Herzensangelegenheiten
Kindergarten erwähnt hatte, wo es wohl unter anderem darum gegangen war, dass die perfekte Familie aus Mann und Frau und Kind bestand. Und irgendeine Judy, er musste unbedingt in Erfahrung bringen, wer das war, hatte sich abfällig gegen Schwule, Lesben und überhaupt gegen alles, was nicht der allgemein üblichen Norm entsprach geäußert. Chelsea hatte sich darüber aufgeregt, wie man Kinder so engstirnig erziehen konnte, das wusste er noch.
„Deine Mama hat Recht“, sagte Samuel und stubste Amber gegen die Nase, was sie grinsen ließ. „Es ist egal, ob du einen Mann liebst, eine Frau oder sogar zwei Menschen oder mehr.“ Er küsste Amber auf die Stirn, als sie nickte. „Gehst du dir etwas anziehen, Maus? Ich mache derweil Eierkuchen.“
„Mit Sirup?“
„Mit Sirup.“
„Jaaa...“, freute sich Amber, kletterte über Devin, der sie dabei sicher festhielt, aus dem Bett und sprang hüpfend aus dem Zimmer. Es war so einfach, sie glücklich zu machen, dachte Samuel und sah zu Devin, der ihn angrinste.
„Was?“
„Ihr seid so niedlich zusammen.“
„Niedlich?“
Devin lachte leise. „Ja, niedlich. Und wir sollten auch aufstehen und uns anziehen, sonst kommen wir zu spät.“
Samuel stöhnte, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte. Sie hatten wirklich keine Zeit mehr. Weder für ein paar Minuten kuscheln noch sonst etwas. Jedenfalls nicht, wenn sie Amber rechtzeitig in ihren Kindergarten bringen und pünktlich zur Bank kommen wollten. Danach stand irgendwo etwas essen auf dem Plan, bevor er Devin bei Colin absetzen und zur Schule fahren würde, um die Nachmittagsklasse der Kleinen zu unterrichten. Auf dem Rückweg würde er Amber und Devin dann wieder einsammeln. Normales Familienleben.
Eine Stunde später, sie waren soeben aus der Haustür raus, hielt ein unbekannter Wagen hinter seinem Pickup in der Einfahrt. Hinter dem Steuer saß eine junge Frau, die ihnen kurz zulächelte, als sie sie an der Tür stehen sah, bevor sie ausstieg. Samuel runzelte die Stirn. Aktentasche, offener Mantel, darunter ein Hosenanzug, diese Frau kam bestimmt vom Jugendamt. Darauf hätte er sein letztes Hemd verwettet. Das hatte ihm jetzt gerade noch gefehlt. Sie waren auch so schon viel zu spät dran und vor Amber würde er mit dieser Frau garantiert nicht reden.
„Mister Samuel Becks?“
„Wer will das wissen?“, fragte er ablehnend.
„Sam“, murmelte Devin, doch Samuel ignorierte ihn.
„Das Jugendamt will das wissen“, konterte die junge Frau trocken, offenbar an solche Reaktionen gewöhnt.
Na toll, dachte Samuel und sah zu Amber auf Devins Schoß, die die Frau fragend ansah. „Wer ist das, Daddy?“
„Ich bin Denise Bartlett“, kam die Frau seiner Antwort zuvor. „Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Amber.“ Sie trat lächelnd zu ihnen, um vor Amber und Devin in die Hocke zu gehen, und Amber die Hand zu geben. Als Amber ihn fragend ansah, erinnerte sich Samuel wieder daran, dass Chelsea stets Wert auf Manieren gelegt hatte.
„Sagst du der netten Dame Hallo?“
Amber runzelte die Stirn. Seine Tochter spürte, das etwas nicht stimmte, ihr Blick verriet es Samuel deutlich. Sie gab Denise aber trotzdem höflich die Hand. Allerdings sagte sie kein Wort, sondern drückte sich dichter an Devin, der Denises Hand ebenfalls annahm, bevor er ihn mit einem warnenden Blick bedachte und dann mit Amber zum Wagen rollte. Samuel entriegelte den Pickup und rang sich zu einer Begrüßung durch, wenn auch widerwillig, was Denise Bartlett nicht entging.
„Ich weiß, ich komme unangemeldet und spürbar ungelegen. Aber wir müssen miteinander reden.“
„Das ist gerade etwas unpassend“, wehrte Samuel ab und warf einen Blick auf die Uhr. „Wir sind spät dran.“
„Wann würde es passen?“, hakte Bartlett nach. Sie hatte eindeutig vor, hartnäckig zu bleiben, was bei ihrem Job garantiert nicht das Falscheste war. Samuel brachte es allerdings auf die Palme, obwohl er nicht erklären konnte, wieso das so war.
„Gar nicht?“
Das brachte sie zum grinsen. „Das glaube ich Ihnen sogar, Mister Becks, aber es muss sein. Also, wann hätten Sie Zeit?“
Samuel seufzte und überschlug kurz den Tagesplan für heute. „Wenn Sie nicht bis spätabends arbeiten, wird das heute überhaupt nichts mehr, um ehrlich zu sein. Wir haben wichtige Termine zu erledigen und nachmittags bin ich arbeiten.“
„Heute Abend wäre okay. So gegen sechs Uhr?“
Samuel wollte eigentlich ablehnen, aber ein kurzer Blick zu Amber und
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