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Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Herzenskälte: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Opfern.
    Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte Möhring auch noch Katia Mironowa und Frank Herzig vorübergehend von den Ermittlungen abziehen müssen. Die Crystal-Verkäufe im Stadtgebiet waren sprunghaft angestiegen, und es gab endlich eine vielversprechende Spur zu den Hintermännern, der sie dringend nachgehen mussten.
    Oliver hatte Termine bei Gericht und musste sich um seine eigentliche Arbeit kümmern. Freya durchforstete weiterhin Neuberts Aufzeichnungen.
    Deshalb saß Jennifer nun bereits seit Stunden alleine in einem Verhörzimmer, in dem sich Dutzende Umzugskisten mit den Besitztümern von Wilfried Mertens stapelten.
    Nachdem dessen Betreuer signalisiert hatte, dass er keinerlei Rechtsmittel einlegen würde, hatte Oliver noch gestern per Gerichtsbeschluss alles beschlagnahmen lassen, was vom Eigentum des ehemaligen Neurologen in einer angemieteten Garage lagerte. Es war noch erstaunlich viel aus Mertens’ Praxiszeiten vorhanden: Berge von Aktenordnern mit Rechnungen, Verträgen, Schriftverkehr und der Buchführung der letzten zwei Jahrzehnte, kistenweise Fachliteratur, ein Teil davon mit zu Lesezeichen umfunktionierten Post-its versehen. In zwei Kisten hatte Jennifer sogar neurologisches Untersuchungsbesteck, darunter Reflexhämmer, Schmerzprüfer und Stimmgabeln gefunden. Dafür jedoch kaum Privatsachen und keinerlei Erinnerungsstücke, wenn man von den wenigen gerahmten Urkunden und einem Foto absah, das ihn zusammen mit seiner ehemaligen Sprechstundenhilfe zeigte. Keine persönlichen Aufzeichnungen.
    Bisher war die Kommissarin auf nichts gestoßen, was irgendetwas in ihr zum Klingen gebracht hätte, nicht die Spur eines Verdachts, nichts Außergewöhnliches. Gerade diese Unauffälligkeit war es, die sie auf den Gedanken brachte, dass Wilfried Mertens in seinem früheren Leben etwas zu verbergen gehabt haben könnte. Doch auch für diesen Verdacht hatte sie bisher keine eindeutigen Hinweise gefunden.
    Sie hatte sich den Namen der ehemaligen Praxismitarbeiterin aufgeschrieben, in der Absicht, die Dame aufzuspüren, wozu sie bisher aber noch nicht gekommen war. Sie hatte versucht zu recherchieren, wer die Praxis von Mertens übernommen hatte, doch es hatte gar keine Übernahme gegeben. Die Praxis war aufgelöst und die Bestände an unterschiedliche Interessenten veräußert worden. Ein unbestimmtes Gefühl sagte Jennifer, dass sie überprüfen sollte, ob der Verkauf womöglich auffallend günstig und schnell erfolgt war. Normalerweise ließ sich mit der Veräußerung einer Praxis und der Übergabe des Patientenstammes eine Menge Geld verdienen.
    Parallel zu ihrer Recherche durchforstete sie das Internet nach Hinweisen auf Mertens, doch er tauchte noch nicht einmal in irgendeinem Gesundheitsportal oder auf einer Seite für Ärztebewertungen auf. Bis zur Schließung seiner Praxis waren solche Dienste allerdings auch noch nicht sehr verbreitet gewesen.
    Doktor Rabe teilte Jennifers Einschätzung, dass sie den Täter möglicherweise unter den früheren Patienten von Wilfried Mertens finden konnten. Patientenakten existierten jedoch keine mehr. Die Unterlagen waren bei Schließung der Praxis größtenteils an die Patienten ausgehändigt oder an ihre Hausärzte geschickt worden, dafür fanden sich zahlreiche Belege. Es gab zwar noch eine versiegelte Kiste mit Patientenunterlagen, doch die durfte Jennifer nicht anrühren, zumindest noch nicht. Oliver wollte sich um einen entsprechenden Gerichtsbeschluss kümmern.
    Die Anfrage bei der Ärztekammer, ob es irgendwelche Verfahren gegen Mertens oder Beschwerden über ihn gegeben hatte, lief. Ebenso wie die bei der Krankenkassenvereinigung, ob jemals Unregelmäßigkeiten festgestellt worden waren. Leider benötigten diese Institutionen meist mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen für eine Antwort – Zeit, die sie definitiv nicht hatten.
    In welche Richtung Jennifer auch ermittelte, sie stieß an Grenzen. Grenzen, die dem Mörder einen Vorteil verschafften, obwohl sie sich ihm bereits angenähert hatten.
    Dennoch vertraute sie ihrer Intuition, die ihr sagte, dass der Schlüssel zu dem Fall im Leben von Wilfried Mertens zu finden war. Und sie sollte recht behalten.
    Die entscheidende Information auf einer Nebenkostenabrechnung hätte sie beinahe überlesen. Erst zwei Seiten später stutzte sie, hielt inne und blätterte zurück. Zunächst wusste sie gar nicht, was sie an der Rechnung des Vermieters irritiert hatte, bis ihr Blick auf das Adressfeld fiel. Dort

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