Herzensangelegenheiten
hier festzufrieren.“
- 6. Kapitel -
Samuel drückte den Rücken durch und streckte sich leise stöhnend. Endlich fertig. Die letzte große Kiste hatte eben ihren Platz bei den anderen gefunden. Jetzt mussten sie nur noch ihre Sachen ins Haus holen und danach war Feierabend, denn ausräumen würde er den ganzen Kram heute nicht mehr. Das hatte bis morgen Zeit. Außerdem müsste der Pizzabote bald klingeln, weil Devin zum Abendessen für sie alle eine Großbestellung aufgegeben und Kilian damit geärgert hatte, dass er für ihn extra große Portionen geordert hatte.
Dafür war Kilian natürlich von allen Seiten ausgelacht worden und irgendwie ahnte Samuel, dass Colins Neffe sich bei Gelegenheit für diese Neckerei an ihnen rächen würde. Seine Tuschelei mit Kendrick vor einigen Minuten sprach auf jeden Fall für diese Theorie, bevor sein Bruder losgezogen war, weil er Amber ins Bett bringen wollte und später verabredet war. Kendrick war völlig vernarrt in seine Nichte und Samuel war heilfroh, dass sie an diesem Wochenende bei seinen Eltern blieb. Zwischen dem Umzugschaos hätte Amber nur gestört und er selbst hätte zuviel Angst gehabt, dass seiner Tochter etwas passierte. Nein, so war es entschieden besser. Ein reines Männerwochenende, inklusive alkoholsüchtigem Hund.
Apropos Hund, wo war Whiskey überhaupt? Samuel sah sich um, wobei ihm auch auffiel, dass eine seiner Bücherkisten nicht da war. Aber er hatte sie doch heute Morgen gleich als erstes mit Mikael in den Transporter geladen. Merkwürdig. Samuel war sich sicher, dass der Transporter leer war. Immerhin hatte er ihn eben abgeschlossen, da ihre in Säcken verpackte Kleidung in seinem Pickup lag.
„Hat irgendwer den vierbeinigen Säufer gesehen?“, rief er durchs Haus, in der Hoffnung auf Antwort.
„Ja, der ist bei mir“, rief Devin aus dem oberen Stockwerk zurück und Samuel war beruhigt. „Er frisst gerade eins deiner Bücher an.“
Samuel sah entsetzt zur Treppe. „Was macht er?“
Devin lachte nur und Samuel stöhnte, als ihm klar wurde, dass er reingelegt worden war. So ging das nun schon den ganzen Tag. Devin hatte sich mit Kendrick und Kilian gegen Colin, Mikael und ihn verschworen, seit sie heute Morgen den Umzug angefangen hatten, und das würde er Devin bei passender Gelegenheit noch heimzahlen. Aber erst wenn er seine Bücher wiedergefunden hatte.
„Meine Fresse“, schimpfte Colin im nächsten Moment und tauchte in der Haustür auf, seine gesuchte Bücherkiste schleppend. Mikael war am anderen Ende und bevor Samuel etwas sagen konnte, hatten sie die Kiste bereits im Flur abgestellt und Colin sah ihn schnaufend an. „Das Ding wiegt glatt 'ne Tonne. Was liest du eigentlich so viel? Kannst du nicht Filme gucken, wie normale Männer?“
„Sam kann wenigstens lesen“, stichelte Kilian frech und kam mit einem Sack voller Kleidung ins Haus.
Mikael lachte und schaute Kilian kopfschüttelnd an, während Colin mit offenem Mund dastand. Samuel sah amüsiert zwischen den Dreien umher. So wie Colin auf einmal Kilian fixierte, ging es hier unten gleich rund. Was scheinbar auch Devin bemerkt hatte, der plötzlich oben an der Galerie auftauchte und grinsend zu ihnen hinuntersah.
„Kann es sein, dass ich gerade von meinem eigen Fleisch und Blut verunglimpft werde?“, fragte Colin lauernd und trat einen Schritt beiseite und damit direkt auf Kilian zu, der daraufhin den Sack an die Treppe lehnte und grinste.
„Verunglimpft? Gib zu, das Wort hast du aus meinem Deutschaufsatz letzte Woche gelernt.“
„Na warte.“ Colin rannte los und Kilian flüchtete lachend durch die offenstehende Haustür nach draußen. „Wenn ich dich erwische, du Frechdachs, dann...“
Samuel, Devin und Mikael sahen sich an und lachten schallend los. Irrenhaus. Eindeutig Irrenhaus. Aber es war sein Irrenhaus. Devins und seines. Das in knapp zwei Stunden, wenn er die Uhrzeit richtig im Kopf hatte, von einem Superanwalt aus Baltimore gestürmt werden würde, also sollten sie zusehen, wenigstens noch sämtliche Akten vom Jugendamt ins Wohnzimmer zu schaffen und das etwas wohnlicher gestalten. Das alte Ehepaar hatte ihnen nämlich den Großteil aller Möbel im Wohnzimmer dagelassen, aber alles mit Tüchern überdeckt, damit durch den Umzug nicht zuviel Dreck auf den Möbeln landete.
Sie hatten es mit diesem Haus wirklich gut getroffen. Ihre Küche war komplett, in beiden Badezimmern standen Regale, die sie nutzen konnten, das Gleiche galt für den
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