Herzensangelegenheiten
Kümmere du dich erstmal darum, eine Wohnung für euch zu finden.“
Wie machte sie das nur? Samuel begriff es nicht. Er musste sich so sehr beherrschen, um nicht vor allem davonzulaufen, weil er das Gefühl hatte, es würde ihn ersticken, und sie machte Pläne für die Auflösung von Chelseas Wohnung. Frauen waren einfach anders. Schon immer. Samuel hatte es im Einsatz mehrmals erlebt, dass Frauen in Krisensituationen besser einen klaren Kopf behielten und statt mit Waffengewalt mit Köpfchen agierten. Das Bild von hysterischen und laut kreischenden Weibchen, wie Film und Fernsehen es immer wieder in ihren Produktionen darstellten, gab es in seinen Augen nicht. Ganz im Gegenteil. Trotzdem hielt es sich hartnäckig und er kannte genug ehemalige Kameraden, die Frauen in der Armee für überflüssig hielten.
„Wie machst du das, Grace? Wie kannst du so ruhig sein?“
„Ach Sam.“ Sie strich ihm sanft über den Kopf. „Ich tue nur so. Allein für Amber. Heute Nacht werde ich weinen, aber im Moment bin ich die liebe Oma. Wir Frauen können das. Wir müssen es auch. Wer soll denn sonst auf euch starke Männer aufpassen?“
Samuel lachte leise und umarmte Grace. Sie hatte ja so Recht. Im nächsten Moment schallte plötzlich lautes Kinderlachen durchs Haus und Samuel sah zur Tür. Seine Maus war wieder da. Er lächelte und schaute zu Grace, die amüsiert nickte.
„Na geh' schon.“
„Daddy, Daddy.“
Samuel fing Amber auf, die in vollem Tempo durch den Flur auf ihn zugerannt kam, und drehte sich lachend mit ihr herum. Das war sein kleines Baby. Seine Tochter. Der Sonnenschein in seinem Leben. Das Wunder, dass er im Vollsuff erschaffen hatte. „Na, Schatz. Hattest du Spaß mit Opa?“
„Ja, es war ganz toll. Aber kalt. Guck mal.“ Sie legte ihm ihre kalten Finger an die Wangen und Samuel schüttelte sich, was Amber lachen ließ. „Wir haben mit Eis gespielt. Es war ganz glatt und so toll. Und Opa hat gesagt, morgen schneit es.“
„Genau morgen?“
Amber nickte. „Jap.“
„Dann müssen wir wohl deinen Schlitten vom Speicher holen“, sagte Samuel schmunzelnd, denn er wusste, wie verrückt Amber nach Schnee war.
„Jaaa“, freute sich Amber und sah über seine Schulter. „Hallo.“
Samuel drehte sich um und sah Devin neben Grace stehen, die leise lachte und dabei Richtung Wohnzimmer deutete, was soviel hieß wie, dass sie sich um ihre Gäste kümmern würde, damit sie in Ruhe reden konnten. Samuel nickte ihr dankbar zu, worauf sie mit Matthew, der Amber schnell einen Kuss gab und ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte, verschwand. Samuel wartete, bis sie allein im Flur waren, bevor er mit Amber auf dem Arm zu Devin ging.
„Amber, ich möchte dir gern meinen Freund vorstellen. Du hast ihm vorhin 'Hallo' gesagt, bevor du mit Opa spielen gegangen bist.“
Amber nickte schüchtern und sah Devin dabei an, der lächelnd zu ihnen sah. „Sind deine Beine kaputt? So wie Kens?“
„Ja, das sind sie.“
„Und sie können nicht wieder heil werden?“
„Leider nicht.“
„Schade.“ Amber sah zu ihm. „Daddy, runter.“ Samuel stellte sie auf die Füße und Amber lief neugierig zu Devin, um ihm die Hand zu geben. „Ich bin Amber.“
Devin ergriff ihre Hand. „Hi Amber. Schön, dich kennenzulernen.“
Amber kicherte. „Kommst du mit mir spielen? Aber erst zu Oma. Ich möchte Kakao.“
Devin nickte amüsiert. „Gern. Fragst du deine Oma nach dem Kakao? Dann kann ich noch kurz mit deinem Dad reden.“
„Okay.“ Amber schaute über ihre Schulter zu ihm. „Spielst du auch mit, Daddy?“
Samuel nickte. „Na klar, mein Schatz.“ Amber war zufrieden und lief los. Samuel schaute ihr nach, bis sie die Tür zum Wohnzimmer zuzog, um dann Devin anzuschauen, der ihn lächelnd ansah. „Was?“
„Sie sieht aus wie du, ist dir das klar?“
„Findest du?“ Samuel spürte, wie Verlegenheit in ihm aufstieg. „Sie hat mehr von ihrer Mutter.“
„Charakterlich vielleicht. Äußerlich allerdings nicht.“
„Magst du sie?“, fragte Samuel unruhig und sah unwillkürlich zur Wand, an der Grace und Matthew Familienbilder aufgehangen hatten.
„Sam, hör' auf damit“, sagte Devin und schüttelte den Kopf, als Samuel ihn verdutzt ansah. „Du hast keinen Grund, nervös zu sein.“ Devin rollte neben ihn und sah zu den Bildern hoch. „Sie ist deine Tochter, wie könnte ich sie nicht mögen?“
Samuel fuhr sich durch die Haare. „Dev, ich...“
„Du bist garantiert kein schlechter
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