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Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Titel: Herzensbrecher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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wollte und sich einem längeren Krankenhausaufenthalt widersetzen würde. Das war unklug, aber für Maxine ein vertrautes Phänomen. Wenn Jason in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde, konnte sein Selbstmordversuch nicht länger als »kleines Missgeschick« abgetan werden. Stattdessen wurde man mit der Wahrheit konfrontiert: Jason war krank. Maxine hatte keinen Zweifel daran, dass der Junge unter Depressionen litt und seit dem Tod seines Vaters selbstmordgefährdet war. Sich das einzugestehen fiel seiner Mutter schwer, aber nun blieb ihr kaum etwas anderes übrig. Wenn sie ihren Sohn am nächsten Tag mit nach Hause nahm, widersetzte sie sich den Anweisungen des Arztes und handelte auf eigenes Risiko. Maxine hoffte jedoch, dass es nicht dazu kommen würde. Vielleicht hatte sich Helen bis zum Morgen gefasst und ließ sie die Maßnahmen in die Wege leiten, die zum Besten ihres Sohnes waren. Das Leben des Jungen stand auf dem Spiel.
    Maxine bat die Krankenschwestern, für Mrs. Wexler eine Liege im Zimmer ihres Sohnes aufzustellen, sobald er auf eine andere Station verlegt worden war. Sie drückte der verzweifelten Frau noch einmal ermutigend den Arm und warf einen letzten Blick auf Jason. Er schlief tief und ruhig. Es ging ihm gut – im Augenblick. Man würde ihn beobachten. In Lenox Hill gab es keine geschlossene Abteilung, aber die Gewissheit, dass eine Schwester ihn im Auge behalten würde, war beruhigend. Außerdem war seine Mutter jetzt bei ihm, und es würde ohnehin viele Stunden dauern, bis er aufwachte.
    In der eisigen Kälte machte Maxine sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Es war schon nach ein Uhr früh, als sie dort eintraf. Sie warf einen Blick in Daphnes Zimmer. Alles wirkte friedlich. Die Mädchen schliefen, zwei in Schlafsäcken auf dem Boden, die anderen in Daphnes Bett. Der Fernseher lief noch, und die Mädchen waren angezogen. Während Maxine sie betrachtete, bemerkte sie einen seltsamen Geruch, den sie nie zuvor in Daphnes Zimmer wahrgenommen hatte. Aus einem Impuls heraus ging sie zum Kleiderschrank und öffnete die Tür. Überrascht starrte sie auf zwei leere Sixpacks Bier. Sie blickte wieder zu den Mädchen und stellte fest, dass sie nicht einfach schliefen, sondern betrunken waren. Dass Jugendliche heimlich Alkohol probierten, war zwar nicht ungewöhnlich, doch diese Mädchen waren entschieden zu jung dafür. Maxine wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Offensichtlich hatten sie die Situation ausgenutzt. Maxine reihte die leeren Flaschen säuberlich auf Daphnes Kommode auf, damit sie sie beim Aufwachen direkt entdeckten. Jede von ihnen hatte offenbar zwei Flaschen getrunken. Das war viel für Kinder in diesem Alter. »Sieht so aus, als wäre die Pubertät in vollem Gange«, sagte sie leise zu sich selbst.
    Später lag sie grübelnd im Bett und dachte an Blake. Sie vermisste ihn. Es wäre schön, solche Augenblicke mit ihm teilen zu können. Stattdessen würde sie am nächsten Tag die böse Mutter spielen und die Verärgerung wie eine Maske tragen, während sie ihrer Tochter die Leviten las und ihr einen Vortrag über die tiefere Bedeutung von Vertrauen hielt. Dabei wusste sie nur zu gut, dass es noch viele Abende geben würde, an denen Daphne etwas anstellte oder eine Situation ausnutzte, um mit Alkohol oder Drogen zu experimentieren. Es war sicher nicht das letzte Mal, dass sich eines ihrer Kinder betrank. Und sie würde von Glück reden können, wenn nichts Schlimmeres geschah. Trotzdem würde sie nicht über diesen Vorfall hinweggehen. Schließlich fielen ihr die Augen zu, und als sie am nächsten Morgen aufstand, schliefen die Mädchen noch.
    Während Maxine sich anzog, erhielt sie einen Anruf vom Krankenhaus. Jason war wach. Die Krankenschwester berichtete, dass seine Mutter sehr aufgeregt sei. Helen Wexler hatte mit ihrem Hausarzt gesprochen, und der hatte sie offenbar endgültig aus der Fassung gebracht. Maxine versprach, sich in ein paar Minuten auf den Weg zu machen. Sie hörte Zelda in der Küche hantieren und beschloss, eine Tasse Kaffee zu trinken, ehe sie die Wohnung verließ. Zelda saß am Küchentisch, einen Becher mit dampfendem Kaffee und die Sunday Times vor sich auf dem Tisch.
    »Geruhsame Nacht gehabt?«, fragte sie.
    Maxine setzte sich seufzend an den Tisch. Manchmal schien es ihr, als wäre Zelda die einzige Unterstützung bei der Erziehung der Kinder. Ihre Eltern hielten sich aus allem heraus, womit sie es nur gut meinten. Blake hatte im Leben der Kinder

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