist, daß ich glaube, es soll gar keine richtige Ehe sein, nur eine auf dem Papier.«
    Die Alte lachte auf. »Natürlich geht es nur um den Erben. Darum ist es immer gegangen. Mach dir keine Sorgen. Hauptsache, eine Frau kommt ins Haus. Er heiratet! Wunderbar!«
    »Aber das Mädchen, sie denkt ... sie weiß es nicht ... Es ist doch Betrug. Verstehst du?«
    Maria Glaser lächelte und schloß die Augen. »Wunderbar. Ach, bin ich froh. Ich hatte schon geglaubt ... Du weißt nicht, wie wichtig mir das ist.«
    Es schien, als wollte die Alte in ihrem Sessel einschlafen.
    »Aber es darf nicht sein.«
    »Laß deinen Herrn nur machen«, flüsterte Maria. Sie legte den Kopf zurück, und ihre Stimme wurde tonlos: »Was bin ich froh und glücklich. Du hättest mir keine bessere Nachricht bringen können.« Ihre Hand entzog sich Manuelas Fingern und fiel in ihren Schoß.
    »Aber, Maria, sie ist ... sie ist vollkommen ungeeignet.«
    »Ach.« Die Alte seufzte zufrieden. Ihre Augen öffnete sie nicht. »Sind wir das am Anfang nicht alle? Ungeeignet.«
    »Es ist Katharina.«
    Die Alte zuckte zusammen. »Kathar...« Ihre Lippen bewegten sich weiter, aber Manuela Kotschik verstand kein Wort.
    »Maria! Was ist?« Sie erhob sich und neigte ihr Ohr dicht an Marias Lippen.
    »Maria! Was ist?«
    Die alte Haushälterin öffnete endlich wieder die Augen, starrte sie an und sank langsam in ihrem Sessel zusammen. Manuela nahm sie bei den Schultern, schüttelte sie. »Maria!«
    Sie griff nach der schlaffen Hand. Es war kein Puls zu fühlen.

23
    »Ich weiß gar nicht, warum Sie das jetzt so düster schildern, mein lieber Freund. Ich kenne Herzensach. Es liegt im Kreis Weinstein. Ein sehr interessantes Gebiet für Biologen – und nicht nur für die. Auch Archäologen finden dort ein reiches Betätigungsfeld. Dieser Wald ist für Ihre Arbeit hervorragend geeignet. Aber Sie berichten mir, als handle es sich um den Stadtpark, und machen ein Gesicht, als wären Sie dort ausgeraubt worden. «
    Selten hatte Jakob Finn seinen Doktorvater, Professor Walter Perner, so vergnügt erlebt. (Doch genau! Es ist jener Professor, der vor einigen Jahren die wesentlich jüngere Fernsehsprecherin Katia Vieth geheiratet hat, die mit einem Selbstmordversuch ihre Einschaltquoten um hundert Prozent steigern konnte. Sie haben die Geschichte bestimmt gelesen!) Jakob war ihm auf dem Flur des Biologischen Instituts begegnet, wollte eigentlich gar nicht mit ihm sprechen, fühlte sich nicht vorbereitet. Perner hatte ihm auf die Schulter geschlagen, ihn mit sich gezogen, und Jakob

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