Herzensangelegenheiten
Devin belehrte ihn eines Besseren. Je schneller sie die Sache hinter sich brachten, desto eher hatten sie Ruhe vor dem Jugendamt und konnten sich damit beschäftigen, eine Familie zu werden. Zudem war der Vorschlag gar nicht mal schlecht. Amber würde abends durch seine Eltern und Kendrick abgelenkt sein und Devin würde ihm einen Tritt verpassen, falls er sich danebenbenahm. Zudem konnte er im Notfall einfach kurz vor die Tür gehen und tief durchatmen, bevor er Gefahr lief, der Frau an die Gurgel zu springen.
„Sechs Uhr geht“, antwortete er und Bartlett nickte zufrieden.
„Es könnte sein, dass ich es nicht genau bis sechs Uhr schaffe, weil ich vorher nach einem meiner Kinder schauen will, aber ich beeile mich.“
„Sie haben Kinder?“, fragte Samuel verblüfft, denn damit hatte er nicht gerechnet, um ehrlich zu sein.
Bartlett schüttelte amüsiert den Kopf. „Dafür möchte ich mir noch einige Jahre Zeit lassen. Nein, ich besuche regelmäßig meine Kids, die ich betreue, um zu sehen, ob es ihnen gut geht.“
Samuel betrachtete sie eine Weile. Es schien ihm, als wäre sein erster Eindruck falsch gewesen. „Sie lieben Kinder?“ Ihr folgendes Lächeln war Antwort genug. „Wie wäre es mit einem Essen?“, fragte Samuel daraufhin und grinste verlegen, als Denise ihn misstrauisch ansah. „Ich meine heute Abend, wenn Sie herkommen. Gemeinsam mit meiner Familie. Als Entschuldigung, dass ich sie angeraunzt habe.“
„Entschuldigung angenommen und ich bin einverstanden.“ Denise gab ihm die Hand. „Viel Glück bei Ihren Terminen, Mister Becks.“
Samuel verzog das Gesicht. Mister Becks. Er kam sich gleich zehn Jahre älter vor. „Sam. Einfach nur Sam“, bat er, was Denise Bartlett mit einem Lachen kommentierte.
„Denise. Einfach nur Denise.“
Er hatte es ja gewusst. Der Tag wurde immer besser. Erst Devin, der ihm am Morgen für sein Verhalten gegenüber Denise die Leviten gelesen hatte, dann diese dämliche Pute vom Kindergarten, die ihm nahe gelegt hatte, Amber in Zukunft doch allein herzubringen, weil es ein falsches Licht auf ihre Einrichtung werfen würde, wenn ein kleines Mädchen von zwei Männern zum Kindergarten gebracht wurde, die ja ganz offensichtlich eine Liebesbeziehung führten, und jetzt auch noch das. Denise Bartlett hielt ihn offensichtlich für einen schlechten Vater. Genau das brauchte er heute noch, um ihm den Tag vollkommen zu versauen.
Wenigstens hatte es bei der Bank keine Probleme gegeben und ihrem Hauskauf stand nichts mehr im Wege. Die größte Baustelle waren sie losgeworden, dafür hatten sich gleich unzählige andere aufgetan. Samuel stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. Wenigstens war Amber gerade bei Kendrick oben, der sie ins Bett brachte, und bekam nicht mit, was hier unten abging. Was bildete die Frau sich eigentlich ein, ihm vorzuwerfen, ein unstetes Leben zu führen?
„Um mal eines klarzustellen. Ich lasse mir Amber nicht von Ihnen wegnehmen, Lady.“
„Sam, Sie stehen gerade am Beginn einer Beziehung und...“
„Wie bitte?“, mischte sich Devin ein, der genauso wütend aussah, wie Samuel es war. „Soll das heißen, dass Sie Sams Vaterqualitäten danach beurteilen, mit wem er sich trifft oder schläft?“
„Nein, Herrgott!“, fuhr Denise Devin wütend an und schlug mit der Faust auf den Küchentisch. „Würden Sie mich bitte endlich einmal ausreden lassen, und zwar alle beide!“
„Eine äußerst gute Idee!“, riefen seine Eltern aus dem Wohnzimmer herüber, was Denise zuerst verdutzt über die Schulter sehen ließ, dann begann sie zu lachen, während Samuel verblüfft zu Devin sah, der seinen Blick genauso überrascht erwiderte.
„Also“, meinte Denise schließlich. „Wenn es nach mir geht, können Sie ins Bett steigen, mit wem Sie wollen, Sam. Aber nach mir geht es nicht, sobald das Wohl eines Kindes betroffen ist. Und das war es auch, was ich eben ausdrücken wollte. Nicht mehr. Ich halte Sie weder für einen schlechten Vater, noch habe ich vor, Ihnen Amber wegzunehmen. Ganz im Gegenteil. Es ist sogar mein Wunsch, Chelseas Testament so zu belassen, wie es ist. Das Problem ist nur, dass es nicht so einfach ist.“
„Okay, wo liegt das Problem?“, wollte Samuel wissen und beruhigte sich langsam wieder.
„Das Problem sind Sie. Amber braucht ihren Vater und sie braucht ein stabiles Umfeld. Gerade jetzt, nach dem Tod ihrer Mutter. Sie haben kein stabiles Umfeld. Sie haben ja nicht einmal eine eigene Wohnung. Verstehen Sie
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