Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Herzensbrecher: Roman (German Edition)

Titel: Herzensbrecher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
Vom Netzwerk:
» Einen Monat? Das bedeutet, dass er an Thanksgiving nicht zu Hause ist. Das ist doch nicht Ihr Ernst!« Wieder brach sie in Tränen aus. »Ich kann ihn doch nicht über die Feiertage in einem Krankenhaus lassen. Sein Vater ist gerade erst gestorben. Es ist unser erstes Thanksgiving ohne ihn«, erklärte sie heftig schluchzend, als würde ausgerechnet dieses Fest ihren Sohn von einem dritten Selbstmordversuch abhalten.
    Maxine fand es immer wieder erstaunlich, woran sich Menschen klammerten, wenn sie der Realität nicht ins Gesicht schauen wollten. Wenn Jason mit einem dritten Versuch Erfolg hätte, würde er nie wieder Thanksgiving feiern. Das zu verhindern sollte es doch wert sein, dieses eine Fest zu opfern. Doch davon wollte seine Mutter nichts wissen.
    Einfühlsam, aber entschieden redete Maxine auf Helen Wexler ein. »Gerade jetzt braucht Jason Schutz und Hilfe. Ich möchte ihn auf keinen Fall zu früh nach Hause schicken. Das erste Fest ohne seinen Vater wird für ihn schmerzlich sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass er in Silver Pines besser aufgehoben ist. Sie können doch dort mit ihm Thanksgiving feiern.«
    Helen Wexler weinte nur noch haltloser.
    Maxine wollte nun zuerst nach ihrem Patienten sehen. Sie schlug seiner Mutter vor, das Gespräch auf später zu verschieben. Immerhin waren die beiden Frauen sich einig, dass Jason die Nacht über im Krankenhaus bleiben sollte. Es gab gar keine Alternative. Jason war nicht in der Verfassung, nach Hause zu gehen. Das sah Mrs. Wexler wie Maxine, doch die darüber hinausgehenden Überlegungen teilte sie nicht. Sie verabscheute die Vorstellung, ihren Sohn nach Silver Pines zu schicken, und behauptete, schon der Name erinnere an den eines Friedhofs.
    Maxine untersuchte den schlafenden Jason vorsichtig, studierte sein Krankenblatt und war beunruhigt, als sie las, wie viele Tabletten er geschluckt hatte. Im Unterschied zu dem letzten Versuch, bei dem die Dosis zu gering gewesen war, um sein Leben ernsthaft zu gefährden, war sie dieses Mal mehr als ausreichend gewesen. Sie fragte sich, was ihn dazu bewogen hatte. Jetzt schlief er tief und fest, aber sie nahm sich vor, am nächsten Tag ein längeres Gespräch mit ihm zu führen.
    Auf dem Krankenblatt trug sie einige Anweisungen für die Nacht ein. Jason würde später in ein Einzelzimmer verlegt werden, und sie legte Wert darauf, dass er ständig beobachtet wurde. Der Schwester sagte sie, dass sie am nächsten Morgen um neun vorbeischauen würde, man sie aber jederzeit anrufen könne, falls sie früher kommen solle. Sie stellte sicher, dass sowohl ihre Handy- als auch ihre Privatnummer notiert waren, und setzte sich dann auf dem Flur für einen Augenblick zu Jasons Mutter.
    Sie wirkte noch niedergeschlagener als zuvor. Offenbar wurde ihr langsam bewusst, was geschehen war. Sie hatte in dieser Nacht beinahe ihren Sohn verloren. Allein der Gedanke raubte ihr fast den Verstand. Maxine bot an, ihren Hausarzt anzurufen, damit er ihr ein Beruhigungsmittel gab. Sie selbst wollte Jasons Mutter nichts verordnen, da sie nicht ihre Patientin war und Maxine weder mit der Krankengeschichte vertraut war noch wusste, ob sie andere Medikamente nahm.
    Mrs. Wexler hatte bereits versucht, ihren Arzt anzurufen, ihn aber nicht erreicht. Sie hatte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Den Vorrat an Schlaftabletten hatte Jason geschluckt. Während sie sprach, weinte sie heftig. Es war offensichtlich, dass sie nicht allein nach Hause gehen wollte.
    »Ich kann die Schwestern bitten, für Sie eine Liege in Jasons Zimmer zu stellen«, bot Maxine der verzweifelten Frau an.
    »Das wäre gut«, sagte Helen Wexler leise und sah Maxine mit großen Augen an. »Wird er sterben?«, flüsterte sie. Sie fürchtete sich vor der Antwort, wappnete sich jedoch für das Schlimmste.
    »Dieses Mal nicht«, antwortete Maxine und schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Aber wir müssen dafür sorgen, dass es kein nächstes Mal gibt. Die Lage ist sehr ernst. Er hat viele Tabletten geschluckt. Deshalb möchte ich, dass er eine Weile in Silver Pines bleibt.«
    Maxine verschwieg, dass sie den Jungen für eine viel längere Zeit als einen Monat dort behalten wollte. Ihr schwebten eher zwei bis drei Monate vor und im Anschluss daran eine ambulante Behandlung in einer unterstützenden Einrichtung. Glücklicherweise konnte Mrs. Wexler sich das finanziell leisten, doch das war eben nicht der Punkt. Maxine spürte, dass sie ihren Sohn zu Hause haben

Weitere Kostenlose Bücher