Herzensbrecher: Roman (German Edition)
»Ich bitte Sie, mir zu vertrauen«, fügte sie hinzu. Ihr entging nicht, dass von Jason kein Widerspruch kam, wohl aber von seiner Mutter. »Es nimmt deine Mutter sehr mit, dass du an Thanksgiving nicht zu Hause sein wirst. Ich habe ihr schon gesagt, dass sie dort mit dir feiern kann. Das wird sogar begrüßt.«
»Thanksgiving wird dieses Jahr sowieso beschissen sein, ohne meinen Dad. Es ist mir egal.« Jason schloss die Augen und lehnte den Kopf in die Kissen. Offenbar war das Gespräch für ihn beendet. Maxine signalisierte Mrs. Wexler, ihr nach draußen zu folgen. Sobald sie vor die Tür traten, ging die Krankenschwester hinein, um auf Jason zu achten. In Silver Pines gab es geschlossene Abteilungen und ständige Überwachung. Jason brauchte vorerst beides, davon war Maxine überzeugt.
»Ich halte es wirklich für das Beste«, versicherte Maxine, während Helen Wexler die Tränen über die Wangen liefen. »Letztlich ist es Ihre Entscheidung, aber ich fürchte, Sie können Ihren Sohn zu Hause nicht ausreichend schützen. Sie werden ihn nicht davon abhalten, es wieder zu versuchen.«
»Glauben Sie denn wirklich, dass er das noch einmal tun wird?«, fragte Mrs. Wexler erschrocken.
»Davon bin ich sogar überzeugt«, antwortete Maxine mit fester Stimme. »Jason glaubt fest daran, am Tod seines Vaters schuld zu sein. Es braucht Zeit, bis er seine Schuldgefühle überwindet. Und bis dahin muss er in einer Einrichtung untergebracht sein, die ihn vor sich selbst beschützt. Wenn er zu Hause ist, werden Sie keine ruhige Minute haben.« Jasons Mutter schüttelte den Kopf. »Mein Arzt sagte, dass wir ihm noch eine Chance geben sollten. Jungs in dem Alter würden so etwas oft tun, um Aufmerksamkeit zu erregen.« Sie wiederholte sich, als hoffte sie, Maxine doch noch zu überzeugen.
»Es war ihm ernst, Helen. Er wusste, was er tat. Jason hat eine dreifach tödliche Dosis Tabletten geschluckt. Wollen Sie riskieren, dass er es wieder versucht oder dass er aus dem Fenster springt? Sie können daneben stehen, und trotzdem geht alles so schnell, dass Sie nicht eingreifen können. Was Jason momentan braucht, können Sie ihm zu Hause nicht geben.« Sie nahm kein Blatt vor den Mund.
Endlich nickte die verzweifelte Frau. »Also gut«, sagte sie leise. »Wann ist es so weit?«
»Ich werde mich erkundigen, ob ein Bett frei ist. Jason sollte so schnell wie möglich verlegt werden. Auch hier kann er nicht ausreichend geschützt werden. Das Lenox Hill ist keine psychiatrische Klinik. Jason braucht eine Umgebung wie Silver Pines. Es ist dort nicht so übel, wie Sie vielleicht glauben. Bis er die Krise überstanden hat, ist er dort jedenfalls am besten aufgehoben. Nach den Feiertagen geht es ihm vielleicht schon besser.«
»Sprechen Sie etwa von Weihnachten?«, fragte Jasons Mutter entsetzt.
»Wir werden sehen. Das entscheiden wir, wenn wir wissen, welche Fortschritte Jason macht. Er wird einige Zeit brauchen, bis er sich wieder zurechtfindet.«
Mrs. Wexler nickte erneut und wandte sich zum Krankenzimmer.
Maxine rief sofort in Silver Pines an, und fünf Minuten später war alles arrangiert. Glücklicherweise war ein Bett frei. Maxine kümmerte sich darum, dass Jason noch am selben Tag mit einem Krankenwagen dorthin gebracht wurde. Seine Mutter durfte ihn begleiten und ihm helfen, sich ein bisschen einzugewöhnen. Über Nacht durfte sie jedoch nicht bleiben.
Maxine versprach, Jason am nächsten Tag zu besuchen. Sie musste dafür ein paar Termine verschieben, aber es würde klappen. Nur am Vormittag hatte sie zwei Sitzungen mit Patienten, die nicht verschoben werden konnten. Jason akzeptierte alles, ohne zu widersprechen.
Plötzlich unterbrach eine Krankenschwester das Gespräch mit der Mitteilung, dass ein Dr. West für Maxine am Telefon sei.
»Dr. West?«, fragte Maxine verständnislos. Der Name sagte ihr nichts. »Worum handelt es sich? Soll ich einen seiner Patienten einweisen?«
Jasons Mutter wirkte plötzlich verlegen. »Dr. West ist mein Hausarzt. Ich hatte ihn gebeten, mit Ihnen zu sprechen, weil er der Meinung ist, dass Jason zu Hause am besten aufgehoben ist. Es tut mir leid. Könnten Sie vielleicht trotzdem mit ihm sprechen? Es wäre mir unangenehm, wenn er vergeblich angerufen hätte. Wir werden Jason auf jeden Fall nach Silver Pines schicken. Vielleicht könnten Sie Dr. West sagen, dass bereits alles arrangiert ist.«
Die Angelegenheit war Mrs. Wexler sichtlich unangenehm, doch Maxine beruhigte sie. Sie
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