Herzensangelegenheiten
mich bitte richtig, Sam, der Staat urteilt danach, ob Sie Amber ein Zuhause geben können, ob Sie genug Geld verdienen, sie gesund ernähren zu können, und ob Sie Ihrer Tochter ein Vater sein können. Den letzten Punkt zweifle ich gar nicht an, denn dass Sie mir gerade fast an die Gurgel gesprungen sind, als Sie dachten, ich wäre hier, um Ihre Tochter zu holen, spricht für Sie. Es spricht allerdings gegen Sie, dass Sie zurzeit einen Job in einer Kampfsportschule haben, in dem sie praktisch auf Abruf arbeiten, dass Sie am Beginn einer Beziehung zu einem Mann stehen und vor allem, dass Sie keine Wohnung haben. Wie es jetzt aussieht, wird kein Gericht der Welt Ihnen das Sorgerecht überlassen, verstehen Sie?“
„Wir sind gerade dabei ein Haus zu kaufen“, warf Samuel ein und verstand so langsam, worum es Denise Bartlett ging.
„Wir?“ Denise stützte beide Ellbogen auf dem Küchentisch ab, als Samuel nickte, und lächelte Devin und ihn ehrlich an. „Sehr gut. Dass Sie gemeinsam ein Haus kaufen, ist geradezu perfekt.“ Denise sah zwischen Devin und ihm hin und her. „Und ich gratuliere Ihnen, ganz ehrlich.“ Sie überlegte kurz, wobei ihr Lächeln nach und nach verblasste. „Sehen Sie jetzt noch zu, dass sie für die kommende Zeit festere Arbeitszeiten haben, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.“
„Eigentlich?“ Samuel runzelte die Stirn. Da war etwas in Denises Stimme, das ihn plötzlich misstrauisch machte. „Wieso habe ich auf einmal das Gefühl, dass sie uns etwas verschweigen?“
Denise seufzte und fuhr sich übers Gesicht. „Ihnen entgeht nicht sehr viel, was? Oh man, das könnte mich meinen Job kosten, aber... Egal.“ Denise sah sie ernst an. „Ich will ihnen damit keine Angst machen, aber es wäre vielleicht ratsam, wenn Sie sich einen Anwalt nehmen.“
Samuel bekam eine Gänsehaut. „Warum?“
Denise zögerte, aber nur kurz. „Weil mein Vorgesetzter für Männer wie sie keinerlei Verständnis hat und Amber liebend gern von Ihnen wegholen würde, verstehen Sie?“
Oh ja, und wie Samuel verstand. „Wir werden Ärger kriegen, oder?“
Denise nickte betrübt. „Ich befürchte es.“
Devin rollte neben ihn und Samuel biss sich auf die Unterlippe, während er Denise Bartletts Wagen nachsah. Es war beinahe elf Uhr abends. Sie hatten noch knapp drei Stunden über das Für und Wider wegen eines Anwalts diskutiert, und dabei sowohl seine Eltern, als auch Kendrick mit einbezogen. Das Ganze war eine Familiensache und Denise wollte ihnen wirklich helfen. Gleichzeitig hatte sie Angst, ihren Job zu verlieren, denn ihr Boss, Al Gayner, verstand laut Denise keinen Spaß, sobald es um Schwule oder Lesben ging.
Denise erinnerte Samuel etwas an Chelsea, die ja auch immer hatte helfen wollen. Er würde nicht zulassen, dass sie ihren Job verlor, aber er würde sich auch nicht Amber wegnehmen lassen, nur weil ein Sozialarbeiter etwas gegen Männer wie ihn hatte. Wenn dieser Kerl es wagen sollte, Devin und ihm daraus einen Strick zu drehen, dass sie sich liebten, würde er das Jugendamt notfalls bis vors Gericht schleifen.
„Ich lasse mir Amber nicht wegnehmen. Niemals“, sagte er leise, als Denises Bartletts Wagen längst nicht mehr zu sehen war. „Egal, was ich dafür tun muss, aber Amber bleibt bei uns.“
„Wir sollten dringend Adrian anrufen.“
„Euren Anwalt?“ Samuel sah zu Devin, der seinen Blick schweigend erwiderte, was Antwort genug war. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich den allwissenden Mister-FBI persönlich kennenlerne.“
Devin nickte. „Du hast es erfasst.“ Im nächsten Moment wurde sein Blick sehr ernst. „Und jetzt erzählst du mir gefälligst, was heute Morgen im Kindergarten los war.“
Verdammt. Samuel stöhnte auf. „Woher weißt du das?“
„Weil dein Blick, als du heute Morgen zurück zum Wagen kamst, mehr gesagt hat, als tausend Worte es gekonnt hätten. Ich bin zwar gelähmt, aber nicht blind. Was hat diese Tussi mit ihren gefärbten blonden Haaren, die mich nur missbilligend angesehen hat, nachdem du aus dem Haus kamst, zu dir gesagt?“ Devin verschränkte die Arme vor der Brust, als er schwieg. „Rede, Sam. Am besten gleich, umso eher können wir schlafen gehen.“
„Du bist so ein Sklaventreiber“, murrte er, weil es ihn ärgerte, dass Devin ihn wieder einmal durchschaut hatte.
Devin nickte. „Weiß ich. Also?“
Samuel seufzte und gab nach. „Lass uns reingehen. Das dürfte ein wenig länger dauern und ich habe nicht vor,
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